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Julian Pov.

"Hey, wir haben 35 Zeichnungen zusammengekriegt! Ich kann nicht glauben, dass du so viel zeichnest", behauptete Rick begeistert. Ich lachte auf.

"Glaub mir, ich auch nicht! Wer weiß, wann ich das letzte Mal 'nen Bleistift in der Hand hatte."

Rick entfuhr ein Seufzen.

"Selbst mit dem Stress solltest du dich versuchen auf das zu fokussieren, was du auch magst, weißt du", murmelte er. Ich nickte zustimmend.

"Weiß ich, aber leider ist das nicht so einfach–", ein Gähnen meinerseits unterbrach mich, "wie du siehst."

Ich lächelte meinen besten Freund schief an und wendete mich wieder meiner Leinwand zu, auf der ich begann die Umrisse eines großen Gartens zu zeichnen. Ich zog grobe Linien und allgemein sah es sehr durcheinander aus, doch hoffte ich, dass Jess mir Glauben schenken würde. Was besseres konnte ich momentan nunmal nicht zusammenbringen, vor allem, da es mir nicht sonderlich gut dabei ging, meine beste Freundin anzulügen.

Mit meiner freien Hand raufte ich mir die Haare.

"Mensch, Rick, was treib ich bloß für 'ne Scheiße?!", fragte ich verzeifelt.

"Würden die beiden, oder wenigstens Jess' verstehen, dass ich nur helfen möchte! Verdammt, aber in deren Dickschädel passt einfach nichts als deren Meinung rein!", beschwerte ich mich nun angesäuert und warf den Stift beiseite. Ich schmiss mich neben Rick auf mein Bett, dieser hingegen betrachtete die Skizze und pfiff anerkennend.

"Du rostest echt nicht ein, was?", stellte er mit einer rhetorischen Frage fest, ehe er mich anblickte und meiner Aussage Aufmerksamkeit widmete.

"Du hast es selbst gesagt, die beiden sind Dickköpfe und möchten nichts verstehen. Tief im Innern wissen sie aber, dass du richtig liegst. Dein Dad schafft das nicht alleine und diese hinterlistige Frau von Mutter wird euch nicht unterstützen..", der Junge seufzte erneut, "Aber du weißt genau, dass sie sich nur so verhalten, weil sie sich Sorgen um dich machen. Und das zurecht. Ian, ich denke du über–"

Rick wurde von unserer Klingel unterbrochen. Einerseits war ich froh, so dem Gespräch entwichen zu sein, doch andererseits graute es mich vor dem was mir bevorstehte: Ich musste Jessica Argent, meiner besten Freundin, noch einmal ins Gesicht lügen. Durfte mich nicht erwischen lassen. Musste versuchen mich von meinem schlechten Gewissen nicht plagen zu lassen. Und dabei versuch' ich doch nur die Familie vorm Bankrott zu retten! Sieht das echt keiner?!

Ich war gerade dabei aufzustehen und nach unten zu laufen, als meine Zimmertür aufgeschmissen wurde. Jess kam gut gelaunt hereingehüpft und zog mich in eine feste Umarmung. Sogleich verflogen meine Sorgen und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich erwiderte ihre Umarmung und vernahm wenig später ein Grummeln hinter uns. Jess musste Rick wohl eine Grimasse zugeworfen haben, die nur etwas wie 'Ha-er-mag-mich-mehr-als-dich' bedeuten konnte. Ich löste mich aus ihren Armen und prustete los, als ich ihre feindseligen Blicke erkannte.

"Ihr könnt es echt nicht lassen, oder?", fragte ich belustigt.

"Sie hat doch wieder angefangen!", protestierte Rick empört, nachdem er demonstrativ seine Arme verschränkt hatte.

"Ha, dann lass dich doch nicht so leicht beleidigen! Was suchst du eigentlich schon hier, Rektalöffnung?", erwiderte sie abfällig und ging in Angriffsposition.

"Na, was wohl? Ich habe mit meinem besten Kumpel Zeit verbracht, ohne dich!", behauptete Rick provozierend.

"Und dabei dachte ich, ich könnte die letzten Minuten mit meinem besten Freund genießen, bevor du die Atmosphäre ruinerst. Du bist ja schlimmer als ein Magengeschwür!", zischte Jess verärgert.

Romeo und.. - Julian?!Where stories live. Discover now