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"Bleibst du noch hier?", erkundigte sich Phil, nachdem Oli und Levin gegangen sind. Auf das Angebot von Alex hatte der Notarzt sich sofort eingelassen, immerhin brauchte er auch erstmal Zeit, um das ganze zu verdauen. Ohne groß zu überlegen nickte ich. Sonst bleibt mir ja nicht wirklich viel übrig. Vorerst zumindest. Alex übernimmt ja jetzt die Extraschicht und noch will ich mich nicht mit dem Problem auseindersetzen, dass ich auf eigene Faust nicht in das Haus reinkommen werde.
"Woher kennst du Levin eigentlich?", fragte Papa nach einer längeren Zeit stummen herumsitzen. Er wird mich bestimmt auch als super naiv abstempeln, wenn ich ihm die ganze Geschichte erzählen würde. Anlügen will ich ihn aber trotzdem eher ungern. Mal abgesehen davon, dass ich zum einen nicht sonderlich gut bin im lügen und ich ihm zum anderen niemals so schnell eine Lüge auftischen könnte.
Es ist ja nichts passiert, also hätte er eigentlich keinen Grund, um sauer oder sowas zu sein.
"Er war das erste Halbjahr mit mir in der fünften. Kim hat mir heute morgen seine Nummer geschickt, weil sie rausgefunden haben, dass er auch in Köln wohnt.", erzählte ich grob zusammengefasst.
"Kim wieder", kommentierte er grinsend.
Auch meine Mundwinkel bewegten sich minimal nach oben. Diese Aktionen waren so typisch für meine Freundin. Und das wusste auch Papa. Immerhin war sie auch oft genug bei uns gewesen und hat uns an ihren interessanten Plänen teilhaben lassen. Wie ich diesen Eifer vermisse. Egal um was es ging, sie war immer voll dabei. Natürlich ist das auch nicht in allen Situationen gut, aber das zeichnet sie eben aus. Wie gern ich jetzt bei ihr sein würde.
Erneut entstanden mehrere Minuten Stille.
Es ist schon relativ langweilig hier. Und vielleicht sollte ich Papa nach nem Schlüssel fragen, bevor er einen Einsatz reinbekommmt. "Kann ich nen Schlüssel haben die das Haus?", ich bin mir immernoch recht unsicher darüber, wie ich das sonst nennen soll. Als Zuhause sehe ich es noch nicht wirklich an. Wenn ich das überhaupt irgendwann tun werde.
Papa entfernte einen Schlüssel von seinem Schlüsselbund und drückte mir diesen in die Hand:"Gehst du schon?"
Ne weißte, ich hab nur zum Spaß danach gefragt. Natürlich gehe ich.
Kurz nickte ich und nach einer knappen Verabschiedung hab ich auch schon wieder die Wache verlassen. Jetzt wäre es natürlich von Vorteil gewesen, wenn ich mir den Weg gemerkt hätte und mich nicht nur auf meine Gedanken konzentriert hätte. Ohne groß zu überlegen ging ich in die vermeintliche Richtung, aus der wir gekommen sind. Wie gesagt vermeintliche, denn nach mehreren Minuten laufen und ein paar mal abbiegen wusste ich absolut nicht mehr wo ich war. Mein Orientierungssinn könnte von einem Stein sein. Der ist nämlich genauso wenig vorhanden wie bei der mir. Dortmund hab ich in und auswendig gekannt. Bei Köln habe ich nichtmal das Bedürfniss das zu können. Vielleicht gehen wir ja irgendwann wieder zurück nachhause.
Da wäre ich zumindest besser dran, als hier.
Ich hab absolut keine Ahnung wo ich bin. Verdammt. Leicht Hilfos sah ich mich um. Ich wusste ja nicht mal mehr, wo ich hergekommen bin. Na super. Wie doof kann man eigentlich sein?
Mit meinem Handy versuchte ich herauszufinden, wo ich war, doch bevor ich überhaupt meinen Standort anschalten konnte, wurde urplötzlich der Bildschirm schwarz. Der Akku hatte sich offiziell verabschiedet. Okay, jetzt keine Panik schieben. Ich bin nur in einer fremden Stadt und weiß nicht mehr, wo ich bin und wie.ich hier rauskomme. Eigentlich ein ganz guter Grund um Panik zu schieben, aber es hilft mir nicht ansatzweise weiter, also sollte ich mir lieber etwas überlegen.
"Wartest du auf jemanden?", eine männliche Stimme ließ mich zusammenzucken. Unsicher schaute ich zu der fremden Person. Ich hatte kein gutes Gefühl bei dem, denn auch wenn er nur einen Satz gesprochen hatte, kam es mir komisch vor. Wieso interessiert es ihn, ob ich auf jemanden warte? Was wenn der mir was tun will? Was soll ich denn sagen? Ich bin immernoch nicht gut im Lügen.
"Was geht Sie das an?", erwiderte ich mit zitternder Stimme. Ich muss definitv was an meinem auftreten arbeiten. So verletzlich wie ich momentan wirke, bin ich doch nur eine wandelnde Zielscheibe für Leute wie den. In Dortmund wäre sowas sicher nie passiert.
Anstatt zu antworten grinste der Typ nur komisch und sah sich um. Auch etwas, was mir noch mehr Angst machte, als ich sowieso schon hatte. Gedanklich ging ich nochmal mein vorletztes Training durch. Wir hatten speziell Selbstverteidigung behandelt, doch all diese ganzen Taktiken waren wie ausgelöscht. Auch wenn es sehr riskant wär, da ich ihn schlimm verletzen könnte, werde ich mich falls es dazu kommen sollte an die Techniken halten müssen. Aber wahrscheinlich mache ich mir, wie so oft, einfach viel zu viele Gedanken und der will garnichts böses. Wobei ich mir da trotzdem nicht so sicher bin wenn ich mir den so anschaue.

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Happy Pride Month!
Diese Ferien sind so verdammt langweilig ☹️

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now