pile of broken glass

356 16 0
                                    

Jonathans Sicht

Es zog an mir vorbei. Jedes ihrer Worte und so wie es schien im Moment auch mein ganzes Leben. Ich musste mich an der Motorhaube meines Autos festhalten und fuhr mit meiner Hand über meine Brust. Mein Herz schien jeden Moment zu explodieren. Es schlug mir bis zum Hals und ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen. Ich versuchte mich selbst ein wenig zu beruhigen, immerhin wusste ich nicht alles was June erzählt hatte. Vielleicht wollte sie mir auch nur Angst machen und mich so ins Messer laufen lassen. Hätte ja sein können, dass ich mich verplappere.

Langsamen Schrittes bewegte ich mich in Richtung Haustür. Ich hatte sicher eine halbe Stunde gebraucht, bis ich wieder zu mir gefunden habe aber lieber kam ich etwas runter bevor ich zu aufgescheucht wegen nichts und wieder nichts war.
Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und wartete auf das Knacken, dass die Tür einige Zentimeter aufsprang. Langsam schob ich sie auf und kaum stand ich mit beiden Beinen im Flur traf eine Cartier Panthère Vase für tausend Doller die Wand neben mir. Das teure Einrichtungsstück, das Maxim von mir bekommen hatte, zerschlug sich in Millionen teile.
"Du Mistkerl, was hast du getan ? Was hast du getan ?!" Sie schrie so laut, dass ich mir sicher waren, dass die Nachbarn am Ende der Straße es auch noch hörten. Augenblicklich war mein Herzrasen zurück.
"Was hast du getan ?!" ihre schrille Stimme tat mir schon fast in den Ohren weh und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass alles in mir zerbrach. Alles zerschlug sich gerade in milliarden Teile und ein glückliche Zukunft lag Lichtjahre weit entfernt.
Mir hatte es die Sprache verschlagen. In meinem Kopf schwirrten tausende Worte umher aber sie bildeten sich nicht zu einem richtigen Satz.
Ich wollte ansetzen und es zumimdest versuchen. Doch dann ertönte eine zarte Stimme: "Mommy, Daddy" Alexis stand im Türrahmen und neben ihr ihre kleine Schwester Melody. Maxim atmete schwer als sie sich zu den beiden umdrehte. Sie war sichtlich geschockt, dass die beiden plötzlich hier waren und vermutlich wurde ihr im selben Moment klar das sie alles gehört hatten.
Hinter den beiden tauchte Jenny auf. Unser zweites Kindermädchen, welches die Mädchen schon kannte, seit sie klein waren.
"Mrs.Curth, Mr.Curth entschuldigen sie, ich war einen Moment unaufmerksam. Ich denke, die Mädchen und ich gehen jetzt in den Kinoraum und sehen uns einen Film an" sie nahm Melody auf den Arm und Alexis an die Hand. Als sie sich umdrehte schaute die Jüngere von den beiden mit glasigen Augen in unsere Richtung. Ihr Kinn lag auf Jennys Schulter auf. Sie wusste zwar nicht um was es hier ging, aber sie konnte es nicht leiden wenn jemand rumschrie.
Maxim brauchte einen Moment bis sie sich wieder fing. Als sie jedoch wieder bei sich war, packte sie das aufgeschlagene Chanel Buch von unserem Glastisch und warf auch noch das in meine Richting. Dem folgten dann noch einige Stifte die sie eben noch genutzt hatte, ein Tablett und ein befülltes Glas.
"Maxim" ich versuchte ein wenig auf sie einzureden, während ich den fliegenden Gegenständen auswich. Sie weinte und schrie die ganze Zeit. So eine Wut hatte ich noch nie in ihren wunderschönen Augen gesehen. Als sie gerade nach dem nächsten Prada Buch griff erhob ich meine Stimme: "Maxim!" sie erstarrte in ihrer Bewegung und ich versuchte mich ihr einige Schritte zu nähern wie bei einem gefährlichen Tier.
"Warum ?" fragte sie plötzlich ganz ruhig. Die Tränen liefen über ihre geröteten Wangen und sie atmete noch immer schwer. Ich würde wetten, dass ihr Herz genauso raste wie das meine. Ihre Welt war gerade genauso zusammen gebrochen wie die meine und an beidem war ich Schuld. Ich hatte unser Leben zerstört. Wir waren seit 10 Jahren zusammen, haben geheiratet, liebten uns, bekamen zwei wunderschöne Töchter, haben ein Haus gebaut und lebten unser Leben in vollen Zügen und ich hatte das alles auf zerstört. Nur weil ich mich auf eine Barkeeperin eingelassen hatte, die mir nun mit vermutlich wenigen Worten alles aus den Händen gerissen hatte.
"Ich, ich weiß es nicht" entgegnete ich ihr. Was ich jedoch wusste war, dass ich gerade Maxims Welt einstürtzen sah. In ihrem Blick spiegelte sich eine Emotion die ich bisher noch nicht kannte und es sah aus wie abgrundtiefer Hass.
Sie streckte ihre Hand aus, hielt sich an der großen Couch fest als würde sie ertrinken und sank daneben auf den Boden. Ich eilte zu ihr, da es aussah als würde sie ohnmächtig werden, doch eigentlich schloss sie nur ihre Augen.
"Maxim, bitte" ich wollte ihr mit der Hand über den Kopf und die Wange streicheln, doch sie erfasste meine Hand in der Bewegung und umschloss fest mein Handgelenk.
"Du gehst jetzt nach oben und packst deine Sachen. Ich will, dass du verschwindest. Kein Wort zu den Mädchen und keines mehr zu mir. Du kannst die Kinder nach dem Training besuchen aber nur an bestimmten Zeiten und glaub mir ... setzt du die nächsten Tage einen Fuß hier rein, schmeiß ich alles was dir gehört hier raus. Ich will dich nicht mehr sehen und Jonathan glaub mir, du hast verschenkt was dir amwichtigsten war. Für ein Flittchen. Denk, wenn du heute Nacht ins Bett gehst nochmal gut darüber nach, ob es das Wert war" kalt blitzten mich ihre dunklen Augen an. Ich wusste nicht wie ich aufstand und auch nicht wie ich mich so fehlerfrei fortbewegen konnte, während mir selbst die Tränen in die Augen schossen.
Ja, ich wusste das ich verloren hatte und ich wusste auch, dass ich selbst daran Schuld war.

Wir sind St.LouisWhere stories live. Discover now