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Mein Körper zitterte immernoch.
"Dann hat er mich wieder festgehalten, aber da ist Papa dann dazugekommen.", vollendete ich meine Aussage für die Polizisten, die inzwischen gerufen wurden.
"Ich hab den gerade mal abgefragt. Schon mehrfach vorbestraft.", der Beamte wendete sich an seinen Kollegen und teilte diesem leise etwas mit. Ich schätze mal die Gründe, weshalb der vorbestraft ist.
Wenn es dem schon so wichtig ist, dass wir das mitbekommen, dann will ich es auch garnicht wissen. Am liebsten würde ich auch meine, nicht so schönen, Vermutungen aus meinem Hirn löschen.
Eine warme Hand löste meine Hände, die sich immernoch ineinander krallten und hielt sie fest. Es war die von Papa.
Fragend sah ich ihn an. "Du blutest schon", kam daraufhin von ihm mit dem Blick auf meiner linken Hand. Er hatte Recht. Das hatte ich noch nichtmal mitbekommen. Meine Gedanken waren so auf anderes fokussiert, so dase ich den Schmerz wahrscheinlich ausgeblendet hatte.

Nachdem sie Polizisten gegangen waren, bestand Papa unbedingt darauf, dass ich hier bleibe. Seine Schicht wollte er ungerne, am ersten Tag so beenden und abgesehen davon hatten sie sowieso keinen Ersatz für ihn. Ich sollte die anderthalb Stunden Warten, bis Alex' Schicht zu Ende war. Und da ich nichtmal mein Handy hatte war mir besonders langweilig. Seit inzwischen mindestens fünf Minuten saß ich schon zusammengekauert auf der Couch und starrte in die Leere. Alex und Phil hatten beide einen Einsatz reinbekommen und auch Franco war noch bei einem. Ich fühlte mich ziemlich unwohl hier, da ich niemanden kannte und ich ständig das Gefühl hatte, dass sie über mich redeten. Die Blicke, die immerzu auf mich geworfen wurden, waren relativ besorgt gewesen, trotzdem mochte ich es nach wie vor nicht so im Mittelpunkt zu stehen. Am liebsten würde ich einfach gehen, doch ich konnte nicht. Die Angst vor noch so einem Erlebnis war viel zu groß. Außerdem würde mein Vater es bestimmt nicht gut finden, wenn ich einfach so abhaue. Mein Blick wanderte wieder zu meinen Armen. Ich war ziemlich froh, dass ich die Jacke immernoch anhatte. Zwar war es damit recht warm, aber alles lieber, als diese Hämatome noch einmal zu sehen.
Ich will einfach zurück nach Dortmund.
"Hey Marleen. Phil hat mir geschrieben, was passiert ist. Alles in Ordnung?"
Es war Franco, der eben mit einer blonden Sanitäterin reingekommen ist. Stumm nickte ich. Obwohl das auch nur eine fette Lüge war. Was soll denn schon gut sein? Nach dem was passiert ist, ist absolut nichts gut. Und es wird auch nicht besser, wenn mich jeder nach meinem Befinden befragt.

Die Zeit zog sich langsam Und damit meine ich sehr langsam. Es fühlte sich an, als würde ein Faultier den Uhrzeiger steuern. Wobei ich mich bald selber schon wie ein Faultier fühle. Die ganze Zeit nur rumsitzen und warten lässt mich zumindest wie eins wirken. Immerhin hatte Papa die letzte halbe Stunde, von Alex' Schicht, keinen Einsatz mehr, so dass er sich wenigstens mit mir unterhielt. Dadurch verging das ganze wenigstens ein bisschen schneller. Die Konversation hielt sich zwar eher einseitig, aber Papas Monolog lenkte mich von meinen Gedanken ab und das brauchte ich momentan.

"Sicher, dass wirklich alles in Ordnung ist?", fragte Alex nun schon zum zweiten mal.
Wieso kümmert es den eigentlich, wie es mir geht? Der kennt mich ja nichtmal richtig. Eventuell ist meine Aussage, dass sie es mir gut geht, zwar gelogen gewesen, aber trotzdem. Was erwarten denn alle? Dass ich gleich Luftsprünge mache? Juhu, so ein Typ hat mich belästigt. Ganz bestimmt nicht.
Ein weiterer Schauer überkam mich bei dem Gedanken an den Mann. Ich will diese Erinnerung einfach aus meinem Gehirn löschen. Für immer.
Als wir aus dem Auto ausstiegen, konnte ich es mir nicht verkneifen die Gegend abzuscannen. Die Angst hatte sich innerhalb der paar Minuten Fahrt ja nicht weggebeamt. Leider.
"Wenn was ist rufst du, okay?", rief mir Alex noch hinterher, während ich die Treppen nach oben stieg. Obwohl er es nicht sehen konnte nickte ich. Wobei ich das wahrscheinlich auch nicht machen werde. Aber was soll denn schon groß passieren? Außer dass ich wieder aus dem Bett falle nicht sonderlich viel.

Geplagt von einem Albtraum schreckte ich hoch. Den geplanten Mittagsschlaf hatte ich mir auch schöner vorgestellt. Nun saß ich mit halben Angstzuständen auf meinem Bett und machte mir Gedanken über meinen Traum. Eine Frage die ich mir immer wieder Stelle ist, wieso sowas mir passieren muss. Ich habe doch niemandem was getan. Das liegt einfach an dieser Stadt. Erst der Unfall und dann das. Zufall kann man das nicht mehr nennen. Das Schicksal möchte mir bestimmt sagen, dass ich wieder gehen sollte. Aber wenn ich das Papa sagen würde, würde der mich auch gleich für doof abstempeln. Wenn man's genau nimmt ist der Gedanke auch ein bisschen doof, aber trotzdem will ich nicht wirklich länger hier sein.

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Uff ich sterbe Grad an Pollen loool

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now