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Ben Pov.

Abwesend lauschte ich meinem Klassenlehrer, der uns gerade versuchte das Prinzip des Postwachstums nahe zu legen. Dafür hatte er Anfang der Stunde Arbeitsblätter ausgeteilt, die wir als Hausaufgabe lesen mussten. Meine Mutter hatte mir jedoch schon in der Elementary School erklärt was es mit dem Thema auf sich hatte und wieso es so wichtig, aber dennoch schwer umsetzbar war. Da hat es wohl doch Vorteile eine Geschäftsführerin als Elternteil zu haben.

In Gedanken versunken starrte ich nunmehr aus dem Fenster und begutachtete die Vögel, welche sich auf dem Ast eines Baumes niedergelassen hatten. Vorteile, hm. Ein Seufzen entfuhr meinen Lippen. Absolut nicht.

Bereits vergangenes Wochenende wurde mir dies wieder vor Augen geführt, als ich mit meiner Familie in Spanien Urlaub machte. So nannten sie es zumindest, Urlaub. Doch in Wahrheit war es viel mehr ein Business-Trip, um ihren einzigen Sohn davon zu überzeugen, die Firma zu übernehmen. Zwar war ich mir dessen von vorneherein bewusst gewesen, doch blieb mir nichts anderes übrig als zuzusagen.

Meine Mutter zahlte noch immer zum Teil meine Miete, da ich aufgrund der Schule nicht genug Zeit hatte, arbeiten zu gehen und so meine Wohnung eigenständig finanzieren zu können. Es nagte gewaltig an meinem Stolz auf dem Vermögen meiner Mum zu sitzen. Ich wollte mich nicht dem Geld meiner Eltern beziehen, ich wollte eigenständig leben, wollte mir eigenständig einen Job und eine Freundin fürs weitere Leben aussuchen. Nie im Leben würde ich mir eines dieser Dinge nehmen lassen. Hatte ich erst einmal meinen Abschluss erlangt, würde ich alles mögliche tun, damit ich mich nicht mehr dem Vermögen meiner Eltern bedienen musste und auf eine Schule für Performing Arts gehen konnte. Mir war bewusst, dass mein Dad und meine Mum wohl sehr enttäuscht sein oder es mir sogar verbieten wollen würden, doch das war mir egal. Ich hatte die letzten zehn Jahre meines Lebens damit verbracht den Erwartungen meiner Familie gerecht zu werden, jetzt jedoch war es definitiv an der Zeit meine eigenen Erwartungen zu erfüllen und zu übertreffen.

"Benni Boy?", holte mich eine Stimme aus meinen Gedanken.

Verwirrt drehte ich mich zu besagter Stimme um. Als ich jedoch realisierte wie die Person mich genannt hatte, zog ich meine Augenbrauen zusammen und musterte ihn grimmig.

"Was ist? Du weißt, ich hasse den Namen", murrte ich.

"Aber anders reagierst du ja nicht", behauptete der Junge vor mir und verdrehte die Augen. Dann aber schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen.

"Bist du dir also sicher, dass er dir nicht doch irgendwo gefällt?", provozierte er. Als Antwort erhielt er den fetten Wälzer von Geschichtsbuch auf seinem Hinterkopf.

"Aua!", rief er aus und rieb sich die betroffene Stelle. Nun war ich es, der die Augen verdrehte.

Ich stand auf, da ich endlich verstanden hatte, dass die Stunde bereits vorüber war. Daraufhin ließ ich meine Sachen im Rucksack verschwinden, sodass mein bester Freund und ich schnell aus dem Klassenzimmer und in die Pause flüchten konnten.

"Na, was beschäftigt dich denn, Benni Boy?", wollte er interessiert wissen.

"Ich schwörs dir, nenn' mich noch einmal so und ich sperr' dich in 'nem Spind ein, Louis", entgegnete ich genervt und lief zur Tür hinaus. Der Kleinere stolperte lachend hinterher und holte rasch auf.

"Aber jetzt sag schon, du wirkst ziemlich bedrückt", forderte er stur. Ich seufzte.

"Schon gut, ich hab nur an den Urlaub mit Mum und Dad gedacht. Mir geht's total auf die Nerven, dass sie mir ihre scheiß Firma immer wieder versuchen anzudrehen", erklärte ich minder gelaunt und trat auf den Schulhof hinaus. Mein bester Freund und ich liefen geradewegs auf die Wiese zu, auf der wir meist unsere Pausen verbrachten.

Romeo und.. - Julian?!Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang