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In der Notaufnahme war ein reges Treiben und mein leicht hilfloses Verhalten zog natürlich direkt die Blicke auf mich.
"Kann man dir helfen?", zog eine Schwester, die hinter dem Tresen saß meine Aufmerksamkeit auf sich. "Mein Vater, Phil Funke, er wurde hier eingeliefert", stotterte ich unsicher. Bevor ich noch was weiteres sagen konnte, nickte sie schon verständlich. "Er ist noch in der Behandlung, du kannst jetzt noch nicht zu ihm. Am besten wartest du hier.", sie deutete auf die Stühle hinter mir. Seufzend nickte ich und drehte mich um.

Erschöpft ließ ich mich auf einen der Stühle fallen und stützte meinen Kopf wieder in meine Hände. War es ein schlechtes Zeichen, dass ich nicht zu ihm durfte? Ich hätte doch wenigstens mal fragen können, wie es ihm geht. Irgendwie scheint mein Gehirn momentan absolut nicht zu funktionieren. Mein Wunder, bei der ganzen Aufregung hier. Die aufkommenden Tränen konnte ich nur schwer unterdrücken. Somit war meine einzige Beschäftigung gerade, sie aus meinem Gesicht zu streichen. Mit meinem Blick starr auf den Boden gerichtet, hörte ich, wie die Türe aufging. Aus der Entfernung konnte ich sogar die Frage mitbekommen, die der Schwester am Empfang gestellt wurde:"Wir sind hier wegen Phil Funke. Ist er schon ansprechbar?" Es war ganz deutlich die Stimme des Beamten, mit dem ich vorhin telefoniert habe. Die könnten mir etwas mehr Aufklärung liefern. "Nein, noch nicht. Aber seine Tochter sitzt dort, vielleicht kann sie euch ja ein paar Informationen geben", antwortete die Frau. Die Polizisten drehten sich um und sahen zu mir. Mit einem kurzen danke kam dann auch schon der Polizist auf mich zu. "Du bist Marleen?"
Ich nickte vorsichtig. "Ich bin der Stephan. Wir haben telefoniert", klärte er mich auf. Wieder nickte ich stumm. Während er sich neben mich setzte, beobachtete ich den anderen, der immernoch an dem Tresen stand und sich unterhielt. "Was ist denn eigentlich passiert?", fragte ich leise und mit zitternder Stimme. Meine Finger spielten nervös miteinander und meine Gedanken fuhren immernoch Achterbahn.
Das Laute ausatmen von Stephan zog meinen Blick auf ihn. Meistens heißt das nichts gutes. Heute ist sowieso nichts gut, wenn man es genau nimmt. "Spaziergänger haben ihn schwerverletzt aufgefunden. Es scheint, als hätte ihn jemand mit dem Messer niedergestochen. Weißt du ob er irgendwelche Feinde hat?" Geschockt starrte ihr den Beamten an.
Mit viel Selbstbeherrschung verhinderte ich, dass meine Kinnlade nicht nach unten klappte. Mir hat es absolut die Sprache verschlagen. Wieso tut ihm das jemand an,  ist die einzige Frage die ich mir momentan Stelle. "Aber...", stotterte ich leise und immernoch fassunglos. Ich war immernoch zu unfähig einen kompletten Satz zu bilden. Es wollte nicht in meinen Kopf rein, dass ihm das jemand angetan hat. Ich kenne keinen, der auch nur ansatzweise einen Grund hat meine Vater zu verletzen. Zudem er ja Notarzt ist. Er rettet Leben. Wenn er wirklich Stress mit jemandem hatte... Hätte er mir davon erzählt? Ich muss nur zurück an das Gespräch denken, dass wir hatten, als er so komisch war. Mich wollte er nicht mit seinen Gedanken belasten. Vielleicht hat das ja was hiermit zu tun. Obwohl das ein bisschen weit hergeholt ist. "Ich hab keine Ahnung. Vielleicht wissen die anderen aus der WG ja mehr", murmelte ich immernoch dezent fassungslos. Beim Heben meines Kopfes fiel mir eine Ärztin auf, die, wie so gefühlt jeder mit der Schwester redete. Irgendwie sieht die Paula verdammt ähnlich. Als sie sich dann herum drehte und sich unsere Blicke trafen wurde meine Vermutung bestätigte. Es handelte sich um keinen anderen als Paula. Auch sie sah ziemlich fertig aus. Einen kurzen Augenblick später kam sie dann auch schon zu uns und kniete sich vor mir hin.
"Phil wird jetzt gerade operiert. Es wurden mehrere Organe verletzt.", ihr Blick, der bis eben nur auf Stephan lag widmete sich mir, "Dein Papa packt das, da bin ich mir sicher. Geht's dir denn gut?" Tränen behinderten mein Sichtfeld, als ich zurück auf den Boden sah. Ich konnte nichtmal nicken, so tief saß der Schock. Er hat innere Verletzungen. Außerdem ist es doch jetzt sowas von egal, wie es mir geht. Die sollen ihn retten. Ohne meinen Vater hab ich keinen mehr. Leise schluchzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und weinte still in mich rein. Alles um.mich herum blendete ich aus. Ich brauchte erstmal Zeit, um diese scheiß Nachricht zu verdauen. Er muss es einfach schaffen. Ich kann ihn nicht auch noch verlieren.

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Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now