Langsam beginnt mein Leben wieder!

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Kapitel 16

*** Schuldgefühle und lange Gespräche ***

14. Juni 1764


In den nächsten Tagen versuchte ich mich auf mein Leben zu besinnen und fing wieder an, mein Tagebuch fortzuführen. Ich erklärte Yannick darin aber, dass es kein Grund für eine Reise wäre und er sich um mich nicht sorgen müsste. Zumal ich es tatsächlich geschafft habe, auch wenn es nur sehr kurz war, mit meinem Enkel zu kommunizieren. Warum es mit meinem großen Sohn nicht klappen wollte, erschloss sich mir nicht.

Eigentlich hatten Faith und ich uns vorgenommen, noch einen kleinen Einkaufsbummel zu machen. Doch aus irgend einem mir unerfindlichen Grund, riet sie mir davon ab, mit der Begründung, wir würden es auf später verschieben, wenn es mir besser ginge. Vielleicht hatte sie recht, doch ich könnte mir auf der anderen Seite vorstellen, dass mich das auch ein wenig abgelenkt hätte. Nach und nach vergingen die Schmerzen und Blessuren, leider klangen die Albträume nur sehr langsam ab. In einer Nacht hatte ich Haytham eine Lippe blutig geschlagen, weil er in seiner Panik, mich nicht beruhigen zu können, immer versuchte, mich festzuhalten. Auch hatte ich zweimal geschlafwandelt, was ich persönlich schon immer sehr unheimlich fand, aber dank des leichten Schlafes meines Mannes, brachte dieser mich immer wieder zurück ins Bett.

Aber Faith hatte recht, die Nähe zu meinem Ehemann tat wirklich gut und ich konnte sie mittlerweile auch wieder zulassen und genießen. Zudem kam ich wieder zur Ruhe, wenn seine Arme mich hielten. „Mi sol, es ist schön zu sehen, dass du dich langsam erholst. Du kannst dir meine Angst um dich nicht vorstellen..." meinte er eines Tages dann leise, als ich mit ihm im Garten unter den Obstbäumen stand. „Doch, ich kann sie mir vorstellen, es würde mir nicht anders gehen, mi amor." ich drehte mich zu ihm um und stellte mich auf die Zehenspitzen, schlang meine Arme um seinen Nacken und zum ersten Mal suchte ich seine Lippen wieder. „Ich liebe dich, Haytham!" er erwiderte den Kuss vorsichtig und ich konnte seine Unsicherheit deutlich spüren. „Ich dich auch, Alex! Vergiss das nie und ich meinte es damals ernst, ich würde für dich durch die Hölle gehen, wenn ich es müsste!" In diesem Moment wusste ich, dass auch die seelischen Wunden weiter heilten, wenn auch nie ganz, das wäre unmöglich.

Mrs. Wallace erholte sich ebenfalls und war immer öfter wieder mit uns im Garten oder auch mit Edward am Spielen. „Mistress Kenway, es war alles meine Schuld..." schluchzte sie, sie plagten ebenfalls Schuldgefühle und auch ihr mussten diese ausgeredet werden. „Nein, ist es nicht, Sybill. Diese Männer haben euch völlig überrascht und es hätten ja auch andere Menschen dort im Park eingreifen können." Dieser Gedanke war mir einige Male gekommen! WARUM hatte niemand dem Kindermädchen zur Seite gestanden? Hatten sie alle zu viel Angst gehabt? „Diese... Herren, haben die Umstehenden mit Pistolen bedroht, niemand hat sich getraut, also hatten die Entführer so freie Hand. Und als wir dann in dieser Kutsche saßen, ging alles ganz schnell!" Man hatte sie und Edward hinunter in die Katakomben gebracht, in einen Bereich, welcher anscheinend gerne als Kerker oder Gefängnis genutzt wurde, weil niemand mehr von diesen Zugängen wusste. Niemand, bis auf die Familien Kenway und Williams wie es scheint!, ging es mir plötzlich durch den Kopf und das war unser Glück!

Gestern war dann Master Bradshaw bei uns vorstellig geworden, ebenso Mr. Pritchard! Beiden war anzusehen, dass sie sich in meiner Gegenwart eher unwohl fühlten und nicht so recht wussten, was sie sagen sollten. „Mistress Kenway, es tut mir unendlich leid, dass man euch in meinem Haus überfallen hat. Ich werde es nie wieder gut machen können. Doch seid versichert, so etwas wird nicht erneut vorkommen, dafür werden wir in Zukunft Sorge tragen." mit einem Seitenblick auf Finley, fuhr dieser nun fort. „Die Unterhändler wurden jetzt durch neue und vertrauenswürdigere Leute ersetzt. Auch haben wir die Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit solchen Festivitäten und auch dem Transport verschärft. Zudem haben wir Nachricht an die „White Moon" und eure „Jackdaw" geschickt zusammen mit jeweils 5 hervorragend ausgebildeten Meisterassassinen! Sie werden in Zukunft zusätzlich für eure Sicherheit und die der Waren sorgen."

Even when your kind appears to triumph - Part 4Where stories live. Discover now