Forbidden things

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Junes Sicht

Ein Kuss kann so viel aussagen. Er kann uns zerstören, er kann uns Hoffnung geben, uns weiterbringen. Er kann ein Abschied sein, ein Anfang oder ein tägliches Liebesgeständnis, doch mein erster Kuss mit Jonathan Curth war vor allem eines, er war voller verlangen und Begierde. Hatte ich erstmal seine Lippen berührt, wollte ich mich nicht mehr von ihm lösen. Er küsste so gut wie er aussah und das machte mich rasend. Mein Blickfeld verschwamm, da mir die Luft ausging, also löste ich mich widerwillig von ihm. Schwer atmend standen wir beide im Schummerlicht der Bar.

Ich hatte kaum einen ganzen Atemzug genommen, da lagen seine Lippen auch schon wieder auf meinen. Er drängte mich immer weiter zurück bis ich mit dem Rücken an den Tisch stieß. Ich ließ mich rücklings auf den Tisch fallen und schlang meine Beine um seine Hüfte um ihn dichter an mich zu ziehen. Ein weiterer Kuss ließ auch die letzte Barriere des schlechten Gewissens brechen und unsere Körper verschmolzen zu einem. Schweiß rann über unsere Gesichter, unsere Lippen waren geschwollen und die Ektase hatte uns beide fest in ihrem Griff. Das selbst der Umstand, dass wir beide in die Hölle kommen würden uns nicht störte. Man schaltet die Welt und alles was dort draußen ist einfach auf stumm und lebt in diesem intensiven, intimen Moment und genau das taten wir grade beide, ansonsten hätte uns der klare Verstand dran gehindert, das zu tun was wir taten.

Ich lag auf dem Tisch gepresst da, während das letzte Beben meines Orgasmus verebbte. Ich starrte an die Decke und versuchte die Kontrolle über meinen Körper zurückzuerlangen. Jonathan war währenddessen schon dabei seinen Gürtel zu schließen. Ich setzte mich auf dem Tisch auf. „Mein Höschen hat es wohl nicht überlebt“, kicherte ich. „Ähm ja“, er strich sich hektisch die Haare glatt. „Ich muss jetzt los“, noch bevor ich überhaupt antworten konnte war er zur Tür hinaus verschwunden. Nur noch die klingelnde Glocke, ließ erahnen das noch jemand in diesem Raum gewesen war.

Selbst etwas durcheinander hatte ich alles dicht gemacht und mich auf den Weg in meine Wohnung begeben. Ich stand im Dunkeln unter der Dusche, das Wasser plätscherte auf mich nieder, während ich jeder einzelne seiner Berührungen Revue passieren ließ. Ich konnte seine Hände immer noch spüren. Ich konnte ihn immer noch spüren und trotzdem irgendwo tief in mir machte sich ein schlechtes Gewissen breit. Er ist Vater und Ehemann und ich hatte seine Situation ausgenutzt. Und da war er der Moment der einen verlangenden, begierigen Kuss in einen zerstörerischen Verwandelte. Denn der Kuss mit dem alles begann, war sogleich der Kuss der alles zerstören könnte.   Zwar nicht für mich, aber für Jonathan könnte es der dunkelste aller Küsse gewesen sein, der Todeskuss.

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