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Sichtwechsel zu DARRYL

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Diese Angst in ihren Augen verletzte mich. Klar, sie hatte gerade einen Mord gesehen, aber sie kannte mich. Ich würde ihr nie wehtun und ich hatte sie doch nur beschützen wollen! Doch scheinbar sah Laila das anders. Sie sah nur die potenzielle Gefahr, die von mir ausging und nicht, dass sie fast selbst gestorben wäre!

Was machte sie überhaupt hier draußen? Mitten in der Nacht und das auch noch ganz allein? Sie wusste doch, was alles in den letzten Tagen passiert war!

Als ich mit David nach Hause kam, hatte ich mich auf einen schönen Abend gefreut. Wir hatten lange diskutiert, ob ich ihr von meinem Training erzählen sollte oder nicht. Anscheinend hatte ich mich falsch entschieden. David hatte mich vor ihrer Reaktion gewarnt, aber das hatte an meiner Entscheidung nichts verändert. Im Gegenteil, sie hatte sie bestärkt.

Später stand ich dann in meinem Zimmer und hatte eine böse Vorahnung, die sich bewahrheitete als Jessie mir sagte, dass Laila bestürzt losgerannt sei. Ich hatte mir total Sorgen gemacht und war los, um sie zu suchen.

Mein Ziehbruder hatte angeboten mich zu begleiten und ein Glück kam ich rechtzeitig. Ich wollte mir gar nicht ausdenken, was passiert wäre. Im Töten war ich zwar gut, im Verarzten aber nicht sonderlich.

Deprimiert ließ ich mich an der Wand heruntergleiten. Den Blick hatte ich auf den toten Mann gerichtet. Bereuen tat ich nichts, ich hoffte eher, dass Laila mir vergeben würde.

Sollte ich ihr nachrennen? Mein Inneres drängte mich förmlich dazu, doch aus Angst sie zu verschrecken, ließ ich es bleiben. Die Gefahr hatte ich immerhin ausgeschaltet und im Wald hatte ich niemand anderen gesehen. Auf meine Sinne konnte ich mich verlassen, sie waren geschärft und ich kannte den Wald in und auswendig.

„Darryl, was machst du denn da?", fragte eine vertraute Stimme. Ich musste nicht aufblicken, um zu wissen, dass es Jessie war. Sie war wahrscheinlich ebenfalls los mit suchen. Ich hörte Jessie näherkommen und dann traten ihre Schuhe in mein Blickfeld. „Bitte sag mir nicht, dass du ihn vor Laila getötet hast?"

Ihren anklagenden Ton konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen! „Offensichtlich schon!", knurrte ich zurück, doch klang nicht annähernd so selbstsicher, wie ich mich gab.

Jessie kniete sich zu mir. „Du solltest ihr nachgehen und Das klären."

„Sie will mich nicht sehen."

„Und das wird sich auch nicht ändern, wenn du weiter so herumsitzt! Schwing deinen Arsch hoch und geh ihr hinterher!", bestimmte sie. „Ich kümmere mich auch um ihn....", fügte sie noch verachtend hinzu und stupste den Toten an.

Jetzt sah ich doch hoch. Es war eigentlich gar nicht meine Art, so selbst mitleidig und unterwürfig zu sein. Tief atmete ich durch, ehe ich mich erhob. Jessie hatte recht, es würde sich nichts ändern, wenn ich hierblieb. Ich musste Laila suchen!

„Danke Jessie, du hast was gut bei mir!", rief ich.

Dann kehrte ich ihr den Rücken zu und schlug die Richtung ein, in der Laila verschwunden war. Sie war mir einfach zu wichtig, um sie einfach gehen zu lassen. Ich wollte die Sache nicht so beendet haben. Nicht bevor ich mich nicht erklärt hatte!

„Werd ich mir merken!", war Jessies Antwort.

Der Wald war dunkel, doch das machte mir nichts aus. Im Gegenteil sogar, die Dunkelheit bot mir Schutz. Denn nicht nur mein Gegner konnte sie nutzen, um seinen Opfern Angst zu machen und ihnen aufzulauern, sondern auch ich. Mit Sicherheit würde ich schneller als Laila sein und ihre lauten Schritte verrieten hören. Holz knackte unter ihren Schritten, da sie nicht auf ihre Umgebung achtete. Ich konnte sie nicht sehen, dafür aber hören und das reichte aus.

