Need some rest

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Jonathans Sicht

Die kleine Hotelbar war bis auf uns fünf Eishockeyspieler wie leer gefegt. Ein Samstagabend um gerade mal dreiundzwanzig Uhr sah für gewöhnlich anders aus. Aber was war schon gewöhnlich in letzter Zeit?
Heute Abend haben wir uns einen 3:1 Sieg gegen die Calgary Flames erkämpft und so die Niederlage gegen New York etwas wett gemacht. Vor dem Rückspiel das dieses Mal im Stadion der Islanders stattfinden würde, ging mir aber trotzdem schon die Pumpe.

Die Kellnerin stellte ihr Tablett auf unserem Tisch ab und verteilte die Shotgläser und stellte eine neue Kristallflasche mit Glaskorken auf unseren Tisch. Wir haben bereits die zweite Flasche Tequila geordert die Nikolaj auch schon ungedulig öffnete. Während er das verzweifelt versuchte, schaute ich der Blondine hinter her. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und ihre Haare waren nach oben gesteckt. Sie war hübsch.
Aber dann doch wieder nicht so hübsch wie June.

Ich kippte meinen letzten Shot nach unten und erhob mich etwas wackelig aus dem hochwertigen Ledersessel. Ich war nicht völlig betrunken. Ganz im Gegenteil, ich war leicht angeheitert. Denn, wenn ich die anderen so betrachtete wusste ich, dass ich fast nüchtern war. Ich verabschiedete mich nur knapp und machte mich auf den Weg zurück in mein Zimmer.

Dort oben angekommen, ließ ich mich auf mein Bett fallen und stieß als erstes meine Kleider von mir. In dem weißen Polohemd, das ich den ganzen Abend getragen habe, war mir so verdammt heiß, dass ich froh war es jetzt endlich von meinem Körper nehmen zu können.

Nur noch in Boxershorts lag ich nun auf den unbequemen weißen Hotelbettlaken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ich ließ den Tag Revue passieren. Ein Flug. Ein Spiel. Ein Gewinn. Ein winziger Rausch und jetzt eine ruhige Nacht. Ich drehte mich um und zog die Bettdecke über meinen noch immer heißen Körper und schloss meine Augen.

Doch gerade als ich in einen ruhigen Schlaf hinüberglitt, schepperte mein Handy auf dem Nachttisch und ich war augenblicklich wieder wach. Entnervt drehte ich mich wieder herum um einen Blick auf das Display zu erhaschen. Mit der Zeit habe ich mir angewöhnt mein Handy immer auf laut zulassen. Nur für den Fall, falls etwas mit Maxim oder den Kindern nicht stimmte. Die Nummer die aber da auf dem Screen stand, kannte ich nicht. Sie war als Unbekannt gezeichnet was mich immer etwas stutzig werden ließ. Ich konnte diese Werbeanrufe nicht leiden. Wenn meine Frau irgendetwas organisierte und ich Anrufe erhalten sollte, gab sie mir meistens Bescheid. Diese Nummer war als eine aus Illinois gezeichnet.

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ohne einen weiteren Gedanken an irgendwelche Werbeanrufe zu verschwenden, hob ich ab.
"Hallo?" hörte ich mich selbst fragen.
"Hey...Jonathan?" eine angenehme Wärme breitete sich in meinem Magen aus und etwas Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen.
"June" brachte ich als einziges Wort hervor, und setzte mich auf.
"Ja. Ja richtig. Ich bins", stotterte sie was mich zum Lächeln brachte. "Ich dachte, ich rufe dich einfach mal an. Wenn ich aber gerade störe, dann melde ich mich einfach morgen nochmal, ja?"
"Du störst nicht. Ich bin Alleine. In meinem Hotelzimmer. In Calgary" erklärte ich abgehackt. An der anderen Seite der Leitung ertönt ein Lachen. Ein schönes Lachen.
"Na dann. Hör mal Jonathan, ich musste in letzter Zeit... naja eher seit unserem Aufeinandertreffen in der Bar ziemlich viel über das alles nachdenken und würde dich gerne widersehen." es wurde still an der anderen Leitung. Ich könnte schwören, dass June die Luft angehalten hat und auf meine Antwort wartete.
In meinem Kopf sollte sich alles gegen diese Worte drehen. Ich sollte diese Nummer blockieren und dann löschen. Ich musste an Maxim und meine Kinder denken.
Trotzdem sagte ich aber: "Ich dich auch"

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