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• L A I L A •

Erleichtert warf ich mich Darryl in die Arme und nahm seinen Geruch auf. Zu groß war die Angst, dass ihm was passieren würde oder er sich eine Verletzung zuziehen könnte, die nicht mit der Zeit einfach heilen würde. Natürlich war er es gewohnt, aber diese Typen sollte man nicht unterschätzen.

Seine grünen Augen sahen müde in meine Blauen und ich spürte seine Erschöpfung deutlich als er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte.

„Es ist alles gut, es ist vorbei... und mir gehts gut", murmelte er leise gegen meine Haare.

Zitternd stieß ich die Luft aus, schlang meine Arme fester um ihn und realisierte erst jetzt, dass einzelne Tränen meine Haut durchnässten. „Mach das nie wieder."

„Hab ich nicht vor", lachte er.

Für einen Moment schloss ich meine Augen. Wagte es tatsächlich ihm zu glauben. Wusste im Inneren aber, dass es nicht das letzte Mal war, dass er sich in Gefahr begeben würde. Das würde wohl nie aufhören. Und vielleicht war auch genau das der Nervenkitzel, der uns immer begleitete und unsere Beziehung auf Trapp hielt. Es zeigte uns, wie wichtig wir füreinander doch waren.

Als ich die Höhle verlassen hatte, wusste ich zunächst nicht, was ich tun sollte. Laut Plan sollte ich ja die Polizei rufen. Nur strebte irgendetwas in mir dagegen und als David auch nicht erfreut auf mein Telefon gestarrt hatte, hatte ich beschlossen im Clan anzurufen. Dort bekamen wir auch sofort Hilfe.

Mein Vater war auch für mich eine Überraschung. Seine Meinung hatte sich wohl wie beim letzten Mal geändert.

„Habt ihr es dann mal, wir wollen hier nicht ewig bleiben", hörte ich Molotov im Hintergrund meckern, kam aber nicht dazu ihm zu antworten, denn Darryl drückte mir demonstrativ seine Lippen auf den Mund.

„Ach, lass die doch", gab David erschöpft seine Meinung dazu.

„Aber-", wollte Molotov wieder anfangen, wurde aber ebenfalls unterbrochen.

Irritiert löste ich mich von Darryl, der prostierend brummte, und sah zu dem Orangehaarigen. Überrascht riss ich die Augen auf als ich sah, wie Jessie ihn küsste. Oder eher sie sich küssten. Denn Molotov erwiderte. Seit wann-?

„Das wurde aber auch Zeit", gab Darryl freudig von sich und strahlte seinen besten Freund und Ziehschwester an.

Beide lösten sich voneinander und schienen in ihrer ganz eigenen Welt zu sein. Fast schon verliebt starrten die beiden sich an und konnten die Finger nicht voneinander lassen. Und dabei sagten sie kein Wort. Als wäre diese Art der Kommunikation unnötig. So, als hätte der Kuss alle Fragen beantwortet und das Ungeklärte endlich geklärt.

Fragend und perplex sah ich zu meinem Freund hoch. Dieser zuckte nur mit den Schultern und meinte, „Was glaubst du denn weshalb sich Molotov vom Clan ferngehalten hat?"

„Ganz klar aus Liebeskummer", kommentierte dies David und sah die beiden sehnsüchtig an.

„Dann wusstet ihr das die ganze Zeit?"

Darryl nickte leicht und legte seinen Kopf wieder auf meiner Schulter ab. „Sie haben lange gezögert, dabei war uns schon länger klar, dass es zwischen den beiden funkt." Sein Blick glitt vorsichtig zu David. „Manche brauchen eben etwas länger."

Der Schreck ließ langsam nach und ich sah mich auf der Lichtung im Wald um. Nachdem mein Vater und der Clan gegen die Sekte gekämpft hatten, hatten wir die Schlucht verlassen und uns hier her verzogen. So wie Darryl und die anderen aussahen, war es ein ganz schönes Gemetzel. Blutig und schmerzvoll. Aber nun hatte es endlich ein Ende. Hoffentlich für immer.

His Green EyesWhere stories live. Discover now