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Julian Pov.

Ich nahm den letzten Schluck meiner heißen Schokolade und stellte meine Tasse zurück auf ihren Untersetzer. Wir hatten 16:35 Uhr. Meine Schicht begann in ca. 20 Minuten, weshalb ich mich langsam von meinen besten Freunden verabschieden musste.

Ich räusperte mich, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.

"Leute, ich treff mich heute noch mit wem, weshalb ich jetzt los müsste", erklärte ich und hob entschuldigend die Hände. Beide nickten, wobei Jess eher verwirrt dreinblickte.

"Mit we–"

"Was hattet ihr zwei nochmal? Ich geh vor und bezahl es", meinte ich schmunzelnd. Zwar nagte der Gedanke, ich habe selbst nicht genug Geld und solle gefälligst nicht so nett sein, an mir, doch konnte ich nicht anders als es bezahlen zu wollen. Die zwei müssten jetzt mit dem Zug fahren, weil ich zur Arbeit gehen musste und sie so sozusagen abservierte.

"Oh, das ist lieb! Ich hatte diese Schokotorte und einen Cappuccino", sagte Jess breit grinsend. Dieses Grinsen war es, welches mir immer wieder gute Laune bereitete und mich meine Sorgen vergessen ließ. Wenigstens für die paar Stunden in denen ich bei ihr war. Ich fühlte mich noch immer schlecht, dass ich meiner besten Freundin nichts von meiner misslichen Lage beichtete, dennoch freute es mich, dass sie mich nicht aus midleidigen Augen ansah. So wie Isa es tat. Ich sah es ihr an, sie fühlte sich schlecht für mich, weil ich arbeitete, weil ich mich verausgabte für die Familie. Und ich hasste es. Ich hasste es bemitleidet zu werden. Auch, wenn ich wirklich nicht das Geld hatte den Zweien etwas auszugeben, fühlte ich micht verpflichtet dazu.

"Und du Rick?", fragte ich. Er winkte ab und stand ebenfalls auf.

"Ich geh mit dir vor und sag dem Kassierer selbst, was es war. Die Sachen kannst du eh nicht alle auf einmal nehmen", erklärte der Junge und zeigte dabei auf unseren Tisch, der mit Tellern und Tassen vollgestellt war. Ich nickte ihm zu und nahm soviel Geschirr wie ich konnte zur Hand. Rick tat es mir gleich und wir liefen vor zur Theke, an der sich die Mitarbeiterin sofort dafür bedankte, dass wir es nicht einfach stehen ließen.

"Geht das zusammen oder getrennt?", wollte die junge Frau hinter der Kasse von uns wissen.

"Zusammen. Ich–"

"Ich zahle", untebrach mich Rick. Verwundert schaute ich ihn an.

"Ich sagte doch, ich bezahle", zischte ich ihm leise zu. Er schüttelte den Kopf.

"Wenn du noch länger bleibst, kommst du zu spät zu deiner Schicht. Falls du dich dadurch besser fühlst, revangierst du dich wann anders einfach dafür", antwortete mein bester Freund beiläufig, während er der Kassiererin das Geld reichte. Ich biss mir auf die Lippe und hielt mich davon ab, meinen Kopf durchsetzen zu wollen. Flüchtig bedankte ich mich bei ihm und ging zu meinem Auto, mit welchem ich zur Crush Bar fuhr. Doch auf dem Weg dorthin musste ich feststellen, dass meine Müdigkeit sofort mit Eintreten der Einsamkeit wieder hervorkroch.

[...]

"Hey, Kat! Sorry, für die Verspätung, ich stand im Stau", behauptete ich und lief schnell weiter zum Nebenzimmer. Dort zog ich rasch passende Klamotten aus dem Spint, welche ich mir überstülpte. Als ich aus dem Zimmer herauskam und wieder vor zur Bar lief, fiel mir ein unbekanntes Gesicht auf. Ein Mann unterhielt sich freudig mit Kat, die breit lächelte. Ich gesellte mich zu den beiden und schaute den Herrn fragend an. Dieser bemerkte meinen Blick und wendete sich zu mir um.

"Oho, du siehst ja gut aus! Danke nochmal, fürs letzte Mal. Jetzt können wir uns wenigstens richtig vorstellen, ohne dass eine Stange dazwischen kommt", lachte der Mann. Eine Stange? Was zur Hölle? Einen Moment. Mir kommt dieses Gesicht doch bekannt vor. Woher? Eine Stange?

Romeo und.. - Julian?!Where stories live. Discover now