Ciao, ciao Baby

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Junes Sicht

Das Verlangen nach ihm verzehrte mich so sehr und doch wollte ich stark bleiben, ich wollte nicht die jene sein die angekrochen kam, nachdem er mir einen solch heftigen Korb verpasst hatte. Ich kaute auf meinen Nägel und ging unruhig in meiner Wohnung auf und ab. Auch nach 72 Stunden Funkstille war immer noch keine Reaktion von ihm gekommen. Ich hatte in meinen Nachrichten definitiv übertrieben, vieles aus Wut geschrieben und die Texte dann einfach abgeschickt, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Der Schmerz saß immer noch tief und ich fragte mich ob es das jetzt war. War unsere Zeit zusammen abgelaufen? Hatte ich nicht immer gewusst, dass das hier nie mein Happy End werden würde? War es nicht schon lange absehbar gewesen, dass er sich für seine Familie entschied?

Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Grübeleien. Jonathan stand auf dem Display und obwohl ich immer noch sauer auf ihn sein wollte, machte mein Herz ungewollt einen Hüpfer und Oxytocin durchströmte mich. Es verleitete mich direkt wieder dazu, alles durch die rosa rote Brille zu sehen und sprichwörtlich lachend in eine Kreissäge zu rennen. Schnell nahm ich ab.

Schon nach den ersten paar Worten merkte ich, dass er deutlich angetrunken war. „Hey Schönheit. Machst du mir die Tür auf? Ich stehe nämlich davor.“, ich hörte wie er in sein Telefon grinste und benebelt von Hormonen, konnte ich nicht anders als die Tür zu öffnen und ihm dann im Treppenhaus entgegen zu gehen.

Auf halber Treppe und ohne Rücksicht auf Verluste schmiss ich mich in seine Arme und drückte meine Lippen hart auf seine. Es war wie eine Sucht, die ich nicht kontrollieren konnte. Er krallte sich sofort an mich und vergrub eine Hand tief in meinen roten Locken, während die andere auf meinem Hintern ruhte und die Wärme die sie ausstrahlte, durch meinen ganzen Körper fuhr. Für einen Moment vergaß ich alle die Kontras die meine Liste lang machten. Es fühlte sich einfach an, als wäre alles wie am ersten Tag, als wär unser Verhältnis nicht von oben bis unten mit rissen übersät, jede Sekunde kurz davor zu zerbrechen.

Ich schob den BH Träger wieder auf meine Schulter und stand auf. Zwei Stunden lang war ich mehr als einmal nahe daran gewesen die Besinnung zu verlieren, jede Faser meines Körpers war so gereizt gewesen, dass es mich nicht gewundert hätte wäre ich zerborsten. Auf dem Weg zum Kühlschrank, hob ich seine Klamotten vom Dielenboden auf. Sein Handy begann zu vibrieren und als ich ihren Namen las, knallte ich mit voller Wucht auf den Boden der Tatsachen zurück. Die letzten Stunden haben nichts kitten können, war es noch so intensiv und voller Gefühl gewesen. Vielleicht war es mehr der Schmerz, als die Liebe die aus uns sprach. Ich versuchte den Anruf zu ignorieren, aber ich wusste wir waren am Arsch, viel zu viel war passiert. Es war auch egal was er jetzt sagen würde, tief im inneren war mir längst klar, dass ich ihn verloren hatte.

Keine Stunde später standen wir an der Tür, er musste los. Zeit sich zu verabschieden. „Wir sehen uns, definitiv!“, er drückte mir eine Federleichten Kuss auf die Lippen. „Ciao, ciao Baby“, damit drehte er sich um, zog seine Kapuze über den Kopf und lief leichtfüßig die Treppen hinunter.

Und egal was ich auch versuchte, ich konnte mich dem Gefühl nicht erwehren, dass dies ein endgültiger Abschied war. Das mein letzter Gänsehautmoment vorbei war, zumindest mit ihm.

Wir sind St.LouisWhere stories live. Discover now