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• L A I L A •

„Habt ihr das gehört?", fragte Molotov plötzlich, der stehengeblieben war und sich aufmerksam im Wald umsah, was meiner Meinung nach nur nicht viel brachte, da man eh nichts sah.

David tat es ihm gleich. „Was meinst du?"

„Da war doch was!" Molotov nahm die Unterlippe zwischen seinen Zähnen und knirschte leise mit ihnen. „Klang wie ein Schrei."

„Klar", meinte David ungläubig. „Sonst noch irgendwelche Horrorgeschichten?"

„Ich meins ernst!", fuhr der Orangehaarige ihn an.

David schnaubte. „Ich ah!"

Seufzend lief ich weiter und ignorierte die beiden Streithähne. Was auch immer in letzter Zeit mit Molotov nicht stimmte, es war nicht gut für unsere Gruppe. Normalerweise war er derjenige, der für gute Laune sorgte. Jetzt war er derjenige, der für schlechte Laune sorgte. Da musste sich definitiv etwas ändern.

„Ihr seid ja fast so schlimm, wie wir beide!", gab nun auch Ben seinen Senf dazu und legte brüderlich einen Arm um David.

Dieser riss sich schlagartig weg und keifte, „Schonmal was von Privatsphäre gehört?!"

„Nö."

„Ich merk es!", rief David sauer aus und lief ebenfalls weiter. „Scheiß Hodenkobold", knurrte er leise für sich, was Ben wieder nur zum lachen brachte.

Eine Weile war es still im Wald und wir liefen unbeirrt weiter. Vielleicht hatte Molotov sich wirklich nur getäuscht, auch, wenn er recht gut im Training war und ich stark bezweifelte, dass er sich den Schrei nur eingebildet hatte. Und nicht jeder Schrei musste von Darryl kommen. Oder diesem Luke, den Ben suchte.

Doch nur wenige Sekunden später hörten wir es wieder. Diesmal alle. Ein erstickt klingender Schrei, dessen Stimme wir nur allzu gut kannten. Darryl.

Mein Blick schoss zu Molotov und David und keinen Augenblick später rannten wir los. Der Schrei klang nicht weit weg und meine Sorge um meinen Freund schoss ins Unermessliche. Niemand sonst kannte sich im Wald so gut aus oder konnte sich so gut und zuverlässig verteidigen wie Darryl. Was auch immer passiert war, es ließ mein Herz besorgt höherschlagen und in meinem Magen machte sich ein altbekanntes Angstgefühl breit.

Das Unterholz knackte laut unter unseren Schritten, die nicht wirklich bedacht gesetzt waren und vor meinem inneren Auge, sah ich Darryl, der über unsere Ungeschicklichkeit die Augen verdrehte.

Irgendwann wurde es heller um Wald. Die Bäume standen nicht wirklich dicht hier und von weitem konnte ich das Glitzern eines Sees erkennen. Nur, was ich darin sah, brachte mich zum stocken. Wasser wurde aufgewirbelt und kleine Spritzer flogen durch die vom Mond erhellte Nachtluft. Da ertrank doch jemand.

Vor Schreck war mein Körper wie gelähmt. Ich konnte mich nicht bewegen. Meine Augen starrten aufs Wasser und realisierten erst jetzt den Überlebenskampf, den die Person dort führte.

Im Augenwinkel sah ich Molotov, der ohne zu zögern ins Wasser sprang und die wenigen Meter zu der Person schwamm, die an der Oberfläche längst nicht mehr zu sehen war. David rief ihm erschrocken hinterher und blieb neben mir stehen. Der kalte Stein unter unseren Schuhen war nass und es war ein Wunder, dass wir nicht ausgerutschten.

Gebannt sah ich auf die schimmernde Wasseroberfläche und hoffte nichts sehnlicher als, dass Molotov endlich auftauchen würde.

Und das tat er kurze Zeit später auch. Mit Darryl im Arm. Dieser hing erschöpft mit dem Rücken zu seinem besten Freund gewandt an ihm und schnappte genauso wie sein Retter nach Luft. Erleichtert und besorgt gleichzeitig schlug ich die Hände vor den Mund und rannte zum Ufer, wo Molotov Darryl aus dem Wasser zog.

