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Dankend nahm ich das Glas Wasser an, welches mir Paula in die Hand drückte. Ich fand es verwundernd, wie sie sich Sorgen um mich machte, obwohl es ihr mit dieser Situation wahrscheinlich genauso scheiße ging. "Marleen?" Erschrocken sah ich nach oben und erkannte Franco, der in Abreitskleidung vor uns stand. Ich hatte keine Ahnung, wie lang Paula und ich jetzt schon hier saßen. Die Polizisten waren auch immernoch da, weil sie unbedingt einen von der WG abfangen wollten. Das schlechte daran, dass Franco jetzt da war ist, dass Paula einen neuen Patienten reinbekommen hat und somit ziemlich flüchtig den Abgang machte. Ihren Platz übernahm Franco:"Was ist denn passiert? Wieso bist du hier?" Er weiß es also noch nicht. Ich hasse es Überbringer schlechter Nachrichten zu sein. Zu dem ich das ganze selber nichtmal wirklich begreifen kann. "Franco?", kam es auf einmal von rechts. Stephan hatte die Ankunft des Sanitäters bemerkt und nahm diesen kurz beiseite. Obwohl ich das Gespräch nicht hörte, konnte man an dem Gesichtsausdruck deutlich erkennen, wann er die Tatsache erfuhr. Bei den Gedanken an das, was mir der Beamte vorhin schon gesagt hat, kamen mir erneut die Tränen. Ich will es nicht wahrhaben, dass jemand meinen eigenen Vater so verletzt hat, dass er jetzt sogar operiert werden muss.

"Hey, er schafft das.", beruhigte mich der Sanitäter leise und setzte sich neben mich hin. Das hat Paula auch schon gesagt. Aber wissen sie es? Nein. Was wenn er es nicht schafft? Dann hab ich keinen mehr. Warum muss denn auch immer ihm so eine scheiße passieren? Wieso nicht irgendjemand anderem. Wahrscheinlich war er einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Wäre er nicht Joggen gegangen, dann wär jetzt alles wie immer und wir würden Zuhause sitzen und nichts tun. Dass ich mir diesen Alltag mal so sehnlichst herbei wünschte hätte ich auch nicht gedacht. "Marleen? Was machst du denn hier?", fragte Alex. Auch er befand sich in Dienst-Kleidung und hatte wohl keine Ahnung, was hier los war. Na immerhin muss ich es jetzt nicht erklären, denn diesen Job übernahm Franco. Zuhören tat ich nicht. Es reichte schon, dass das ganze meine ganzen Gedanken übernommen hatte. "Scheiße", entwich dem Notarzt, als er alles erfahren hatte. Das kann er laut sagen. Dieses Wort beschreibt diese Situation sehr gut.
Mit Tränen in den Augen beobachtete ich, wie Alex sich, wie Paula vorhin vor mich hin kniete. Seine Hand umfasste mein Handgelenk. Papa macht das auch immer. Berufskrankheit. Wäre das eine andere Situation, hätte ich vielleicht geschmunzelt, aber das war es absolut nicht. "Schau mich mal an", lenkte Alex die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Der Boden war zwischenzeitlich wieder viel interessanter geworden, als alles um mich herum. Mit einem leisen schluchzen hob ich meinen Blick wieder und sah ihm in die Augen. "Du musst dich beruhigen. Es hilft jetzt keinem weiter, wenn du hier zusammenklappst okay.", sprach er ruhig. Unsicher nickte ich und atmete tief durch.
Ich musste mich echt zusammenreißen nicht direkt wieder loszuweinen. Momentan sah ich einfach keinen anderen Ausweg. Mein Körper war komplett überfordert mit diesen ganzen Gefühlen und Fragen. "Robin hat auch Dienst oder?", wandte er sich an Franco, welcher nur nickte. Mehr als ein Seufzen von ihm kam daraufhin nicht.
"Soll ich uns ausmelden?", unterbrach der Sanitäter die Stille, die sich gebildet hatte. Alle waren nämlich wieder in den eigenen Gedanken versunken. Alex schien kurz über die Frage zu überlegen und nickte letztendlich. Sie wollen bestimmt auch wissen, was mit ihrem Freund und Kollegen ist. Nachdem das dann getan wurde platzierten sich beide links und rechts neben mir. Nun begann das endlose warten. Hab ich schonmal erwähnt, dass ich warten hasse? Vor allem bei einer Situation wie dieser, ist es das letzten was ich brauchen kann.

"Hast du ne Ahnung, wer ihn so derartig verletzten könnte?" Franco beugte sich nach vorne, um seinen Kollegen zu sehen. Ich drehte meinen Kopf ebenfalls zu ihm, um sehen zu können, ob er eventuell wirklich einen Verdacht hatte. Doch mehr als eine nachdenkliche Mimik konnte ich nicht erkennen. Seufzend widmete ich mich wieder meinen Händen, die sich, wie schon die ganze Zeit, mit Däumchen drehen beschäftigten. Das tiefe Luft holen des Notarztes unterband diese Tätigkeit und mein Kopf schnellte in seine Richtung. Weiß er was? Es schaut ganz so aus, als hätte er eine Ahnung. Oder zumindest eine Vermutung. Unbewusst hat mein Herz wieder angefangen schneller zu schlagen. Diese Nervosität meinerseits ging mir selbst schon auf die Nerven, aber was soll ich denn auch tun, wenn er es so spannend macht und riesen Pausen einlegt. Wenn er aber tatsächlich was weißt dann könnte man den Täter wenigstens schnappen. Naja, gesünder macht das Papa aber leider auch nicht.

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Denkt ihr er weiß was?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz