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Nachdenklich stocherte ich in meinem Essen herum. Obwohl dies meine erste Mahlzeit für heute wäre, war mir der Hunger schon seit heute morgen vergangen. "Kein Hunger?", zog Franco, der mit mir am Tisch saß seine Aufmerksamkeit auf sich. Ertappt sah ich zu ihm und nickte langsam. Ich hoffe nur er fragt nicht weiter nach, was aber eigentlich sehr unrealistisch wäre. "Phil meinte du hast heute morgen auch nichts gegessen", so wie ich ihn kenne, wird nicht locker lassen, bis ich mindestens die Hälfte gegessen habe. "Das war aber wegen Zeitdruck", antwortete ich unüberlegt. Ich hätte im Nachhinein eigentlich meinen Mund halten sollen. Wären nur die Freistunde heute morgen nicht gewesen, dann wäre jetzt alles besser und entspannter. "Und was ist das problem?", wollte er wissen. Leise seufzte ich. Als ob ich ihm das jetzt sagen würde. "Ich hab einfach keinen Hunger", beendete ich genervt die Konversation, stand auf und ging nach oben. Diese ganze Sache machte mich schon wieder so fertig. Warum muss ich überhaupt immer in die scheiß Sachen herum geraten. Das Schicksal mag mich wohl echt nicht.

Unsicher betrachtete ich das Klingelschild von Leons Wohnung. Mit seinen neunzehn Jahren war er tatsächlich schon so selbstständig, um sich alleine zu versorgen. Naja, wenn das über die Drogen läuft wundert mich da nichts mehr. Auf jeden Fall hatte ich mir vorgenommen das nochmal anzusprechen. Ich war überzeugt davon, dass er heute morgen nur überreagiert hat und das garnicht so meinte. Wahrscheinlich wird sich das alles aufklären. Also drückte ich den Knopf und wartete, dass er die Tür öffnete. Nervös war ich, keine Frage, aber definitiv zuversichtlicher, als die paar Stunden zuvor. Ich glaubte nicht daran, dass er wirklich so böse ist, wenn man das überhaupt böse nennen kann. "Na du?", riss mich Leon's Stimme aus den Gedanken. Dass sie genauso freundlich und liebevoll war wie immer, beruhigte mich sehr. Ebenso seine Begrüßung. Kurze Zeit später fanden wir uns dann auf seiner Couch wieder. Den Film, der lief beachtete ich kaum. Ich war eher dabei mir zu überlegen wie und ob ich ihn auf das gewisse Thema ansprechen sollte.

"Leon?", fragte ich leise und recht nervös. Aufgrund seiner Bewegung spürte ich den Blick, mit dem er mich nun ansah. Mit einem letzten Atemzug traf ich die Entscheidung es wirklich zu fragen. "Wieso warst du heute morgen so?" Meine Stimme zitterte leicht und erweckte schon den Anschein darauf, wie eingeschüchtert ich eigentlich von ihm bin. Wobei ich das ja nichtmal wahrhaben möchte. Anhand sie es Atmens könnte man schon merken, wie sehr ihn diese Frage aufregte. Hätte ich es doch lieber lassen sollen? Aber ich möchte halt einfach wissen, wieso er so war. Daran ist ja eigentlich nichts verwerflich. Anscheinend sah er das aber anders, denn die nächsten Sekunden bewiesen mir das ziemlich gut. Dass seine Hand sich an meinem Hals befand bemekrte ich erst Momente später, ebenso dass er zu drückte und ich nach und nach immer weniger Luft bekam. "Wehe du sprichst das noch einmal an. Halt einfach deine klappe, verstanden?", raunte er mir aggressiv zu. Jede Medaille hat zwei Seiten, oder wie heißt es so schön? Mit aller Kraft probierte ich seine Hand wegzudrücken, aber dass er mir deutlich überlegen war, sollte mir schon längst bewusst sein. "Ob du das verstanden hast", wiederholte er scharf und drückte noch einmal fester zu. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Dennoch brachte ich die letzte Kraft zusammen und minimal zu nicken. Anders wird er wohl nicht aufhören. Tatsächlich nahm er seine Hand weg, stand vom Sofa auf und verließ das Wohnzimmer. Wie ein Fisch an Land schnappte ich nach Luft und probierte wieder eine einigermaßen normale Atmung zu bekommen. Mein Hals tat nur noch weh und obwohl mich nichts mehr am Atmen hinderte, fiel es mir schwerer als es sollte. Kraftlos rappelte ich mich auf und erhob mich. Länger wollte ich bestimmt nicht hierbleiben. Die anderhalbstünden hier hatten sich ja gelohnt. Langsam sollte ich einsehen, dass Leon ein Dreckskerl war. Doof nur, dass ich mich immernoch in der Wohnung dieses Dreckskerl befand und er mich auf dem Flur, bevor ich überhaupt reagieren konnte, wieder gegen die Wand drückte. Was hab ich ihm bitte getan, dass er so mit mir umgeht? Ich dachte er sei ein freundlicher, fürsorglicher Junge, bei dem ich gut aufgehoben bin. Warum bin ich nur so naiv auf ihn reingefallen. "Kein Wort zu niemandem, denk daran", war das einzige was er sagte. Diese Szene erinnerte mich an die von heute morgen. Genau das gleiche Spiel. Und wieder beendete er es mit einem Kuss, der mir noch nie so ekelhaft erschien wie jetzt. Ich weiß garnicht, wie ich aus dieser scheiße wieder heraus komme. Um es irgendjemandem zu sagen hatte ich deutlich zu viel Angst. Da hat der Mistkerl ja alle Arbeit geleistet. Danke Leon.

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Sry, dass es so brutal ist:(

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultDär berättelser lever. Upptäck nu