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Wie vermutet musterten mich die Leute im Amtsgericht sehr misstrauisch, aufgrund meines blauen Auges. Ich hoffe, dass es wenigstens nur bei Blicken bleibt. Papas Gedanken, dass die denken könnten ich werde von ihm geschlagen oder sowas sind garnicht so weit hergeholt, immerhin haben die hier bestimmt auch häufiger solche Fälle. Es wäre aber trotzdem relativ blöd, wenn die Verletzung vom Training hierauf einen Einfluss hätte.
Im Wartebereich saß Mama mit Opa als Unterstützung nehm ich an. Zuerst wusste ich nicht, wie ich auf sie reagieren sollte, aber als sie mich sah und direkt lächelte konnte ich nicht anders, als sie zu umarmen. Etwa überrascht erwiderte sie es, befreite sich aber relativ schnell wieder von mir. Das gleiche tat ich auch bei Opa. Papa hatte sich inzwischen hingesetzt und betrachtete uns aus der kleinen Entfernung. Für einen kurzen Moment fühlte es sich alles wieder so normal an. Als wären wir eine Familie. Doch der Grund, weshalb wir hier waren, brachte mich relativ schnell wieder zurück in die Realität zurück. Sie wollen sich ja scheiden lassen. "Was hast du bei deinem Auge gemacht?", kam direkt die Frage meines Opas. In seiner Stimme schwang die Skepsis deutlich mit. "Ist beim Kickboxen passiert", erklärte ich knapp. Den Blick, den die beiden untereinander wechselten, entging mir nicht. Da mir das irgendwie zu doof wurde setzte ich mich dann doch zu Papa und beschäftigte mich während des Wartens mit meinem Handy.

"Denkst du das hat was ausgemacht mit mein Auge?", fragte ich und klappte die Speisekarte zu. Außer mehrfachem erklären, wie genau es passiert und noch einem Einzelgespräch mit einer Mitarbeiterin des Jugendamtes, kam nicht viel mehr dazu. Meine Angst war, dass das mit dem Sorgerecht nur deshalb nicht klappen würde. Papa jedoch schüttelte den Kopf:"Sie haben uns ja geglaubt und sofern das Jugendamt nichts findet, was dagegen spricht, wird das auch reibungslos ablaufen." Bevor ich etwas antworten konnte, kam ein Kellner, um unsere Bestellung aufzunehem. Papa hat unbedingt darauf bestanden noch in eine Gaststätte zu gehen. Unter anderem auch, um was im Magen zu haben bei der Rückfahrt. Der Termin ist ja in Dortmund gewesen. Auch wenn ich hier eigentlich immer gewöhnt habe fühlte es sich sehr komisch an wieder hier zu sein.
Nachdem wir gegessen hatten, ging es wieder zurück nach Köln. Trotz des komischen Gefühls hatte ich es genossen wieder in meiner Heimatstadt zu sein. Trotzdem werde ich mich daran gewöhnen müssen, dass Köln jetzt meine Heimat sein wird. Der Gedanke gefiel mir zwar nicht, aber was will man denn tun.
Die Fahrt verlief ganz ruhig. Papa konzentrierte sich auf den Straßenverkehr, das Radio dudelte leise vor sich hin und mein Blick war star aus dem Fenster gerichtet. Die vorbeiziehende Landschaft war so beruhigend, dass ich mal wieder einschlief.

"Leen, Aufwachen. Wir sind gleich da."
Die vorerst weiter entferntere Stimme meines Vaters riss mich aus den Träumen, die ich hatte und ich öffnete meine Augen.
Genau pünktlich, da er gerade das Auto parkte. "Schläfst du nachts eigentlich nicht?", wollte mein Vater wissen, während wir ausstiegen und grinste leicht. Ertappt sah ich ihn an. Eventuell war das eben auch bloß das nachholen des Schlafes, den ich heute Nacht nicht hatte. Das Buch, welches ich momentan lese war einfach zu spannend gewesen, um es zu unterbrechen.

"Und wie war's?", empfing uns Robin im Wohnzimmer. Bei dem folgenden Gespräch der beiden hörte ich nicht zu. Ich brauchte, mal wieder, Zeit, um mich mit.meinen Gedanken zu beschäftigen. Mama war so komisch vorhin. Wahrscheinlich hatte sie wirklich kein Bock mehr auf mich. Das versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich fühlte mich so scheiße dabei. Meine eigene Mutter hatte mich indirekt verstoßen. Was hatte ich ihr denn getan? War ich nicht gut genug? Was war nur falsch mit mir? Ich machte mir riesen Vorwürfe. Vielleicht war ja doch ich schuld an ihrer Trennung. Immerhin ging es in ihren Streits oft auch um mich und was falsch mit mir ist.
"Leen alles okay?", unterbrach Papa meine Gedanken. Jetzt fiel mir auch auf, dass mir eine Träne die Wange herunter lief. Wie ich es hasse so emotional zu sein.
"Lass mich in Ruhe", schnauzte ich ihn an und sprang auf, um nach oben zu rennen. Sein besorgtes Getue kann ich jetzt am wenigsten gebrauchen.
Ich bin schuld. Diese Satz hatte sich in meinem Kopf eingebrannt. Es stimmt ja irgendwie auch. Leider.

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Ideen was noch so passieren könnte?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now