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"Hast du gewusst, dass sie trinkt und raucht?", wollte Papa wissen. Hab ich da Wut aus seiner Stimme raus-gehört? Ist er sauer auf mich? Naja, wohl eher auf Mama. Immernoch betroffen schüttelte ich den Kopf. "Als ich zu ihr gekommen bin, war alles in Ordnung. Sie schien glücklich. Es hat ja noch nichtmal nach Zigaretten Rauch gerochen", erzählte ich mit zittriger Stimme. Ich war mal wieder komplett überfordert mit meinen Gefühlen. Hätte ich es merken sollen, dass es ihr nicht gut geht? War ich schuld, weil ich mich so früh am Abend schon in meinem Zimmer verkrochen habe? Vielleicht habe ich den Geruch einfach nur verdrängt und der war schon als ich zu ihr gekommen bin da. Es fühlte sich scheiße an, seine eigene Mutter an den Alkohol zu verlieren. Und dadurch noch fast zu sterben. "Hey, ganz ruhig.", mein Vater ergriff meine Hand und hielt sie fest. Mit Tränen in den Augen sah ich zu ihm. "Ich hätte wegen ihr sterben können, wie soll ich da ruhig bleiben.", meine Stimme wurde lauter, zitterte aber immernoch sehr. Mein Blick strich über Paula, die mich mitleidig ansah. War sie das 'Thema' ,  was er mir verschwiegen hatte? Anscheinend ist sie bei Papa gewesen, denn sonst wäre er ja alleine hergekommen. Und so, als würden sie sich noch nicht lange kennen schien es nicht wirklich.
"Du bist aber nicht gestorben, Leen. Es ist ja nochmal alles gut gegangen. Aufregen bringt jetzt nichts okay?", redete er beruhigend auf mich ein. Seine Finger sind inzwischen zu meinem Handgelenk gewandert. Und seinem Blick zu deuten ist mein Puls wieder recht schnell. Kein Wunder so hysterisch ich hier bin.
Und jetzt darf ich noch zwei Tage hier in so nem Krankenhaus in Dortmund verbringen. Na super. Meine Fehltage freuen sich ja schon. Denn so wie ich Papa kenne darf ich dann die nächste Woche nicht in die Schule. Eine ätzende Stille entstand. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. In meinem Falle nicht ganz so gut, denn ich machte mir nur Vorwürfe. Außerdem kam ich immernoch nicht drauf klar, wie sehr Mama sich trotzdem verändert hat. Sie wird gerade wahrscheinlich in der Ausnüchterungszelle der Polizei sitzen und ist sich womöglich nichtmal bewusst, was sie eigentlich getan hat. Irgendwie bereue ich die Entscheidung, dass ich nach Dortmund gekommen bin recht arg. Die Sache mit Kim und auch das Feuer sprechen ja für sich.

"Ich muss dann wieder los.", meldete sich Paula zu Wort und stand auf,"Gute Besserung Marleen!"
Meinen Vater umarmte sie noch kurz und verließ dann den Raum. Dass es bei einer Umarmung geblieben ist ist das einzig positive daran. Es fällt mir immernoch schwer sie zu akzeptieren. Immerhin ist sie ein Faktor, der mir jedes mal aufs neue die Tatsache, dass es nicht wie früher wird, ins Gesicht schleudert. Und das tat echt weh.
"Wie lange seid ihr schon zusammen und wieso erfahre ich das erst jetzt?", forderte ich eine Antwort. Meine Stimme war kälter als ich es erwartete hatte, aber sonderlich gut ist meine Laune einfach nicht. "Noch nicht lange. Ich hab Paula auf der Wache kennengelernt, sie ist echt toll.", er stoppte abrupt mit seiner Schwärmerei, als sein Blick auf mich fiel,"Ich wusste einfach nicht wie du reagieren würdest, weil das so kurz nach der Scheidung ist. Es tut mir leid."
Sein Blick war entschuldigend. Ebenso wie sein Satz eben. Ich war nicht sauer, nein, aber ich fühlte mich schon wieder so verarscht. Und ich glaube dieses mal ist das Gefühl, dass er mir nicht vertraut berechtigt. Wenn es schon daran scheitert mir zu sagen, dass er eine Freundin hat...
"War das die Sache, mit der du mich nicht belasten wolltest?", hinterfragte ich weiter. Aus dem Augenwinkel sah ich ein leichtes Kopfschütteln seinerseits. Mein Blick war starr auf meine Hände gerichtet. Diese Bandage für mein Handgelenk geht mir langsam auch auf die Nerven. Wird Zeit, dass das wieder gesund wird. "Das andere war wegen einem Einsatz", rückte er mit der Sprache raus. Wobei das wiederum auch nur die Hälfte war. Aber jetzt bin ich zu müde um weiter nachzufragen.
"Ich werde hier für ein paar Tage in nem Hotel bleiben, dass ich in deiner Nähe bin ja? Dann kann ich vielleicht auch die Sache mit Mama klären. Ich hab dir noch ein paar Sachen mitgebracht", er deutete auf die Schwärze Sporttasche, die er neben das Krankenbett gestellt hatte. Dass er sogar in der Stadt bleibt hätte ich nicht erwartet. Dann hat er sich ja auch freigenommen. Schlimm fand ich es nicht. Im Gegenteil. Sonst wäre er wahrscheinlich relativ selten gekommen. Immerhin sind es ja auch um die anderthalb Stunden Fahrt von Köln hierher. Ich war froh darüber, dass er mich nicht im Stich ließ. Ganz im Gegensatz zu meiner Mutter, der ich ja anscheinend doch scheiß egal bin.

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Danke, für alle die, die diese Geschichte so regelmäßig lesen, für sie voten und immer fleißig kommentieren. Das freut mich echt mega^^ ihr seid die besten hihi

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now