Darf ich vorstellen? Benjamin Franklin!

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*** Darf ich vorstellen? Benjamin Franklin!***

20. Mai 1764


Edward Junior war ein perfekter Wecker, man konnte einfach nicht verschlafen. Aber man sollte auch nicht allzu spät zu Bett gehen, er war gnadenlos und vor allem laut. Da ich den Kleinen aber nicht mehr stillte, konnte ich ihn wickeln und einfach mit zu uns ins Bett holen. Manchmal bekamen wir noch eine Stunde Schlaf, aber das war eher die Ausnahme. Heute stand nun endlich die Rundführung durch London für mich an und Haytham hatte sich einen regelrechten Plan ausgedacht, wohin er uns bringen wollte. „Und Edward muss ja auch wissen, wo seine Großeltern einmal gelebt haben. Das lässt sich wunderbar verbinden!" es war schon fast wie ein Rausch von ihm, doch diese Freude war ansteckend.

Sogar Sybill freute sich darauf und hatte sich in ihr bestes Kleid gezwängt. Jetzt stand sie erwartungsvoll mit uns vor dem Eingang und hatte Edward auf dem Arm, welchen ich ebenfalls in seine besten Sachen gesteckt hatte. Auch wenn sie nicht lange sauber blieben, aber zum Wechseln hatten wir genug dabei. Magda und Michael hatten dann bis heute Abend frei und waren bereits aufgebrochen um sich ebenfalls die Stadt anzusehen. Haytham nahm seinen Sohn und half mir und Mrs. Wallace in die Kutsche und der erste Stopp galt dem Anwesen, in welchem die Familie damals nach dem Brand untergekommen war. Ich hatte es mir kleiner vorgestellt aus den Erzählungen von meinem Mann und sagte das auch. „Wie hatte ich es denn beschrieben? Ich kann mich nicht mehr ganz genau erinnern?" Also erzählte ich von meiner Vorstellung und das meine Fantasie manchmal seltsame Blüten trug.

Von dort aus ging es einmal zur Oper, vor welcher ich mit offenem Mund stand und keinen Ton rausbekam. „Diese Bauten sind einfach der Wahnsinn, Haytham. Sie sehen genauso aus wie jetzt, das ganze hat sich nicht wirklich verändert." er stand lachend neben mir. „Du müsstest dich jetzt selber sehen und hören, Alex. Deine Begeisterung ist einfach großartig." Es ging weiter Richtung White's Chocolate House. Ein doch recht unspektakuläres Gebäude auf den ersten Blick. Aber es war gepflegt und lag, wenn man es geschäftlich betrachtete, sehr günstig. Es war gut zu erreichen, ob zu Fuß oder mit der Kutsche. Hierhin würde ich also in Zukunft auch noch liefern. Innerlich wuchs ich mal wieder einen Zentimeter, ein bisschen stolz war ich schon, dass es mit dem Handel so gut klappte.

Es kamen die üblichen königlichen Gebäude, welche man mir nun zeigte und ich muss gestehen, wenn man das noch nie in Echt gesehen hat, dann ist es einfach beeindruckend. Wie gerne würde ich Fotos machen, doch leider ging das ja nicht so einfach. Haytham ließ es sich nicht nehmen, seinem Sohn jedes kleinste Detail zu erzählen. Das wurde von Edward mit großen Augen quittiert und irgendwann war er wieder eingeschlafen, nachdem er von Sybill sein zweites Frühstück bekommen hatte. Es war nur ein süßes Brötchen, aber der Kleine bestand darauf!

Wir gingen dann eine Weile zu Fuß weiter und durchquerten einen gerade neu angelegten kleinen Park. Sybill war dankbar, als sie eine Bank fand, wo sie sich kurz setzen konnte. Ich vergaß immer, dass sie ja mittlerweile auch über 50 war und den ganzen Tag mit unserem Sohn beschäftigt war. Doch wir setzten uns alle für einen Moment und genossen die Sonne. Endlich mal keine feuchte Luft hier, meine Haare dankten es.

Zum Mittag gingen wir in ein kleines Wirtshaus, da White's erst gegen späten Nachmittag öffnete. Und nun bekam ich typisches englisches Essen vorgesetzt und was soll ich sagen? Das wird definitiv nicht mein Lieblingsessen, da bevorzuge ich die schottische oder irische Küche. Aber was die Briten aßen war, naja, eigenartig. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und aß brav meinen Teller leer, bestellte mir aber etwas zum Magen aufräumen anschließend. „Du scheinst dich nicht mit der englischen Küche auszukennen, oder?" kam es amüsiert von Haytham. „Nein, nicht wirklich. Wie könnt ihr sowas essen?" grinste ich über meinen Becher hinweg. „Gewöhne dich einfach daran, dass ist das einfachste." Das würde ich definitiv nie tun, grinste ich in mich hinein.

Even when your kind appears to triumph - Part 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt