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Seufzend sah ich aus dem Fenster. Selbst das Wetter wollte mir mitteilen, dass ich hier nicht hingehöre. Der Regen vermiest mir die Stimmung noch mehr. Ich will meine Familie wieder haben. Ich will wieder glücklich sein. Sehr egoistisch eigentlich, aber früher waren wir alle glücklich. Ich vermisse diese Zeiten so verdammt sehr.
Ich hörte, wie sich hinter mir die Türe öffnete. Mich umzudrehen wollte ich trotzdem nicht. Es war zu 90% sowieso Papa. Meine Uhr verriet mir nämlich, dass sie er Schichtende haben sollte.
"Hey. Wie geht's dir?", fragte kein anderer als Papa. Da könnte ich glatt als Hellseher anfangen. Und wieder diese Frage. Würde es mir gut gehen, dann würde ich nicht hier sitzen und den Regentropfen zuschauen, wie sie sich auf dem Fenster rennen lieferten. Wortlos sah ich zu ihm und widmete mich dann wieder dem Fenster zu. Papas Blick war deutlich besorgt.
"Wie solls mir schon gehen?", murmelte ich leise. Seine Hand legte sich auf meine Schulter, was mich natürlich zusammenzucken ließ. Sofort schossen wieder die Bilder von vorhin in meine Gedanken. Leicht zitternd sah zu Papa. Er schien irgendwie ratlos. Wieso auch immer. "Ich werde morgen das alleinige Sorgerecht für dich beantragen. Demnächst müssen wir dann mal zum Familienrichter und das Jugendamt kommt noch irgendwann vorbei." Er sagt das so, als wäre es ganz einfach. Für mich klingt das Mal wieder für sehr viel Stress. Wenn ich da mit muss muss ich mit denen bestimmt auch reden und alles. Und woher soll ich bitte wissen ob ich ihnen vertrauen kann?
Ich meine ich kenn die Leute garnicht. Was sagt mir, dass sie nicht genauso sind wie dieser Typ von Heute Mittag.
"Wir schaffen das gemeinsam ja? Mach dir nicht so viele Gedanken."
Anscheinend war mein Blick wieder vielsagend. Er kann mir die Angst trotzdem nicht nehmen. Obwohl ich das nicht schlecht finden würde. Ich möchte doch einfach nur mein altes Leben zurück haben.
"Kommst du zum Essen.", fragte er und ging Richtung Tür. Erneut entwich mir ein leiser Seufzer. Eigentlich hab ich gar keinen Hunger. Doch damit wird Papa sich ganz bestimmt nicht zufrieden geben. Heute Mittag hab ich auch nichts gegessen und ich wette, dass Alex ihm das gesagt hat. Papa stand immernoch in der Tür und wartete auf mich. Augenrollend ging ich an ihm vorbei und machte mich auf den Weg nach unten. Ich höre diese nervigen Fragen nach meinem Zustand ja jetzt schon. Wortlos setzte ich mich auf den Stuhl und starrte in die Leere. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen zurzeit.
"Was willst du essen?", erkundigte sich Papa und widmete sich mir mit einem erwartungsvollen Blick. Mein Hunger war immernoch nicht vorhanden.
"Hab kein Hunger", beichtete ich ihm leise und blickte den leeren Teller an, der vor mir stand und nur so auf das Essen wartete.
"Leen, so geht das jetzt aber nicht. Du musst etwas essen", predigte er mir in seinem typischen Arzt Ton. Was will er denn machen? Zwingen kann er mich wohl schlecht. Obwohl ich ihm das sogar noch zutrauen könnte. Trotzdem wollte ich es nicht herausfordernd und nahm mir dann doch eine Scheibe Brot, die ich mir in langsamen Tempo belegte. Die anderen waren schon längst wieder in irgendwelche Gespräche verfallen, wobei ich dort eher weniger zuhörte. Meine Konzentration lag eher darauf, das Brot in meinem Magen zu behalten. Auch wenn das definitv nicht gesund war es in mich reinzuzwängen wollte ich einfach keine Diskussion mit meinem Vater führen. Er würde es ja sowieso nicht verstehen.
Mir war verdammt schlecht. Ich wusste nicht, ob das nur von dem Brot kam, oder irgendeine andere Ursache dahinter steckte. Nur eins war relativ sicher. Ich muss mich übergeben. Mein abruptes aufstehen, zog die Blicke wieder auf mich. Ich probiere sie so gut es ging zu ignorieren und ging mit schnellen Schritten zur Toilette. Genau rechtzeitig. Nicht mal anschließen konnte ich noch. Aber jetzt hab ich auch keine Kraft mehr dazu.
Ich hätte abzählen können, wie lange es braucht, bis Papa vor der Tür steht, denn nur wenige Augenblicke später war das der Fall. Ob die Tür sogar noch etwas offen stand weiß ich nicht. Auf jeden Fall hatte er es gehört, denn sonst wäre er bestimmt nicht hinterherbekommen. Beruhigend strich er mir über den Rücken und unterstützte mich mental bei dieser nicht so schönen Angelegenheit. Ich hasse es mich zu übergeben. Das erklärt auch die Tränen, die sich auf meinem Gesicht breit machten. "Alles draußen?", fragte er wenig später. Erschöpft nickte ich. Es fühlte sich zumindest so an. Mit einem minimalem Nicken antwortete ich auf seine Frage und hatte danach direkt seine Hand auf der Stirn. "Warm bist du auch.", stellte er fest. 
Jetzt noch krank zu werden hat mir gerade noch so gefehlt. Vor allem in einem Haushalt mit zwei Ärzten und einem Sanitäter. Das kann noch lustig werden.

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Ich geh am Samstag nach Bayern huii

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWhere stories live. Discover now