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Julian Pov.

"Isa, ist Dad schon da?", fragte ich meine Schwester, als ich zur Haustür reinkam. Es war bereits Donnerstag und ich hatte meinen Vater noch kein einziges Mal in dieser Woche gesehen. Zwar hatten er und ich ein paar Mal geschrieben, um dem anderen zu versichern, dass alles gut ist, doch mehr war dort nicht.

"Nein, er hat mir geschrieben, dass es wieder länger dauert", rief sie aus dem Wohnzimmer. Ich hatte meine Schuhe bereits ausgezogen und ging zu Isa.

"Schon wieder? Das packt der doch nicht..Hast du ihm gesagt, dass er das mit den Überstunden lassen soll?", wollte ich von ihr wissen. Natürlich nickte sie, aber machte mir dabei mit einem Gesichtsausdruck deutlich, dass sich unser Vater sowieso nicht dran halten würde. Ich seufzte und lief zur Küche, die mit unserem Wohnzimmer verbunden war. Aus Hoffnung wir würden etwas in unserem Kühlschrank haben, öffnete ich dessen Tür, nur um einen Beutel Milch, eine angebrochene Cola, mehrere Bierdosen und einen Joghurt zu finden. Erneut entfuhr mir ein Seufzen.

"Schwesterchen, wir müssen einkaufen", behauptete ich und schlug dabei die Kühlschranktür zu, ohne mir etwas genommen zu haben.

"Was brauchen wir?"

Bei dieser Frage konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen und antwortete ihr trocken mit einem "Die Frage ist eher was nicht" und griff dabei in den Obstkorb aus dem ich mir einen Apfel nahm. Über diesen ließ ich kurz Wasser laufen, trocknete ihn ab und biss hinein. Ich drehte mich hin zur Anrichte, um aus einer der Schubladen Stift und Papier für die Einkaufsliste nehmen zu können. Beides fand ich an eben genannter Stelle, doch was mich viel mehr interessierte waren die vielen Briefe, die dort ungeöffnet drin lagen. Schon bald entdeckte ich das Siegel des Amtsgerichts.

Hoffentlich ist es nicht das, was ich denke, das es ist..

"Isa, schreib bitte auf was wir brauchen, wir können später zusammen einkaufen gehen. Ich bin in meinem Zimmer!", trug ich ihr auf, nahm mir die Briefe aus der Schublade und eilte mitsamt meines angebissenen Apfels in mein Zimmer, in dem ich hinter mir die Tür schloss.

Ich nahm mir mein Taschenmesser aus meinem Schreibtisch und legte die Briefe und meinen Apfel erst einmal auf diesem ab. Okay.

Ich nahm mir den ersten Brief und öffnete ihn mit meinem Messer.

Ich nahm mir den nächsten Brief, diesen öffnete ich ebenfalls.

Genauso wie den Dritten und den Vierten und den Fünften.

Langsam ließ ich meine Hand, in der ich die Briefe hielt, nach unten sinken und fiel auf mein Bett.

Nein, nein, nein!

Ich schmiss die Papiere neben mich und griff mir in die Haare.

"Gott, warum hast du nichts gesagt!", zischte ich aus Zorn und mindestens genausoviel Frust.

Die Briefe bestanden aus Mahnungen, Mahnungen, Mahnungen, einigen Kontoauszügen und zu guter Letzt, weil das ja noch nicht genug war: ein Vollstreckungsbescheid.

Er hatte einen 5-stelligen Betrag bis Oktober zu Zahlen. Das war in knapp 3 Monaten! Verdammt, warum ignoriert er auch sowas? Denkt er etwa die Dinger verschwinden dann?!

Ich musste etwas dagegen unternehmen, ihm helfen, irgendwie. Der größte Haken daran: Ich durfte es nicht. Ich hatte meinen Vater bereits vor einem Jahr gebeten ihm unter die Arme zu greifen, indem ich arbeiten gehe und er hatte es verneint. Er war fast ausgerastet, als ich ihn darum gebeten hatte. Ich solle gefälligst meine Schule beenden und alles andere wäre egal. Ich solle mich nicht in solche Angelegenheiten einmischen, wir wären ja gar nicht so schlecht dran. Ah, und ich solle auf mein Zimmer gehen und über mein Verhalten nachdenken. Jetzt saß ich hier, in meinem Zimmer, und verzweifelte an unserer misslichen Lage.

Romeo und.. - Julian?!जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें