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Fassungslos starrte ich auf den Gegenstand, den sie mir in die Hand gedrückt hatte. Das muss ein Traum sein oder? Gleich wird mich bestimmt jemand Aufwecken, weil es einfach ein verdammt schlechter Traum ist, in dem ich mich hier befinde. Doch es geschah nicht. Stattdessen kam Jojo wieder zurück ins Zimmer. Sie war ziemlich blass. "Du. Du bist schwanger?!", hinterfragte ich leicht entsetzt. Nun war sie diejenige, die fassunglos von mir angeschaut wurde und nichtmehr der Schwangerschaftstest, der eindeutig Positiv war. Ein minimales Nicken von ihr bestätigte die Tatsache.
"Wie konnte das passieren?", stellte ich die nächste Frage. Obwohl das eigentlich relativ klar war. Wie das passieren kann, muss sie mir ja nicht erklären. Genau das symbolisierte sie mir auch mit ihrem Blick.
"Ich glaub das weißt du selber", antwortete sie mit zitternder Stimme. Das wär glaub ich das erste mal, dass sie redete, seitdem sie hier ist. "Mann Marleen, was soll ich denn machen? Ich bin doch viel zu jung für ein Kind" Ihre Stimme war verzweifelt. Kein Wunder. Die Situation, in der sie sich befand würde ich ihr nicht annehmen wollen. "Mit wem hast du schon darüber geredet?", erkundigte ich mich und ließ meinen Blick nach wie vor unsicher zwischen ihr und dem Test hin und her schweifen. Mehr als ein Kopfschütteln kam daraufhin nicht zurück. Besonders gesprächig war sie nicht wirklich. "Was ist mit dem Vater des Kindes?", wollte ich als nächstes wissen. Ihr Kopf hob sich und sie sah mich seufzend an. "Mein Ex, er ist vor ein paar Wochen nach Hamburg gezogen und weiß noch nichts", antwortete sie und startete wieder die Stille, auf beiden Seiten. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Wie ich bereits gemerkt hatte war ihre Situation mehr als bescheiden.
"Du musst es jemand sagen. Jemand, der mehr tun kann, als ich. Deine Eltern oder wenigstens deine Brüder", schlug ich leise vor. Ich wusste genau, dass das für sie noch schwerer sein wird, aber anders wird es wohl nicht gehen. Genervt stöhnte sie und stand auf. "Du sagst es keinem, bitte!", flehte sie mich an. Erst nach meinem nicken verschwand sie aus dem Zimmer. Wenig später hörte ich die Haustür, die ins Schloss fiel. Seufzend stand ich auf und machte mich auf den Weg nach unten. Was soll ich jetzt machen? Sagen soll ich es keinem und eine Lösung hab ich genau so wenig. Sie hat mich eiskalt allein gelassen damit. Mich nimmt das mindestens genau so mit, wie sie.  Immerhin ist sie wirklich noch viel zu jung für ein Kind. Aber ob sie abtreiben würde ist die andere Frage. Viele verkraften das nicht. Und obwohl sie mit ihren 12 Jahren schon sehr reif wirkte, würde ich das bei ihr auch denken. Wahrscheinlich liegt das nichtmal am alter. Es ist immer schlimm ein Kind abzutreiben, denk ich.
Nachdenklich ließ ich mich auf die Couch plumpsen und schaltete den Fernseher. Etwas Ablenkung wird mir definitv nicht schaden. Wenn etwas gescheites im Programm kommen würde, wär das sehr hilfreich. Aber nein, stattdessen war das erste was ich sah eine Reportage über eine Schwangerschaft, die ich natürlich schnell übersprang. Letztendlich blieb ich bei irgendeinen stumpfen Cartoon hängen. Zwar nicht wirklich mein Geschmack, aber immerhin etwas, was mich auf andere Gedanken brachte. Auch wenn meine Gedanken die ganze Zeit zwischen dem TV Programm und Johanna her sprangen verging der Nachmittag, schneller als es sich anfühlte. Und kaum hab ich mich versehen standen auch schon Paula und Papa im Wohnzimmer. "Na? Alles klar?", begrüßte mich letzterer und wuschelte mir durch die Haare. Reflexartig schlug ich seine Hand weg und richtete meine Frisur wieder. Momentan war ich nicht in der Stimmung dafür. "Wofür sind denn die andern?", fragte Papa und sah skeptisch auf den Fernseh. Wenigstens sagte er nichts zu dem, was ich mir ansah. Wortlos zeigte ich auf die Terrasse. Dort hatte ich die drei das letzte Mal gesehen. Wobei es auch nicht abwegig sein könnte, dass sie wieder drin sind und ich es nur nicht mitbekommen hab. So abwesend wie ich hier gesessen habe. Immernoch überlegend beobachtete ich wie Papa und Paula nach draußen gingen.

"Leen, hast du eben einen Block für mich?", unterbrach Alex diesmal meinen Gedankengang und sah mich fragend an. "Aufm Schreibtisch", murmelte ich und zeigte nach oben in Richtung meines Zimmers. Ich hatte jetzt keine Lust aufzustehen. Gerade als ich Mal wieder einen Blick auf mein Handy geworfen hatte hörts ich schon wieder Schritte auf der Treppe. Kaum einen Augenblick später stand der Notarzt auch wieder vor mir. "Was ist das?", fragte er und hielt etwas hoch, so dass ich's genau sehen konnte. Ups.

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Whao

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt