Romeo und.. - Julian?!

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Julian Pov.

Erbost hob mein Vater den Zeigefinger. Stillschweigend mahnend, dass ich gefälligst ebenso still sein sollte. Ich kannte seinen Gesichtsausdruck. Ich sollte mich bloß zurückhalten. Sollte nichts Falsches sagen, sonst träge es Konsequenzen mit sich. Doch nein, auch, wenn ich meinen Vater nicht noch weiter enttäuschen wollte, konnte ich mich nicht zurückhalten. Wütend ballte ich die Fäuste und knirschte mit den Zähnen.

"Dad, antworte!", brachte ich zischend hervor. Schockiert atmete besagter scharf die Luft ein, anscheinend nicht glaubend, dass ich seiner tonlosen Aufforderung nicht folgegeleistet hatte.

Anstatt, dass mir aber der mir so ähnelnde Mann antwortete, ergriff die für mich falsche Person das Wort.

"Julian, beruhig' dich, bitte. Lass uns doch erstmal ankommen und dann können wir uns gemeinsam an unseren Esstisch setzen–", begann die in die Jahre gekommene Frau ihrer Meinung nach anscheinend in einer ruhigen Stimme, doch ich unterbrach sie so eloquent ich es in jenem Moment konnte.

"Verpiss dich!"

Sofort verstummte die fremde Dame, zu schockiert um meine Worte, was meinen Vater zum Einscheren brachte.

"Julian Jake Adams, das hast du gerade wohl nicht zu deiner Mutter gesagt! Entschuldige dich!", schimpfte er, was mich bloß wütender machte. Sie nahm er in Schutz? Die Frau, die uns all die Jahre im Stich gelassen hatte? Sich keines Extra-Pennies um uns bemüht hatte? Keines einfachen Geburtstagswunsches? Sie, die mich nicht einmal haben wollte? Tränen der Wut sammelten sich in meinen Augen.

"Willst du mich verarschen? Willst du mich wirklich verarschen!", schrie ich und war dabei, beiden die Tür vor der Nase zuzuschlagen, als sich der große Fuß meines Vaters zwischen Tür und Angel klemmte und dies verhinderte. Zornig ließ er seine Reisetaschen fallen, drückte sich an meiner Mutter vorbei und kam auf mich zugestürmt.

Mit der Brust herausgestreckt stellte ich mich ihm entgegen, schaute ihm streitsuchend in die Augen. Doch sobald mich mein Vater erreichte, verharrte er urplötzlich in seinem Gang, als hätte sich ein Anker um seinen Fuß geschlängelt, verhindernd, dass er auch nur einen weiteren Schritt gehen konnte. Mitleidig schaute er nun auf mich hinab, streckte die Arme aus und zog mich in eine feste Umarmung.

Schockiert hielt ich inne, bis ich wirklich verarbeiten konnte, was da gerade passierte. Nach einigen Momenten der Überforderung schlug ich mich aus seinem fesselnden Griff frei und musste bedauerlicherweise feststellen, dass meine Mutter bereits in unserem Haus stand und die Tür hinter sich geschlossen hatte.

"Du hast mich verarscht, verraten, hintergangen, was sucht die hier?! Schick sie heim! Bist du wieder mit ihr zusammen? Schläfst du mit ihr?!", brachte ich hastig hervor, die zuvor verlorengeglaubte Wut wiedergefunden. Ein leichter Schlag auf den Hinterkopf war die Antwort auf die Fragen.

"Was glaubst du eigentlich wie du gerade mit mir sprichst? Was du mich hier fragst? Beherrsch' dich!", wollte mein Vater entrüstet wissen, ehe er mich an den Schultern packte und zum Esstisch zerrte, nur um mich zwangshalber an ihm zu platzieren.

"Wir reden. Du bleibst sitzen", befahl der Mann, welcher mir gerade fremdschien, streng.

Das tat ich. Auch, wenn ich meine Mutter am liebsten hochkant aus der Wohnung geworfen und ihr ihren Koffer ins Gesicht geworfen hätte, blieb ich sitzen. Einsicht hatte mich erfüllt, die Einsicht, dass mir die Lage erst erklärt werden würde, wenn ich ruhig war. Aber auch die Einsicht, dass selbst mein ausgelaugter Vater gerade mehr zustande brachte als ich, der noch immer Fieber hatte und wohl die Muskeln einer Nudel besaß, traf mich. Dies hatte ich nämlich bemerkt, als mich mein Vater zum Tisch bewegt und jegliche Gegenwehr nichts gebracht hatte.
Dennoch hinderte mich dies nicht daran, meine Mutter zornerfüllt in Grund und Boden zu starren. Ihr sichtliches Unbehagen machte mich glücklich. Kriech zurück in das Loch, wo du hergekommen bist! Lass dich wieder von deinem Milliardär ins Bett bumsen, mir egal, verpiss dich einfach!