Dieser ließ sich erschöpft auf den Stein fallen und rang hustend nach Luft.

Schnell kniete ich mich neben ihn und legte meine Hand auf seinen Rücken. Ich wollte lieber nicht daran denken, was passiert wäre, wenn wir ihn nicht gesucht hätten. Dennoch war er eigenartig weggetreten. Seine Pupillen sahen anders aus und seine Bewegungen waren ungewöhnlich unkoordiniert.

„Molotov... du musst... da ist noch jemand!", hustete Darryl stockend und sah zu seinem Freund, der sich sein nasses Shirt gerade ausrang.

„Wie?"

Darryl richtete sich mit dem Armen auf und nickte Richtung Wasser. „Er ertrinkt", keuchte er.

Ben, der bislang mit Sicherheitsabstand neben uns stand und Darryl kritisch beobachtete, riss die Augen auf. „Luke?!" Er machte schon Anstalten ins Wasser zu springen, doch Molotov war schneller. Seine orangenen Haare waren schnell verschwunden und einzig und allein Darryls Husten war zu hören.

Dann tauchte Molotov wieder auf. „Da ist niemand."

„Doch!", knurrte Darryl und machte einen halbherzigen Versuch aufzustehen. „Er muss-"

„Es ist da unten stockdunkel", entgegnete Molotov, tauchte aber dennoch wieder unter und Darryl legte sich zurück. Dann tauchte er wieder auf. Und er hatte jemanden dabei! Schlaff hing der Fremde in Molotovs Armen und regte sich nicht, auch nicht als er am Ufer abgelegt wurde.

Ben stürzte zu ihm und drehte den bewusstlosen Körper zu sich. „Luke?!" Er schüttelte ihn kurz. „Wach auf!"

„Was zum Henker ist passiert?", fragte David bestürzt, während Ben kurz davor war Luke zu schlagen.

Darryl schüttelte müde seinen Kopf und legte ihn auf den nassen Stein unter ihm ab. „Wir sind uns zufällig im Wald begegnet und dann...", angestrengt legte er die Stirn in Falten und hustete erneut, „Irgendwie sind wir in einer Falle gelandet und dann kamen sie."

„Wer?"

„Na sie." Darryl schloss die Augen und sanft fuhr ich durch seine nassen Haare. David kam ebenfalls zu uns.

Molotov kam endgültig aus dem Wasser, rang sein Shirt erneut aus und kniete sich zu Luke, der immer noch bewusstlos war. „Allein vom Sauerstoffmangel kommt das nicht und ich dachte, dass ihr schwimmen könnt", sein Blick wanderte zu Darryl, „zumindest du."

„Ich kann auch schwimmen", bekräftigte er. „Aber irgendwas haben die uns gegeben."

Was kam denn noch alles?! „Ich dachte sie wären weg", fing ich an und merkte, wie mein Puls nach oben ging.

„Nein. Nur, weil wir ihren vermeidlichen Anführer getötet haben und sie geschwächt sind, geben sie noch lange nicht auf", erklärte David. „Sie haben wohl nur ihr Gebiet verschoben und die Gelegenheit genutzt."

„Luke, komm schon!", jammerte Ben erneut und bekam somit unsere Aufmerksamkeit. „Wach auf." Mit einem Gesichtsausdruck, der so verzweifelt war, dass ich Ben gar nicht wiedererkannte, sah er Molotov an. „Mach doch irgendwas!"

Molotov seufzte, schob Ben beiseite und drückte sein Ohr auf Lukes Brustkorb. Anschließend fing er mit der Wiederbelebung an. Der Blonde gab noch immer kein Lebenszeichen von sich und in mir machte sich die Befürchtung breit, dass wenn das Wasser ihn womöglich nicht getötet hatte, dann das komische Mittel.

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Hey, wie gehts euch eigentlich so und seid ihr noch aktiv dabei? His Green Eyes hatte schließlich eine längere Pause.❤️

Hoffe natürlich sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat und würde mich sehr über Feedback freuen.💗

Ansonsten schönen Tag euch und hoffentlich bis zum nächsten Kapitel❣️

His Green EyesWhere stories live. Discover now