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Angst. Das war das Einzige was ich spürte. Meine Muskeln brannten höllisch und mein Herz hämmerte stark in meiner Brust. Zudem hörte ich meinen eigenen Atem, der durch meine Angst nur noch schneller wurde. Es fühlte sich an als wäre eine ungeheure Kraft in mir, die mich am Leben hielt. So als würde ein Feuer in mir lodern. Doch am Ende war es wahrscheinlich nur das Adrenalin.

Dennoch zwang ich meine Beine dazu weiter zu laufen. Ich durfte nicht aufgeben und schon gar nicht durfte ich einen von Ihnen begegnen. Das wäre mein Ende. Also rannte ich weiter.

Äste schlugen mir ins Gesicht und zerkratzten meine helle Haut. Ich flüchtete weiter in den dunklen Wald, der immer dichter wurde. Er schien kein Ende zu nehmen. Mein Vater hatte mir oft gesagt, dass ich nie nachts hierherkommen sollte, doch jetzt war er mein einziger Zufluchtsort.

Jeden Tag hatte ich ihn vom Fenster aus gesehen. Wie er in nebelgehüllt sich über die Landschaft erstreckte. Doch bei Nacht sah alles so erdrückend aus. Die Angst vor der Dunkelheit ließ meine Glieder schwer werden und meine schnelle Atmung wurde noch hektischer.

Die Schritte hinter mir kamen näher und das Knacksen des Unterholzes verriet, das mein Verfolger nicht mehr weit entfernt war. Scheiße! Auch wenn jeder Schritt brannte, lief ich schneller.

Mein Blick richtete sich hinauf zum Himmel und blieb bei der großen hellen Scheibe stehen. Es war Vollmond und er schien größer und näher denn je. Dennoch drang so gut wie kein Licht durch die dichten Bäume und der Wald blieb in Nebel und Dunkelheit gehüllt.

Es war nur eine Sekunde der Unachtsamkeit, doch sie hatte gereicht und ich landete auf dem Boden. Ich war über eine Wurzel gestolpert und auf den vielen Nadeln, der Bäume gelandet. Mein Knie brannte und ich war mir sicher, dass es aufgeschürft war. Das hat mir gerade noch gefehlt!

Schnell drehte ich mich auf den Rücken und stützte mich mit den Armen ab, sah in die Richtung, aus der ich gekommen war. Ich sah jedoch nichts außer Dunkelheit und die dunklen Baumstämme. Meine Augen weiteten sich. Mein Verfolger kam näher und dass nicht gerade langsam. Durch seine schnellen Bewegungen raschelten die Blätter und seine lauten Schritte klangen dumpf auf den Boden.

Die Angst lähmte meinen Körper und verhinderte, dass ich aufstehen konnte.

Dann Stille. Er stand direkt vor mir. Ich sah nur eine dunkle, männliche Gestalt. Sie bewegte sich nicht, sondern stand einfach nur da und sah mich an.

Mein Herz schlug bis zum Anschlag und das Einzige, was ich hörte war mein lautes Herz. Es schlug so laut, dass er es sicher auch hören musste. Wir sahen uns einfach nur an, auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

Ich konnte nur seine schwarze Lederjacke über den grauen Pullover, mit dem Wolfskopf ähnlichen Muster erkennen. Eine silberne Kette, wie eine Hundemarke bei der Armee zierte seine Brust und glänzte im leichten Mondlicht. Dann neigte er seinen Kopf etwas, so das Licht darauf fiel. Er trug eine Kapuze und ich konnte starke Armmuskeln unter seiner Jacke ausmachen.

Doch warum griff er mich nicht an? Er stand nur da, aber wieso? Dann plötzlich schnellte er nach vorne und-

Schreiend wachte ich auf. Schweiß lief an mir herunter und ich setzte mich auf. Mit meinen Fingern umklammerte ich die Bettdecke und versuchte mich erstmal zu beruhigen. Fahles Licht fiel durch das Fenster.

Es war Vollmond, wie in meinem Traum. Er schien genauso hell und nah. Der dunkle Wald hinter unserem Garten machte das Erscheinungsbild nicht gerade einfacher. Wieder bekam ich Angst, versuchte sie jedoch zu unterdrücken.

Also schnappte ich mir mein Handy. 3:00 Uhr! Was sollte ich denn jetzt noch machen? Bis ich aufstehen und zur Schule müsste, dauerte es noch etwas und schlafen konnte ich nicht mehr, weswegen ich Netflix öffnete und meine Staffel weitersah, Arrow. Sie gehörte zwar nicht zu meinen Lieblingen, doch sie lenkte wunderbar ab.

His Green EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt