Play the game of life

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Jonathans sicht

Meine frisch geschliffenen Kufen schnitten glatt das Eis und hinterließen schrammen auf dem riefgefrohrenem Wasser. Die Menge jubelte wie bei jedem Heimspiel das wir im Enterprise Center austrugen und verschluckten die Jubelrufe der Fans der New York Rangers. Mein Herz pochte unter meinem Brustpanzer und trotzdem zwang ich mich wie jedes Mal, meinen Körper der überall zittern wollte, zur Ruhe. Ich stieß einen letzten tiefen Atemzug aus, der in kleinen weißen Wolken aus meiner Nase kam und für einen Moment schien das ganze Stadion die Luft anzuhalten.
Dann berührte die schwarze Mattscheibe für die jeder Eishockeyspieler alles geben würde, das kalte Eis und mein Schläger stieß sie durch meine Beine zu meinem Mitspieler Mike Kinsley. Bully gewonnen. Von diesem Augenblick an lebte ich vom Adrenalin das durch meine Adern schoss und mich über das Eis schießen ließ. Ich funktionierte wie eine gut geölte Maschine und auch das Team spielte Hand in Hand.

Immer wieder taten sich Chancen für neue Tore auf. Bisher haben wir nur eine dieser eben genannten Chancen ergreifen können. Titow war nach vorne gestürmt, den Puck in der Schaufel seines Schlägers. Ein präziser Pass zu Kinsley und ein weiterer zu ihm zurück ermöglichte eines der schönsten Tore die ich in dieser Saison gesehen hatte. Als Lob klopften wir einander auf die Helme und umarmten uns kurz. Die Rangers standen auf ihre Schläger gestützt auf dem Eis, warteten bis die Welle der Freude und das Goalhorn vorbei war und wir weiter spielen konnten.

Das dritte Drittel war bereits angebrochen und es stand mittlerweile 3:1 für uns. Eine schlechte Aufstellung ermöglichte uns immer wieder durch die Verteidigung von New York zubrechen und so war bereits am Anfang des zweiten Drittels klar, dass dieses Spiel heute für uns gut ausgehen würde. Sicher fühlen konnte man sich im Eishockey nie. Oft entschieden sich die Ausgänge der Spiele in den letzten Minuten nocheinmal anders, doch heute hoffte ich, dass das nicht so sein würde. Für soetwas brauchte man kein Glück, sondern können.

Laute Musik dröhnte aus den Boxen unserer Kabine und alle waren gut drauf unf hatten auch eine wahnsinns Laune. Alle außer mir.
"Jonathan, kommst du auf eine Bier mit in die Bar ?" Titow stupste mich mit seinem Ellenbogen an und verzog das Gesicht als ich mit einem nein antwortete.
"Was ? Warum ?" Brad, der nur ein weißes Handtuch tief auf den Hüften hängen hatte, schaltete sich nun auch ein.
"Keine Ahnung. Mir ist einfach nicht so richtig danach" meinte ich beiläufig und zuckte mit meinen Schultern, "außerdem will ich eigentlich nur Nachhause zu Maxim und den Mädchen" beide musterten mich mit einem ungläubigem Blick aber ließen dann von mir ab.
So schnell wie möglich duschte ich, zog mich an und machte mich auf den Weg in die Tiefgarage zu meinem Auto. Der Schlüssel hing an meinem Finger und klimperte bei jedem Schritt. Dieses Geräusch war das einzige hier unten und des hallte an den Wänden wider. Ich öffnete die Tür, warf meine Tasche in den Kofferraum und setzte mich selbst in den kalten Wagen. Keine fünf Sekunden konnte ich ruhig sitzen, da krallten sich schon meine Hände wie von selbst in das lederne Lenkrad und mein Kopf folgte. Ich hatte keine Ahnung wie lang ich dort lehnte. Das einzige was sich in meinem Kopf abspielte war, dass ich jetzt Nachhause musste; zu meiner Ehefrau und meiner Affaire die vermutlich gerade mit meinen Kindern spielte und sie in ihren Armen hielt. Bei diesem Gedanken wurde mir augenblicklich übel und ich dachte darüber nach doch noch irgendwo einen abstecher hin zu machen. Jedoch alleine und groß Lust auf eine Bar hatte ich auch nicht. Das spiel des Lebens hatte mich fest in seiner Hand. Welches ich jedoch gerade spielte, bereitete mir nicht mehr besonders viel Spaß.

Wir sind St.LouisWhere stories live. Discover now