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Mit einem fetten Gähnen betrat ich die Wache meines Vaters. Nach kurzer Musterung des Raumes konnte ich ihn erkennen, wie er auf dem Sofa saß und auf seinem Handy herum tippte. So vertreibt er sich seine Zeit also. Also ließ ich mich neben ihn fallen und musste prompt ein zweites mal gähnen. Dieser Tag zerrte echt an meinen Kräften. Echt ätzend.
"Müde?", fragte er direkt. Begrüßungen sind überbewertet? Wenn er meint. Mit einem knappen Nicken lehnte ich mich an ihm an. Ein besseres Kissen gibt's hier ja nicht. Mit einem Schmunzeln legte er den Arm um mich und machte es somit noch gemütlicher. "Und wie war dein erster Tag?"
Hab ich's gesagt oder hab ich's gesagt? Diese Fragen sind so typisch für ihn, wie Flecken für einen Giraffe. Ich bin müde, da hab ich keine Lust auf diese Fragen zu antworten. "Passt schon, danke", murmelte ich schon fast am schlafen und schloss die Augen. Kaum ein paar Minuten später war ich dann auch schon in einen leichten Schlaf gefallen.

Ein lästiges Piepen und eine Durchsage ließ mich hochschrecken. Mein Kissen aka Papa entfernte sich ebenso schnell, wie ich mich wieder aufrecht hingesetzt habe.
"Einsatz. Sofern Franco wieder da ist, kannst du daheim weiter schlafen", rief er mir noch und war dann auch schon verschwunden. Dezent überfordert sah ich ihm nach. Dafür, dass ich eben erst aufgewacht bin, waren das ganz schön viele Informationen auf einmal. Ganz davon abgesehen, dass mein kleines Hirn immer recht schnell überlastet ist.
"War dein Tag so anstrengend, Marleen?", fragte die Alex aus dem nichts. Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Seit wann sitzt er bitte auf diesem Stuhl? Immernoch verwirrt zuckte ich mit den Schultern.
Grinsend beobachtete mich der Notarzt. Wieso haben hier alle immer so gute Laune? Ist ja echt anstrengend mit denen.

Aus dem Auto ausgestiegen reckte ich mich erstmal. Ich hätte das Gefühl, dass die Müdigkeit sich schon wieder in mir ausbreitete. Vielleicht sollte ich nachts doch mal mehr schlafen. Obwohl die Albträume es fast nicht zulassen. Die Sache mit diesem Mann ging mir immernoch viel zu nah.
"Kommst du dann gleich runter zum Essen?", vergewisserte sich Franco vom Flur aus, als ich gerade auf dem Weg nach oben war. Durch den kurzen Blick nach hinten wurden meine Laufkünste mal wieder in Beweis gestellte. Denn nichtmal dazu war ich fähig. Und ehe ich mich versah lag ich schon schmerzerfüllt auf der Treppe.
Mein Handgelenk tat echt weh. Damit hatte ich mich nämlich, leider, abgefangen. Hoffentlich hat das wenigstens keiner gehört, sonst kommen die bestimmt wieder alle mit ihrem medizinischen wissen an und machen sich fast in die Hose. Und auf Krankenhaus habe ich sowieso kein Bock, also warte ich lieber, bis das von selbst verschwindet.
Also rappelte ich mich auf und setzte meinen Weg in mein Zimmer fort. Dort schmiss ich meinen Rucksack in die Ecke und ließ mich erschöpft auf mein Bett fallen. Training hatte ich heute Abend ja auch noch. Na super. Es wäre recht unvernünftig dort hin zu gehen. Mit einer verletzenden Hand zu boxen wäre nämlich sonderlich schlau. Ich glaub ich schreib Levin, dass ich nicht kann. Den genauen Grund muss ja keiner erfahren. Alles nur weil ich zu doof bin um Treppen hochzugehen. Bevor ich wieder nach unten ging widmete ich mich nochmal meiner Hand. Eine Veränderung konnte ich bis jetzt nicht erkennen. Vielleicht eine leichte Blaue Verfärbung, aber das bilde ich mir bestimmt einfach ein. Mit schlechter Laune schlenderte ich in die Küche. Den Arm größtenteils hinter dem Rücken versteckt. Dass diese ganze Aktion ebenso doof war, war mir schon bewusst. Ich wollte es nur nicht einsehen. Und vor allem nicht, dass sich Papa oder die anderen Sorgen machen. Die sind ja genauso schlimm wie er. Berufskrankheit, schätze ich. "Ah Marleen. Könntest du schonmal den Tisch decken? Außer Phil müssten eigentlich alle hier sein.", empfing Franco mich und deutete auf den Schrank, in dem sich die Teller befanden. Kommentarlos kam ich seiner Bitte nach und brachte sie Teller zum Tisch. Zwar eigentlich bloß mit einer Hand, da es mit der anderen schon weh tat, aber es klappte ohne, dass etwas kaputt ging. Ich hoffe, dass das bald wieder verheilt, sonst könnte es mit dem weiteren Verstecken echt kritisch werden.

"Alles in Ordnung bei dir?", unterbrach Robin meinen leeren Blick, den ich seit ich mit Essen fertig bin auf habe. Schnell nickte ich. Eventuell sollte ich trotzdem nicht so auffällig sein. Mit meinen Gedanken war ich ja nirgendwo anders, als bei meinem Handgelenk, welches ich schon aus Reflex unter den Tisch rutschen ließ. Da die Blicke der anderen drei mich aber immernoch genaustens beobachteten, musste ich nur hoffen, dass auch das wenigstens unerkannt blieb.

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Uff das Kapitel ist komisch:((

Man liest sich im nächsten Teil<3
 

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now