VII

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L A I L A

„Dieser bescheuerte Schlumpf kann mich mal!", regte sich David auf. Seit zehn Minuten schimpfte er in Dauerschleife über Ben und dessen Verhalten. Unser Bus würde erst in einer halben Stunde kommen und ich hatte jetzt schon keine Lust mehr auf seine Schimpftirade.

„Ich mein, was bildet der sich ein?! So eine große Klappe hat nicht einmal Molotov!", schimpfte er weiter.

Genervt atmete ich aus. „David, ich hab's verstanden! Können wir das Thema jetzt endlich beenden?"

„Ja, können wir." Gestresst stand er wieder auf und sah auf sein Handy. „Wie lange noch, bis der Bus kommt?"

„Nur, weil du ständig fragst, heißt das nicht, dass der Bus eher kommt oder die Zeit schneller vergeht." Der Typ würde mich noch in den Wahnsinn treiben!

Doch David dachte nicht an Ruhe, stattdessen lief er nur weiter auf und ab und verbreitete damit eine totale Unruhe. „Also?"

„Es dauert immer noch eine knappe halbe Stunde", antwortete ich bemüht gelassen. Vielleicht hätte ich mich doch von Darryl abholen lassen sollen, dann könnte David mit sich selbst sprechen.

Frustriert stöhnte David auf. Erst dachte ich wegen der langen Wartezeit, doch ein Blick nach links verriet mir das Gegenteil. Denn Ben steuerte auf uns zu. Ach ja, er fuhr mit unserem Bus...

„Na, so ein Zufall!", rief Ben aus.

David knurrte. „Kannst gleich wieder gehen, Kobolde dürfen nicht Bus fahren!"

Ben lachte nur und setzte sich anschließend neben mich. Augenblick zuckte ich zusammen und rückte von ihm ab. Ich traute dem Kerl einfach nicht. Zu viel hatte er sich geleistet und zu unberechenbar war er. Auch David schien das nicht zu gefallen, denn sauer sah er zu uns, nur um sich anschließend zwischen uns zu drängen. Wahrscheinlich, um mich zu schützen...

„Und du bist bestimmt noch zu jung, um ohne Begleitung zu fahren", entgegnete Ben grinsend.

David legte einen Arm um meine Schultern. „Deswegen hab ich ja sie."

„Aha." Ben schien ziemlich amüsiert. „Rauchst du eigentlich?"

Schockiert drehte David sich zu dem Braunhaarigen um und riss die Augen auf. „Bitte was?!" Seine Stimme rutschte einige Oktaven höher. „An so einem Ding würde ich nicht mal lecken!"

„Aha", wiederholte sich Ben und schien wieder höchst amüsiert. Und David regte sich wieder auf. Danke Ben!

„Was soll das heißen, Aha?!"

„Nichts nichts", schüttelte Ben ab. Sein Grinsen konnte nun selbst er nicht verbergen.

Danach herrschte eine komische Stimmung. Angespannt saß ich da und hoffte, dass der Bus einfach eher kam. Auch Ben und David bemerkten die Atmosphäre und während Ben genüsslich rauchte schien David halb zu ersticken. Immer wieder wedelte er mit der Hand den Rauch fort und brachte seinen Sitznachbar damit zum lachen. Als der Bus kam und wir uns einen Platz suchten dachte ich bereits an die Sachen, die wir noch für heute Abend besorgen mussten. Hoffentlich fuhr mich Darryl, denn laufen wollte ich nicht.

„Alter, du stinkst! Zisch ab!", fauchte David aufgebracht, da Ben sich direkt hinter ihn gesetzte hatte und sein Raucheratem ihm in die Nase zog.

Doch Ben grinste nur provokant und lehnte sich entspannt zurück. „Nein, hier ist es ganz schön." Er genoss es förmlich meinen Begleiter aufzuziehen und dieser bemerkte es noch nicht einmal.

„Beschissener Hodenkobold!", brummte David beleidigt und versuchte seinen Hintermann zu ignorieren, indem er sich einfach wieder umdrehte.

Über diese Bemerkung musste Ben wieder lachen und er murmelte irgendwas, was sich nach „Ich sag's ja, kreatives Köpfchen", anhörte.

