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Mit Tränen in den Augen spazierte ich durch die Dunkelheit. Ich wollte nicht nachhause. Aber sonst wüsste ich absolut nicht wo ich hin könnte. Eine Option, die ich mir Bereits überlegt hatte war Levin, aber das war nach längerer Überlegung auch wieder zu unsicher. Ich wollte nicht gefunden. Ich wollte überhaupt nicht, dass jemand erfährt wie dumm und naiv ich war. Ich fühlte mich so benutzt. Außerdem schmerzte mein Hals immernoch, was nicht wirklich angenehm war. Ich hatte keine Ahnung wo ich war und ehrlich gesagt war das mir auch relativ egal. Letztendlich saß ich zusammengekauert und leise weinend an einer Hauswand. Ich wollte, dass das alles aufhört. Wie kann man sich nur so in einem Menschen täuschen? Der Gedanke daran, dass ich Leon so vertraut habe, schmerzte sehr. Und meine Gefühle zu ihm verschwinden auch nicht einfach. Was soll ich denn jetzt machen? Als ich mein Handy anmachte, um ursprünglich auf die Uhr zu schauen, sprangen mir direkt mehrere verpasste Anrufe von Papa entgegen. Der macht sich bestimmt schon Sorgen. Immerhin hatte ich mich die ganze Zeit nicht gemeldet und es ist schon ziemlich spät, wie ich eben herausfand. Widerwillig traf ich einen Entschluss und rappelte mich wieder auf. Ich werde nachhause gehen. Ich kann ja Mal eine Nacht darüber schlafen und dann schauen, was ich mache. Aufgrund der Straßenlaternen konnte ich die Straßen ganz gut erkennen und machte mich auf den Weg heim. Meine Jacke, die ich bereits angezogen hatte zog ich extra weit über meinen Hals. Ob man was von Leon's Ausraster sehen konnte, wusste ich noch nicht, aber ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.

Möglichst leise steckte ich den Haustürschlüssel in das Schloss und betrat das Haus. Auf der einen Seite wollte ich natürlich, dass Papa weiß, dass ich wieder hier bin, aber wir der andern würde ich viel lieber unerkannt bleiben. Der erste der mir entgegen kann war Muffin, der mich mit einem freudigen kurzen Bellen begrüßten. Also jeder, der unten war, merkte spätestens jetzt, dass ich wieder hier bin. Tatsächlich stand kurze Zeit später, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe, auch schon Papa mit verschränkten Armen da. "Ist es eigentlich so schwer dich Mal zu melden und bescheid zu geben wann du wieder kommst?", begann er mit seiner Standpauke. Obwohl sein Ton eher besorgt war, konnte ich das jetzt echt nicht gebrauchen. Seufzend ging ich an ihm vorbei und stapfte die Treppen nach oben. Sofern ich wahrnehmen konnte, folgte mir Muffin. Immerhin etwas. Mit ihm kann ich jetzt eher reden. Von Papa werde ich ja nur angemotzt. Überfordert mit so gefühlt allem setzte ich mich auf mein Bett und zog langsam meine Jacke aus. Leider reichte sie kleine Nachttisch Lampe sogar aus, um die blauen Flecken an Mienen Oberarmen von heute morgen und vorhin zu sehen. An meinem Hals wird es wohl nicht groß anders sein. Wie soll ich denn das verstecken morgen? An keinen Armen ist das ja noch einfach, aber der Hals? Es fällt auf, wenn ich bei dem Wetter mit Schal oder sonst was herumlaufe. Erneut seufzte ich und machte mich daran meinen Wecker eine halbe Stunde früher zu stellen. Diesmal werde ich direkt mit Muffin laufen gehen, das wird zumindest den morgen einfacher machen. Der Hund hatte es sich inzwischen schon in seiner Ecke gemütlich gemacht und sah mir dabei zu, wie ich mich fertig machte und meinen Rucksack für morgen packte.

Nachdem das alles erledigt war, ließ ich mich neben ihm nieder und lehnte mich an ihm an. Meine Gefühlslage war wieder komplett überfordert von allem. Ich fühlte mich so scheiße und immernoch so benutzt von Leon. Am liebsten würde ich ihn für immer aus meinem Leben löschen. Mein ursprünglicher Plan war eigentlich, dass ich nicht mehr zu ihn gehe und mich trenne, aber die Nachricht die er mir eben geschrieben hatte, machte das ganze viel komplizierter, als es sowieso schon war. Morgen um 15 Uhr bei mir. Entweder du kommst freiwillig oder ich hole dich. Lieb dich.
Sein Liebesgetue kann er sich ehrlich sparen. Mir wäre es schon genug, wenn er mir zeigen würde, dass er mich liebt. Dass was er heute getan hat, war das komplette Gegenteil davon.

Schnell strich ich mir meine Tränen aus dem Gesicht, als jemand an meiner Tür klopfte und atmete tief durch. Ich will nicht, dass man sieht, dass ich geweint habe. Aber wahrscheinlich wird das sowieso nicht funktionieren, da man mir das in 99% der Fälle sowieso ansieht. Nachdem ich die Bestätigung für das reinkommen gegeben hatte stand auch schon Papa in meinem Zimmer, der mich prüfend ansah. "Was willst du?", erkundigte ich mich, mit viel zu zittriger Stimme und sah ihn an. Augenblicklich veränderte er seinen Blick in besorgt und kniete sich zu mir und Muffin. Mit erhobenen Augenbrauen musterte er mich und blieb, wo auch sonst, an meinen Armen hängen. "Was ist da passiert?", fragte er behutsam und zog den Ärmel des Shirts leicht nach oben. Wieso musste ich denn auch so doof sein und konnte das vergessen. Ehe ich überhaupt weiter reagieren konnte hatte er das an meinem anderen Arm auch gemacht. Sein Blick war nun die pure Besorgnis. Nervös wich ich seinem Blick aus und sah zur Seite. Dass er das entdeckt war das letzte was ich wollte. Dennoch tat ich nichts um das zu verhindern. Irgendeine Ausrede wird mir schon noch einfallen. Hoffentlich.

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Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt