XVII

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Das schwarze Quad, welches mir Darryl stolz präsentierte, sah gar nicht mal so übel aus. Es war nicht so groß wie die, die ich schon gesehen hatte. Stattdessen hatte es etwas Cross ähnliches an sich und machte einen sportlichen Eindruck.

Kurze Zeit später saß ich bereits hinter dem Schwarzhaarigen auf dem Quad und wir fuhren durch den riesigen Eingang. Darryl hatte bei der Fahrt auf Helme verzichtet, was mir nicht ganz behagte. Für meinen Geschmack fuhr er auch ziemlich schnell durch den Wald und das Gestrüpp. Der unebene Boden sorgte für eine holprige Fahrt und somit krallte ich mich an meinem Vordermann fest.

Dieser kommentierte das mit einem kleinen Grinsen, welches ich im Rückspiegel sah.

Die Fahrt dauerte zwar nur wenige Minuten, kam mir aber wie endlose Stunden vor. Dementsprechend war ich auch erleichtert, als endlich mein Haus in Sicht kam. Mit wackeligen Beinen stieg ich ab und sah ihn vorwurfsvoll an.

Doch er lachte nur und sah mich dann unschuldig an. „Komm schon, so schlimm war es doch gar nicht", zog er mich auf.

„Nicht schlimm?! Du fährst rabiater als Vin Diesel in Fast and Furious!", fauchte ich.

Allerdings ließ ihn das noch weiter Grinsen. „Das nenn ich doch mal ein Kompliment."

„Idiot!", knurrte ich.

„Ey!"

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder aufs Quad. „Wieso hast du eigentlich kein Auto? Hast du Angst, dass du mit deiner Fahrweise einen Unfall baust, oder was?", lachte ich.

„Ich mag einfach keine Autos. Keine Ahnung was ihr an diesen engen Dingern so schön findet", grummelte er und verzog leidend das Gesicht.

„Sie sind schön warm und wenn es regnet, wirst du nicht nass", erklärte ich schulterzuckend. „Und ganz nebenbei, sie sind um Welten schneller als dein kleines Quad", ergänzte ich noch leise.

Doch er hatte es natürlich gehört. „Klein?! Mein Quad ist nicht klein! Und was die Geschwindigkeit betrifft, kommt es nur darauf an, wo man fährt", verteidigte er sein Fahrzeug und ich musste zugeben, dass er Recht hatte. Sahen wir es mal als unentschieden.

Darryl wandte seinen Blick ab und sah in Richtung Haus. Dabei sah er leicht in die Sonne und sie ließ seine grünen Smaragde glänzen.

„Ich muss sagen, es hat sich wirklich gar nichts geändert", meinte er plötzlich.

Verwirrt sah ich ihn an. Woher kannte er mein Haus?

Doch er schien selbst den unlogischen Zusammenhang seiner Aussage erkannt zu haben, denn er biss sich auf die Lippe und unterbrach mich, bevor ich etwas sagen konnte. „Ich war früher schon mal hier", versuchte er sich zu erklären.

Allerdings vergrößerte das meine Neugierde nur. „Was meinst du mit, du warst früher schon mal hier?"

„Sagen wir es mal so, dein Vater und ich sind alte Bekannte", sagte er ausweichend und mit einem komischen Unterton in der Stimme.

Ungeduldig kniff ich meine Augenbrauen zusammen. „Woher kennst du bitte meinen Vater?"

Für einen kurzen Augenblick sah er mich nachdenklich an, ehe er wieder wegsah und mir antwortete, „Manche Fragen sollten besser nicht beantwortet werden", er machte einen Schritt zum Quad, „Zumindest noch nicht jetzt", ergänzte er und drehte sich dann komplett um.

Ratlos stand ich vor meinem Haus und sah ihm dabei zu, wie er sich wieder auf Quad setzte und sich für die Weiterfahrt vorbereitete. „Wir sehen uns morgen in der Schule!", rief er und fuhr weg.

Eine kleine Weile sah ich ihm hinterher. Erst nach beinahe fünf Minuten ging ich ins Haus und sah mich um. Mein Vater würde ausrasten, wenn er wüsste, wo ich die Nacht war. Schließlich durfte ich ja nicht auf das Fest.

Ich beschloss erstmal in mein Zimmer zu gehen, um mir neue Sachen zu holen und anschließend ging ich ins Bad zum Duschen. Dann zog ich mich an, kämmte und föhnte mir noch die Haare und putzte Zähne. So war ich innerhalb einer Stunde fertig. Genau rechtzeitig, denn es klingelte und als ich die Tür öffnete stand eine wütende Sara davor. Ohne etwas zu sagen, betrat sie mein Haus und sah mich prüfend an, so als suche sie nach Verletzungen.

„Okay, also äußerlich hat er dir nichts getan, das ist gut", murmelte sie leise und kam näher an mich heran.

Genervt stieß ich die Luft aus. „Natürlich hat er mir nichts getan! Er hat mir gestern Nacht schließlich das Leben gerettet. Und wieso denkst du so schlecht von ihm?"

„Warum ich so schlecht von ihm denke? Vielleicht, weil er gefährlich ist oder dich in deinen Träumen angegriffen hat? Ich sag dir, irgendetwas stimmt da nicht!", meinte sie mit großen, besorgten Augen. „Und was meinst du mit, er hat dich gerettet?"

Kurz zögerte ich, doch nickte dann in Richtung Sofa, damit wir uns hinsetzten. „Naja, also gestern Nacht bin ich kurz weg, um meine Jacke zu holen und dann... da war da plötzlich dieser Mann, der mich in den Wald gezerrt hat. Ich dachte schon das wars, als er vor mir stand. Er wollte mich töten, da bin ich mir sicher. Doch dann war da Darryl und dann ging alles ganz schnell. Ein Schrei und plötzlich war alles still", erklärte ich ihr mit zittriger Stimme und meine Augen wurden bei der Erinnerung glasig.

„Und dann?", fragte sie vorsichtig weiter, während sie mich in den Arm nahm.

Leicht löste ich mich von ihr. „Darryl hat mich dann zu sich mitgenommen und ich bin dann in seinem Bett eingeschlafen. Den Rest kennst du ja."

„Hm. Und weißt du was mit dem komischen Typen passiert ist?", wollte sie mit einem undefinierbaren Blick wissen.

Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein und ehrlich gesagt, will ich es auch gar nicht wissen. Ich nehme mal an, dass er ihn niedergeschlagen hat oder so?"

„Laila, der hat den umgebracht!", meinte sie plötzlich so seltsam ernst.

Meine Augen weiteten sich. „Was? Wie kommst du denn auf diese Scheiße?!"

„Na überleg doch mal, es wäre gar nicht so unlogisch. Der Typ hat einmal kurz geschrien und dann kam kein Mucks mehr und deine Träume sind sicher eine Warnung! Ich mein, der Typ wohnt mitten im Wald, hallo?!", versuchte sie mir zu erklären.

„Wir haben dafür keine Beweise und Darryl ist mit Sicherheit kein Mörder, nur weil er etwas anders ist!", verteidigte ich ihn.

Sara gab sich geschlagen. „Wie du meinst, aber komm hinterher nicht zu mir, wenn er dich verletzt! Der Typ ist gefährlich und ich trau dem nicht über den Weg!"

„Lass uns nicht mehr darüber reden", versuchte ich die Stimmung zu retten. Lieber wechselte ich schnell das Thema. „Wusstest du eigentlich, dass Darryl und David gar nicht wirklich Brüder sind?"

Und damit hatte sich das Thema Mord erledigt. Sara sprang sofort auf das neue Thema an und während sie sich mit mir aufgeweckt unterhielt, machte ich mir so meine Gedanken. Allein der Gedanke, Darryl könnte jemanden umgebracht oder verletzt haben, ließ mich frösteln. Doch er war nicht so, so etwas würde er nie tun.

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Hey, was denkt ihr, was mit dem Mann nachts passiert ist? Schreibt es in die Kommis und bis zum nächsten Kapitel❣️

His Green EyesWhere stories live. Discover now