►60

215 11 12
                                    

Julian Pov.

Mein Wecker läutete nun bestimmt schon seit 10 Minuten. Hin und her gewendet hatte ich mich im Bett, in der Hoffnung das Handy würde diesen Dreckslaut eigenständig stoppen, doch das tat es nicht. Als ich nachts von der Arbeit zurückkam, hatte ich mein Handy vorm Duschengehen auf meinen Schreibtisch gelegt und dort lag es seither.

"Wieso lass ich dieses Drecksteil auch da liegen?!", murrte ich säuerlich, während ich die Decke von meinem Kopf schlug und mich aufsetzte. Verschlafen rieb ich mir durch das Gesicht, noch bevor ich aufstand und zu dem nervtötenden Laut stolperte, um diesen zu stoppen. Kaum war dies erledigt, schnappte ich mir den Saum meines Shirts und zog es mir über den Kopf. Gestern war mir ungewohnt kalt gewesen in meinem Zimmer. Die Heizung ging nicht an, das hatte ich bereits bemerkt. Laut seufzte ich. Solang das warme Wasser noch da ist..

Sobald ich mich umgezogen hatte, lief ich richtung Küche, um Isa vorzufinden, wie sie im Schrank herumwühlte. Dabei sorgte sie sich nicht um umfallende Dosen, dessen unangenehm laute Töne beim Aufprall wohl kaum zu vermeiden waren. Bei diesen teilweise zu schrillen Geräuschen zuckte ich zusammen und wagte mich nur langsam an meine Schwester heran.

"Geht's auch leiser? Was suchst du eigentlich?", wollte ich schlecht gelaunt wissen. Grummelnd drehte sie sich zu mir und blickte mich mit einer ihrer traurigsten Schnuten an.

"Essen."

Erneut verließ ein Seufzen meine Lippen.

"Schreib schon 'nen Einkaufszettel, wir gehen nach der Schule einkaufen", versicherte ich ihr, ehe ich wieder kehrt machte, meinen Rucksack schnappte, in meine Schuhe schlüpfte und dabei war das Haus zu verlassen, bis mich eine piepsige Stimme aufhielt.

"Kann ich mitfahren? Also, ich weiß, dass du in letzter Zeit viel zu tun hast und ich versteh das, also wenn du keine Lust auf mich hast", fragte meine Schwester unsicher.

Verwirrt blickte ich ihr das erste Mal seit langem in die Augen. Sie wirkte so verletzlich und unsicher – so gar nicht wie meine Schwester. Irritiert, ob ich das nun lustig oder schlecht fand, unterdrückte ich mir ein Grunsen und schüttelte den Kopf. Okay, in jeder anderen Situation hätte ich gelacht, weil dieses Verhalten einfach untypisch für Isa war, doch gerade konnte ich sie verstehen. Ich versuchte es zumindest. Wie lang war es her, dass ich mit ihr gemeinsam in die Schule gefahren war? Sicher mehr als ein Monat, bald zwei. Hoffentlich dachte sie nicht, dass das wegen dem Streit zwischen uns letztens war. Gewissensbisse machten sich in mir breit, die man mir aufgrund des ständigen Herumnagens an meiner Lippe erkennen konnte. Ich liebte meine Schwester sehr, weshalb ich mich nicht nur minder schlecht wegen ihrer Unsicherheit fühlte.

"Hey, natürlich hab ich Lust auf mein Schwesterherz. Zieh dir deine Schuhe an und dann können wir fahren. Schreib die Liste einfach später, okay?", erklärte ich ihr so liebevoll ich es konnte und wartete geduldig auf sie.

Bald stiegen wir beide in mein Auto, welches uns direkt zur Schule führen sollte. Doch bevor wir ausstiegen und dieses auf dem Parkplatz zurückließen, blickte ich meine Schwester von der Seite an.

"Tu mir einen Gefallen und sei nie wieder so off-character, da mach ich mir Sorgen", forderte ich ernst von ihr, was das Mädchen hingegen bloß zum Lachen brachte.

"Alles klar, Bruderherz."

Sie drehte sich nun zur Autotür und war dabei jene zu öffnen, ehe sie inne hielt und sich zurück zu mir wendete.

"Hast du Lust, heute mit mir einen Filmeabend zu machen? Wir könnten Pizza selbst machen und die dann essen –", schlug die Jüngere vor, doch mein Kopfschütteln unterbrach sie.

Romeo und.. - Julian?!Where stories live. Discover now