IV

270 20 8
                                    

L A I L A

Herr Laslo hatte sich wieder zur Tafel gedreht, um seinen Namen dran zu schreiben und unsere Klasse musterte ihn dabei. Bis auf sein Aussehen und der Ausdruck in seinen Augen, wirkte er ganz freundlich. Nur wusste ich, dank der letzten Ereignisse, wie sehr man damit falsch liegen konnte. Schließlich konnte man mit gezielten Handlungen, ein ganz anderes Bild von sich selbst erschaffen.

„Was hältst du von ihm?", flüsterte ich meinem Banknachbar zu.

David drehte sich mit verwirrtem Blick zu mir. „Von wem?"

Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen und verdrehte stattdessen die Augen. „Na, von Herr Laslo, du Schussel."

„Ach so, ähm... keine Ahnung, ist halt ein Lehrer", murmelte er. Danke David, die Antwort wollte ich! Ich drehte mich wieder nach vorn. Von dem Braunhaarigen konnte ich erstmal keine konstruktive Antwort erwarten. Aber zum Glück hatte ich ja noch Sara.

Als es dann endlich zur Pause klingelte sprang ich auf und ging vor zu Saras Platz. „Und, wie findest du Herrn Laslo?"

„Ganz schön heiß", war ihre Antwort.

Ich ließ den Kopf hängen. Sie lachte und sah mich entschuldigend an. So war sie eben. Und ich wollte sie auch gar nicht anders haben.

„Hast du noch etwas zu Essen, Laila?", wollte David wissen, der mich von hinten anstupste und mich mit Welpen Augen ansah, als ich mich umdrehte. „Bitte!", ergänzte er noch.

Geschlagen seufzte ich. Das war doch erst die erste Pause. Aus meinem Rucksack holte ich eine kleine Box und gab sie ihm. Seitdem Mara nicht mehr bei uns war, herrschte früh am Tisch und auch im Allgemeinen etwas Stress. Jeder machte sich selbst das, was er wollte, anstatt, dass einer für alle Essen machte. Die Aufgabe konnte man ja durchwechseln. So kam es dann auch, dass man manchmal leer ausging und es Streit wegen des Einkaufs gab.

„Oh mein Gott, danke!", schrie er und machte sich auch gleich darüber her. Hoffentlich blieb was übrig...

Endlich hatten wir aus! Die restlichen Stunden verliefen ereignislos und ich war gerade auf dem Weg zu meinem Spint, als ich Stimmen an diesem hörte. Neugierig lief ich auf ihn drauf zu und stand schon bald Ben und seinen Freunden gegenüber. Ja, die gab es auch noch, leider.

„Na, Laila, mal ganz allein unterwegs?", fragte der Braunhaarige. Selbst jetzt war er noch sauer auf mich und Darryls Aktion. Doch seitdem der Schwarzhaarige weg war, schien er wieder etwas an Selbstvertrauen zurückbekommen zu haben.

„Sie ist nie allein, merk dir das!", knurrte David, der auf einmal neben mir auftauchte und offenbar ebenfalls seine Sachen holen wollte. „Und jetzt geh rüber, ich will nicht länger als nötig hier sein."

Doch Ben musterte ihn nur nachdenklich und wollte offenbar nicht beiseite gehen.

„Ich wiederhol mich nicht noch einmal", fauchte David und er machte einen drohenden Schritt auf sein Gegenüber zu.

Dieser grinste aber nur. „Was willst du tun, hm? Dein Bruder ist nicht hier und kann dich auch nicht beschützen", argumentierte Ben.

„Ich brauch ihn nicht, nur um meine Angelegenheiten zu klären", entgegnete David.

Bens Augenbrauen schossen amüsiert nach oben. „Ich bin also deine Angelegenheit?" Es war mehr als nur offensichtlich, dass er David damit überfordern und verwirren wollte. Bens Freunde jedenfalls verschwanden, da sie ihren Bus noch erreichen wollten. Das war den beiden Braunhaarigen jedoch egal. Da David darauf nichts erwidern konnte, starrten sie sich einfach nur böse an.

