We're not gonna make it

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Junes Sicht

Das strahlend weiße Kleid schliff auf dem mit Rosenblättern bedecktem Boden hinter mir her. Die Sonne fiel auf die Stuhlreihen hinab und schön warm in die Gesichter der Menschen, von denen ich einige erkannte. Archie, meine Mom, Tommy aus der Bar und die von Leuten denen ich über die letzten Monate nur flüchtig begegnet bin.
Dann blickte ich nach vorne unter einem Pavillon aus Rosen in den verschiedensten Farben stand er. Jonathan. Er lächelte mich an. Seine Haut war gebräunt und Sommersprossen zogen sich wie Sprenkel aus Kakao über seinen Nasenrücken. Als ich bei ihm ankam sah er mir in die Augen und nahm meine Hände in seine. Doch plötzlich änderte sich sein Blick, er wurde finster. „Du hast mir alles genommen!“, seine Stimme war laut und dann durchfuhr mich ein Schmerz. Ich sah an mir hinab und entdecke zuerst das blutige Messer in seiner Hand, bevor ich merkte das sich mein weißes Kleid ebenfalls blutrot färbte. Verzweifelt sah ich in die Gesichter aller um mich herum und jedes einzelne von ihnen sagte das selbe „Was hast du denn erwartet?“...*

Ich schreckte hoch, hastig tastete ich meinen Körper ab, aber da war keine Stichwunde, dass ganze war nur ein böser Traum gewesen. Mein Herz hämmerte immer noch heftig in meinem Brustkorb und mir war bewusst geworden, dass ich diese Sache noch klären musste bevor ich bald abflog. Vielleicht hatte ich überreagiert, indem ich vier Leben zerstört hatte. Ich blickte auf die Uhr, die mir sagte, dass das Training der St. Louis Blues gleich endete.

In Windeseile lief ich zum Enterprise Center hinüber, kletterte über den Zaun am südlichen Ende und lief die Einfahrt zur Tiefgarage hinunter. Schnell hatte ich Jonathans Auto ausgemacht. Ich schob mich in den Schatten einer unbeleuchteten Ecke und begann zu warten.

Es dauerte lange und die Tiefgarage war bis auf sein Auto schon komplett leer, aber so war es immer gewesen Jonathan war meistens der letzte. Als ich ihn endlich mit seiner großen Tasche aus dem Fahrstuhl steigen sah, trat ich aus dem Schatten. „Jonathan“, ich dachte meine Stimme wäre so leise, dass er mich nicht hören würde, aber er sah auf und als seine Augen auf mich trafen wurde sein Blick eisern. „Was willst du hier?“, seine Stimme war genauso kalt wie sein Blick. „Ich will mich entschuldigen.“, meine Stimme klang schon fester. Damit hatte er wahrscheinlich nicht gerechnet, er hielt in der Bewegung inne und drehte sich von seinem Auto wieder zu mir. Jetzt lag in seinem Blick unendlicher Schmerz. „Weißt du überhaupt was du getan hast?“, Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Ich weiß und es tut mir wirklich leid. Ich hab überreagiert und...“, weiter kam ich nicht denn auch mir schoßen die Tränen in die Augen. „Das verrückte ist...“, setzte er an „...es gab mal eine Zeit in der ich dich tatsächlich geliebt habe.“, er drehte sich wieder zum Auto. „Ich liebe dich immer noch!“, wieder stoppte er in seiner Bewegung „Komm schon Jonathan. Wir sind doch St. Louis“, ich wischte mir die Tränen weg. Er drehte sich nicht wieder um, als er antwortete „Das waren wir mal, damals im Motel. Ich glaub da am allermeisten, aber das ist vorbei.“, er öffnete die Autotür und warf die Tasche auf dem Beifahrersitz. „Mach’s gut June.“, ein letztes Mal blickte er in meine Augen. Ich brachte es nicht fertig zu antworten,  mein Hals hatte sich zugeschnürt. Er stieg ins Auto und fuhr davon. Als er schon längst weg war, fand ich meine Stimme endlich wieder. „Auf Wiedersehen Jonathan.“, flüsterte ich in die Leere der Tiefgarage und wandte mich zum gehen.

Er hatte mich mal geliebt, hatte er gesagt, aber das war vorbei. Genauso wie es vorbei war, dass wir uns vorkamen als könnten wir hier in dieser Stadt alles sein. Wir waren nicht länger St. Louis. Wir waren nichts mehr und würden es auch nie mehr sein, dass war mir jetzt klar. Ich hatte gedacht, ich wäre über meine Gefühle hinweg, aber es hat sich gezeigt, dass wenn Dinge ungeklärt sind, unausgesprochen, dann kann man nicht heilen, man verdrängt nur und das hatte ich getan und dann aus den falschen Gründen überreagiert. Es für alle schlimmer gemacht. Plötzlich fielen mir die Worte meiner Mutter wieder ein. „Denk gut darüber nach ob du jemandem die Wahrheit sagst. Wird sie es für ihn besser machen, oder dient es nur dem Zweck, dass du dich besser fühlst“, und genau diese Worte hatte ich nicht beherzigt.

We‘re not gonna make it through the night. The last piece of the puzzle wasn‘t right.

Wir sind St.LouisWhere stories live. Discover now