Dann hörte ich einen erschrockenen Schrei und blieb kurz stehen. Laila! Sofort beschleunigte ich meine Schritte und wurde unkonzentrierter.

Dadurch schlug mir ein Ast ins Gesicht und den hätte ich am liebsten zehnfach gebrochen. Nur hatte ich dafür keine Zeit. Glück gehabt, Ast!

„Laila?"

Ich bekam keine Antwort und das beunruhigte mich. Gehetzt schob ich mit meinem Arm weitere Äste beiseite und blieb abrupt stehen. Laila stand plötzlich vor mir. Aber sie war nicht allein, David war bei ihr. Wer hier wen gefunden hatte, wusste ich nicht. Als sie mich sah, weiteten sich ihre Augen und sie drückte sich enger an David. Dieser hatte versucht sie zu beruhigen, jedoch nur mit geringem Erfolg.

„Laila, bitte lass es mich erklären", fing ich versöhnlich an, doch sie schien noch immer zu aufgewühlt, um mir richtig zuhören zu können.

Sie drückte sich nur weiter an meinen Adoptivbruder und das ließ mich sauer knurren. Das Bild, welches sich vor mir abspielte, gefiel mir ganz und gar nicht und dementsprechend machte ich einen Schritt auf die beiden zu. Damit verschreckte ich sie aber nur noch mehr.

„Darryl, ich glaube es ist besser, wenn du gehst", riet mir David.

Toll, die Zwillinge waren sich also mal wieder einig.

Finster blickte ich den Braunhaarigen an. Seine blauen Augen bohrten sich warnend in meine Grünen. Wie er seinen Arm um sie legte, machte mich nur noch wütender. Sie versteckte sich allen Ernstes bei meinem Bruder vor mir?! Er wurde auch zum Töten ausgebildet! Zwar hasste er das und hatte das Training abgebrochen, aber das machte es nicht sonderlich besser.

„Es ist besser so, Darryl. Ich pass auf sie auf, versprochen!"

Ich sah ein, dass es so keinen Sinn hatte. Mit Laila würde ich jetzt nicht vernünftig reden können. Auf der anderen Seite gefiel es mir nicht, dass David mir Befehle erteilte.

Trotzdem hörte ich auf ihn und ging ohne ein weiteres Wort. Besser so, sonst würde ich noch Dinge sagen, die ich hinterher bereuen würde. So ließ ich meine Freundin bei meinem Ziehbruder und verschwand im Wald. Hoffentlich könnte Laila mir verzeihen, ich hätte es ihr einfach eher sagen müssen.

Nur, was sollte ich jetzt machen?

Ich musste mich abreagieren und ich brauchte dringend jemanden mit dem ich reden konnte. Jemanden dem ich vertrauen konnte und der den Sachverhalt verstand. Molotov! Der Orangehaarige war wieder bei seinem Vater und der wohnte nicht weit weg. Zu Fuß brauchte ich höchstens ein paar Minuten. Also war das beschlossen und ich rannte tiefer in den Wald.

Durch die illegalen Machenschaften, in die Molotovs Vater und auch er involviert waren, hielten sie es für besser, außerhalb des Dorfes zu leben. Dort waren sie ungestört und gut versteckt. Zudem waren Molotovs Vater und mein Onkel Malcom damals gute Freunde, wodurch wir uns kennenlernten und sie den Wald nutzen konnte.

Heute war das aber anders. Seitdem mein Mentor und Ziehvater tot war, hatte sich einiges geändert. Wir hatten kein Recht mehr auf den Wald, der ihm gehört hatte und Molotovs Vater ließ sich bei uns nicht mehr blicken.

Im Allgemeinen drohte der Clan auseinander zu brechen, da wir keinen Führer hatten. Die meisten sahen mich als Oberhaupt an. Ich war der einzige Blutsverwandte von Malcom und hatte mir über die Jahre den Respekt der Mitglieder verdient.

Nur sah ich mich selbst nicht als jemanden, der das Potential dazu hatte.

Vor Molotovs Tür blieb ich stehen. Sollte ich ihn wirklich aus seinem Schlaf reißen? Vielleicht war er ja auch gar nicht da? Ach, scheiß drauf. Entschlossen klopfte ich an die alte Holztür und wartete darauf, dass er diese öffnete. Dies tat er auch noch wenigen Sekunden und schaute mich verdutzt und besorgt an.

His Green EyesWhere stories live. Discover now