Das Ignorieren wäre definitiv einfach gewesen, würde Ben nicht mit seinen Füßen Davids Sitz tyrannisieren. Immer wieder stieß er in ungleichmäßigen Tritten dagegen und nervte David damit zu Tode. „Kannst du's mal lassen?!", knurrte David irgendwann nach sinnlosem Ignorieren.

Ben schüttelte den Kopf. „Nein, wegen dir musste ich zum Direktor. Dafür muss ich mich doch noch revanchieren."

Das Ganze endete damit, dass David einfach frustriert den Platz wechselte und wartete bis Ben aussteigen musste. Natürlich nicht ohne sich gegenseitig weiter zu beleidigen und zu nerven. Mehr als froh war ich dementsprechend als wir endlich im Wald waren und zum Lager liefen. Dort wurden wir auch schon von Molotov empfangen. Ein Wunder, dass er überhaupt da war. Immer seltener kam er.

„Na, auch mal da?", fragte die tätowierte Nervensäge.

David nickte und ohne mich zu beachten, lief er mit ihm rein und regte sich dabei lautstark über Ben und dessen bescheuerte Handlungen auf. Ich nahm es ihm nicht übel, dass er mich nicht gegrüßt hatte. Im Allgemeinen benahm er sich komisch. Er schottete sich regelrecht ab und sein Sozialverhalten zeigte das deutlich.

„Hey!", vernahm ich eine bekannte Stimme.

Noch bevor ich mich umdrehen konnte, wurde ich hochgehoben und spürte eine starke Brust in meinem Rücken. Darryls Duft schlug mir augenblicklich entgegen und mir entwich ein tiefer Seufzer.

So anhänglich gefiel er mir.

Ohne mich runterzulassen, hielt er mich weiter fest und wiegte uns leicht hin und her. „Selber Hey", murmelte ich gut gelaunt.

Er lachte. Dabei spürte ich seinen Atem in meinem Nacken und es bescherte mir, wie immer Gänsehaut. Wie sehr ich solche Momente liebte und mit ihm genoss.

„Hast du schon was vor für heute Abend?", flüsterte er.

Ich nickte. „Ja hab ich und du auch", antwortete ich und drehte mich in seiner Umarmung, nachdem er mich endlich wieder auf den Boden absetzte, aber ohne mich loszulassen.

„So?" Er zog die Augenbraue hoch und sah mich erwartungsvoll an.

„Ja, ich geh nachher zu Sara. Wir machen ein Mädelsabend und du...", ich tippte ihn auf die Brust und spielte mit dem Bändchen seines Pullovers, „Machst mit David und Molotov einen Männerabend."

Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig von fröhlich zu enttäuscht. Natürlich hatte er etwas ganz anderes erwartet. „Aber, Laila...", schmollte er.

„Nein, du und die Jungs haben schon ewig nichts miteinander gemacht. Ihr macht euch einfach nen schönen Abend mit allem, was dazu gehört und meinetwegen nehmt ihr noch Kion mit", bestimmte ich.

Darryl zog eine Schnute, sodass ich ihn einfach nicht ernst nehmen konnte. „Ich will aber was mit dir machen."

„Dann musst du dir wohl mit uns Liebesfilme reinziehen und dir die Nägel lackieren", lachte ich. Gedankenverloren strich ich durch seine schwarzen Haare. „Und mit deinen Haaren könnten wir auch etwas machen, außerdem würde etwas Makeup deine Augen so schön betonen."

„Okay okay, ist ja gut!", rief er schockiert aus. „Mach du das alles lieber mit Sara und ich mach halt das, was man bei einem Männerband so macht." Nervös kaute er auf seiner Lippe. „Was macht man denn bei einem Männerband?"

Jetzt musste ich laut loslachen. Kopfschüttelnd sah ich ihm in seine grünen Augen. „Euch wird schon etwas einfallen."

„Hm", meinte er noch immer beleidigt.

Zusammen liefen wir ins Haus und auf den Weg dorthin schrieb ich Sara, dass ich bald kommen würde und, dass sie schon einmal einkaufen gehen sollte.

*****

Huhu, hoffentlich hat es euch gefallen! Wie würdet ihr Darryl einen Männerabend erklären?😂💗

His Green EyesWhere stories live. Discover now