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In langsamen Tempo folgte ich dem Jungen durch die Lagerhalle. Mein ungutes Gefühl wurde nach jedem Schritt größer. Ich hatte Angst. Was wenn dir mir irgendwas antun? Ich hab keine Ahnung, wann die Polizei hier sein könnte. Solange bin ich auf mich alleine gestellt und realativ wehrlos.
"Da ist ja unsere Verräterin", war die erste Reaktion eines weiteren Typs. Mindestens vier andere saßen in dieser Halle und betrachteten mich. Nervös musterte ich meine Umgebung. Mein Blick blieb jedoch gleich an dem großen offenen Tor hängen, welches nach draußen führte. Hätte ich mehr Kraft, würde ich diesen Ausgang jetzt bestimmt schon nutzen.
"Denk nichtmal dran", riss einer mich aus meinen Gedanken und sah mich scharf an. Anscheinend war allein mein Blick auffällig genug. Allein nach dieser Reaktion verbannte ich den Gedanken aus meinem Hirn. Weit würde ich wahrscheinlich eh nicht kommen. Zum einen wegen meinem Zustand und zum anderen durch die hier anwesenden Personen, die sicher nichts zulassen würden, dass ich verschwinde.
"Setz dich doch", wurde ich von dem vermutlichen Anführer angewiesen und unsanft auf einen Sessel geschubst. Meine Kopfschmerzen bedankten sich natürlich direkt wieder. "Der liebe Jonas hat sich ja schon in deine Aufgabe eingewiesen", sein Blick ging kurz zu dem genannten Jungen und dann wieder zu mir,. Doch bevor er weiteres sagen konnte ging alles ganz schnell. Um zu begreifen, dass die Polizei das Gebäude stürmte brauchte ich erst mehrere Sekunden. Dass die so schnell da sind hab ich jetzt auch nicht gedacht, ehrlich gesagt. Doch ich war mehr als froh darüber. Das ganze hat ja jetzt lange genug gedauert. Still beobachtete ich das Geschehen und bekam vorerst nichtmal mit, wie sich die Rettungskräfte und auch Papa sich näherten und zu mir kamen. "Leen, gejts die gut?", empfing mich letzterer deutlich aufgewühlt und schloß mich in seine Arme. Erleichtert erwiderte ich die Umarmung. Ich spürte deutlich, dass ich schon wieder kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Immerhin nahm mich das ganze hier auch wieder ziemlich mit. "Phil, dürfen wir Mal ran?", hörte ich Olis Stimme und Papa wurde vorsichtig von mir weggezogen. Schwach sah ich dem Notarzt entgegen, der sich vor dem Sessel in dem ich, immernoch, saß hinkniete und gleich meinen Puls fühlte. "Irgendwelche Beschwerden?", fragte Oli knapp woraufhin ich leicht nickte. "Kopfschmerzen, Schwindel und mir ist bisschen übel", murmelte ich leise. Innerliches war ich nach wie vor dabei das Geschehene zu verarbeiten. Dies klappte aber eher suboptimal. Nach einer kurzen Untersuchung stieß Oli auch schon auf meine Platzwunde am Hinterkopf, die daraufhin auch direkt versorgt wurde. Die ganze Untersuchung ließ ich kommentarlos über mich ergehen. Mit den Gedanken war ich sowieso gefühlt in einem anderem Universum.

"Geht's dir gut?", holte mich die Nachfrage von Alex aus meinen Gedanken. Verwirrt schreckte ich hoch und sah ihn an. Eher abwesend bestätige ich ihm seine Frage durch ein Nicken. Nichts ist gut. Jetzt kann ich mich nämlich auch noch eine Nacht lang alleine meine Gedanken herum wälzen. Eventuell sollte ich jetzt die Chance nutzen, dass Papa und Alex hier sind, aber Papa würde sich wahrscheinlich wieder viel zu viele Sorgen über meine Gedankengänge machen. "Sicher?", hinterfragte Papa besorgt. Absolut nicht. Unüberlegt schüttelte ich den Kopf. Obwohl das wahrscheinlich nur noch mehr Fragen aufbringen wird, war mir das momentan relativ egal. Wenn ich reden will tu ich das und wenn nicht, nicht. Diese Entscheidung wird in den nächsten Minuten relativ spontan sein. "Was ist los?", wollte Alex behutsam wissen. Mein Blick schwankte zwischen ihm und meinem Vater. Irgendwie kommt es komisch, dass ich die ganze Zeit nicht vor Papa reden will. Bei der Polizei war das genau gleich. Und es fühlt sich irgendwie falsch an. Er ist mein Vater und er sollte derjenige sein, mit dem ich als erstes rede. Aber er ist es nicht. Mir fällt gerade so auf, dass ich ohne Leon eigentlich so gut wie keinen mehr zum reden habe. Na gut Levin, aber durch die Aktion mit der Polizei bin ich vielleicht etwas sauer auf ihn. Ich vermisse Leon. Und ich liebe ihn verdammt nochmal. Hätte ich ihn nicht verraten dann wäre ich jetzt auch nicht hier. Wahrscheinlich wäre alles wieder wie vorhin gewesen. "Phil? Würdest du uns kurz was zu trinken holen bitte?", ließ mich Alex zurück in die Realität kehren. Fragend musterte ich zuerst ihn und dann Papa, der ebenso verirrt drein sah, letztendlich, aber ohne einen weiteren Kommentar das Zimmer verließ. "Wieso willst du nicht reden, wenn er dabei ist?", erkundigte sich Alex sofort und schnappte sich den Stuhl, auf dem bis jetzt Papa gesessen hat. Er hat mich ziemlich durchschaut. Dennoch hatte ich das Gefühl, bei ihn besser reden zu können. Papa stand mir zu nahe um mit ihm darüber zu reden. Macht das überhaupt Sinn? Warum frag ich mich das, zurzeit macht doch sowieso nichts einen Sinn. Bei dem was mir alles passiert.
"Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht. Außerdem wird er mich eh nicht verstehen", erklärte ich unsicher und spielte nervös mit der Bettdecke herum. Während das erste total komisch klang, war ich mir zumindest mit dem zweiten sicher. Allein die Vorstellung daran, wie er reagieren würde, wenn ich ihm sagen, dass ich Leon wieder zurück will, würde ich gerne verdrängen. Er würde
mich für total bescheuert erklären.

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Wir nähern uns den 100 hehehehehe ^^

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now