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Unsicher klopfte ich an der Tür und öffnete diese, nachdem Levin das herein gegeben hatte. Allein die Stimmlage bei diesem Ton gab mir Zuversicht. Vielleicht brauch er gar keine Therapie oder sowas, wenn er sich selbst wieder regeneriert. Dass er ein leichtes Trauma hatte war nicht zu übersehen, aber wenn er es überwindet wäre es natürlich perfekt.
"Hi", begrüßte ich ihn vorsichtig und betrat langsam den Raum. Sein grinsen entfernte schnell einen Stein von meinem Herzen. "Hey du", gab er zurück und setzte sich mühsam auf. Das Lächeln bei ihm blieb, zum Glück. Es war etwas, was mich ungemein beruhigte. "Wie geht's dir?", erkundigte ich mich nach seinem Zustand und nahm mir einen Stuhl, um neben ihm Platz zu nehmen. "Besser." Es freut mich das zu hören. "Warst du schon bei Jojo? Mir wurde verboten mein Zimmer hier zu verlassen", fragte er und blickte sehnsüchtig aus dem Fenster. Ich kenne dieses Gefühl zu gut. Erst wenn man seine Freiheit nicht mehr hat merkt man, wie sehr sie dazu gehört. Als Antwort für die erste Frage, schüttelte ich meinen Kopf. Da hatte ich hiernach vor. Nach anfänglichen Smalltalk Themen, kamen wir nach und nach wieder ins Gespräch und unterhielten uns, wie sonst auch, über Gott und die Welt. Das genervte Verhalten von ihm hatte ich ihm schnell verziehen. Mehr als die Verarbeitung des Amoklaufs steckte nicht dahinter, wie er mir erzählt hatte.

"Wie geht's Levin?", war eine der erste Fragen von Joanna. Dass die beiden auch immer erst an den anderen denken mussten, war natürlich typisch für sie. "Ganz gut", antwortete ich schmunzelnd und setzte mich auf das noch unbelegte Bett. "Und dir?", fragte ich die Gegenfrage und musterte das Mädchen. Die Vorstellung, dass in ihr drin ein Mensch wächst, war irgendwie krass. "Auch. Ich hab lange mit Mama und Papa geredet. Ich glaub ich werde es behalten. Genügend unterstützen hätts ich ja" Ihren letzten Satz kommentierte ich mit einem nicken. Ich war froh, dass sie das mit ihren Eltern abgeklärt hatte. "Ich bin mir sicher, dass wir dir auch beistehen würden, also wenn du Hilfe brauchst", versicherte ich ihr. Dankbar lächelte sie mich an, was ich nur erwiderte. Ihre Familie scheint so harmonisch. Alle unterstützen sich gegenseitig und sind füreinander da. Außerdem hat sie noch zwei Elternteile, die nicht geschieden sind. Das Gefühl von neid kroch in mir hoch. Natürlich hab ich jetzt ich eine Familie, wenn man die WG so nennen kann, aber es ist einfach nicht dasselbe. Es ist ein Unterschied, wenn man eine Mutter bei sich hat oder nur lauter besorgte Freunde und Kollegen von Papa. "Was ist?", riss mich Jojo aus meinen Gedanken. Verwirrt sah ich hoch und merkte, wie ein Träne über meine Wange lief. Mit Erinnerungen kam ich immernoch nicht klar, wie sich herausstellte. "Sorry", entschuldigte ich mich und verließ kurzerhand das Zimmer. Ich wollte nicht vor ihr weinen. Ich wollte allgemein nicht, wieder von den Erinnerungen der Trennung eingeholt werden. Mit dem Blick starr auf den Boden gerichtet bahnte ich mir den Weg durch die Klinik nach draußen. Dort empfing mich die kühle Luft des relativ regnerischen Wetters. Ich wusste nichtmal wo ich hin sollte. Eigentlich war mein Abgang mehr als unfreundlich, gegenüber Johanna gewesen. Dennoch kam ich nicht damit klar. Zumindest jetzt. Es sind einfach diese Tage, an denen alles so schwer scheint.

Laut ausatmend ließ ich mich auf den Platz im Bus fallen. Kaum eine Sekunde später meldete sich mein Handy. Es war Alex. Unwissend nahm ich die Anruf an.
"Hey, alles klar? Wo bist du?", tönte aus dem Mobiltelefon. Sofort kam mir wieder Jojo in den Sinn. Sie hat wahrscheinlich mit ihm geredet. Warum sonst, sollte er mich jetzt anrufen und fragen, wo ich bin? "Im Bus nachhause, warum?", beantwortete ich ihm die Frage monoton. Ich kann die Fragen, die er noch stellen wird schon hören. "Johanna hat gemeint du seist mit Tränen in den Augen aus dem Raum gelaufen." Wie ich mir schon gedacht hatte. "Mir geht gut, nach dir keine Sorgen", ich spürte schon die Blicke der anderen Fahrgäste auf mir. Mein telefonieren stört sie wohl ziemlich. Wobei es bei den meisten lediglich bei einem etwas genervten Blick blieb. "Sicher? Was war denn los?", stellte er die nächste Frage. Mit meinem Blick verfolgte ich die Häuser, die am vorbeiziehen waren, während ich mir überlegte, ob ich ihm das sagen sollte. "Jaja, alles gut. Ich erzähls dir später", wank ich ab. Vielleicht, fügte ich noch in meinen Gedanken hinzu. "Jetzt halt doch Mal die Klappe", motzte einer, der wenige Sitze von mir entfernt saß. Augenverdrehend wimmelte ich Alex ab und legte auf. Die wenige halte bis ich aussteigen musste, beschäftigte ich mich mit meinem Handy. Produktiv war ich trotzdem nicht, umso erleichterter war ich, dass ich endlich aussteigen konnte. "Jaja, mir geht's gut", hörte ich den Typ hinter mir sagen und seine Freunde darüber lachen. Mit meinem typischen Todesblick betrachtete ich die zwei Jugendlichen kurz und setzte dann meinen Weg fort. Jedenfalls probierte ich es. Einer von ihnen fühlte sich nämlich ganz cool und musste mir unbedingt ein Bein stellen. Natürlich wollte ich Bekanntschaft mit dem Boden machen, wieso auch nicht?

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Maaan diese Geschichte wird so scheiße in letzter Zeit:(

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now