Ich seufzte wieder und machte ebenfalls einen Schritt auf meinen Spint zu und versuchte Ben beiseitezudrängen. Und tatsächlich, dieser ließ sich, vollkommen auf David fokussiert, einfach so zur Seite schieben.

„Weißt du David...", fing Ben an. „Du hast meinen Respekt. Bist ganz allein und trotzdem legst dich mit mir an", er fing an zu lachen, „Aber wahrscheinlich steckt nichts dahinter", damit schnellte er nach vorne und wollte David schlagen. Bedacht hatte er aber nicht, dass Genannter auswich und er somit auf den Boden fiel.

„Da steckt sehr wohl was dahinter", meinte David stolz.

Wütend schnaubte Ben als er sich umdrehte und wieder aufstand. Ich hatte derweil mein Spinnt geöffnet und steckte die Bücher in meine Tasche. Auch David wollte sich gerade umdrehen, wurde aber an der Schulter nach hinten gedreht.

„Du bist ja genauso lästig wie dein Bruder!" Dann schnellte auch schon seine Faust in Davids Gesicht und beide wälzten sich über den Boden. Eine wirkliche Prügelei war das aber nicht. Mehr ein Gerangel bei dem einiges an Beleidigungen zu hören war. Die anderen Schüler im Gang machten einen großen Bogen um die Beiden. Wer die Oberhand hatte wusste ich selbst nicht.

Bis Ben David auf den Boden drückte. Dieser fauchte nur, „Runter von mir, Hodenkobold!"

Ben stutzte und sah ihn verwundert an, ehe er laut lachen musste. „In den ganzen Jahren hab ich noch nie so etwas gehört. Siehst also nicht nur gut aus, sondern hast auch noch ein kreatives Köpfchen, Kleiner!"

„Was?!"

„Was?", erwiderte Ben genauso einfallsreich.

David drehte den Spieß um und schupste Ben von sich herunter, nur um ihn anschließend ebenfalls auf den Boden festzunageln. Gerade wollte er ausholen, da erklang die wütende Stimme des Direktors, die im ganzen Flur hallte. „Akshara und Anom, auseinander!"

Statt aufzustehen, fing David an zu kichern. „Du heißt Anom?!"

„Ja, Problem damit?", gab der Untenliegende genauso bissig zurück.

David schüttelte grinsend den Kopf und gab Ben frei. „Klingt nur wie anomal", lachte er, während er sich den Staub von der Hose klopfte. Ben knirschte mit den Zähnen. Der Direktor schleifte Beide letzten Endes in sein Büro und mir blieb nichts anderes übrig, als davor zu warten. Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Als ich auf das Display meines Handys sah, musste ich augenblicklich schmunzeln und ein altbekanntes Glücksgefühl machte sich in meiner Magengegend breit.

Sweetie: (13:20)
Hey, wo bist du?
Müsstest du nicht schon längst aus haben?
Hast du den Bus verpasst? Soll ich dich holen?❤️

Mein Herz schlug schneller und ich tippte eilig eine Antwort, in der ich den Sachverhalt erklärte und ihm versicherte, dass ich einfach einen Bus später nehmen würde. Immerhin konnte er auf seinem Quad schlecht uns alle Beide mitnehmen. Eingespeichert hatte ich ihn jedenfalls mit Absicht so, er hasste die niedliche Bezeichnung. Und das machte es nur noch süßer.

Später ging die Tür auf und die zwei Streithähne verließen mit etwas Abstand das Zimmer. Aber nicht, ohne sich nochmal sauer anzufunkeln. Na, wenn die jetzt öfter aneinandergeraten, dann wäre ich weg!

His Green EyesWhere stories live. Discover now