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Julian Pov.

"Du bist schon unterwegs, oder?", fragte ich meinen Vater sicherheitshalber. Ein tiefes Seufzen ertönte durch den Hörer.

"Natürlich, was anderes bleibt mir auch nicht übrig. Also, wie sieht's aus? Woher kommt das Geld? Arbeitest du etwa?!", wollte er erneut wissen. Zwar hielt er seinen Lautstärkepegel in Grenzen, man konnte aber trotzdem die Anspannung in seiner Stimme hören.

Wieso zögerte ich eigentlich?

Sag ihm einfach alles.

"Ich verkaufe meine Zeichnungen, Dad."

Alles Offizielle.

Eine Weile war es am anderen Ende still, bis man meinen Vater nach Luft holen hören konnte.

"Und das ist wahr?", hinterfragte er. War ja klar. Natürlich glaubt er mir nicht. Aber wieso sollte ich's ihm übel nehmen? Immerhin log ich tatsächlich.

"Ja. Ich weiß, du willst nicht, dass ich arbeite..aber irgendwas muss ich do–"

"–Ah, tut mir Leid. Mr. Yang ist eben angekommen, ich muss los", unterbrach mich Dad und legte direkt danach auf. Frustriert nahm ich mein Handy vom Ohr und stopfte dieses zurück in meine Hosentasche. So sehr kann's ihn ja wohl auch nicht interessiert haben!

Mein Blick richtete sich zurück zu meiner besten Freundin und Ben, die mich musterten.

"Alles okay bei dir?", erklang es sanft aus Jess, die schon dabei war ihren Arm nach mir auszustrecken. Geschickt wich ich diesem Versuch aus und winkte mit einer fechelnden Gestik vom Telefonat ab.

"Bin's gewohnt. Aber hey, es ist echt spät. Ich muss los, hab noch was vor", behauptete ich und war schon dabei umzudrehen, "Man sieht sich!"

Im Endeffekt war ich doch zu meinem Auto gerannt, was dann eher offensichtlich gemacht hatte, dass mir das Telefonat wohl doch was ausgemacht hatte.

"Verdammt", fluchte ich, als ich dabei war in mein Auto zu steigen und loszufahren. Während der Fahrt lugte ich einmal zu meinem Handy, nur um einen verpassten Anruf von Jess als auch von Rick zu entdecken. Ich würde beide nochmal zurückrufen, wenn ich in der Bar angekommen war. Zwar konnte ich mir Jess' Anruf halbwegs erklären, aber was Rick wollte war mir ein Rätsel. Klar, war er mein bester Kumpel, aber normalerweise rief er mich nie an. Wenn überhaupt schrieb er Nachrichten, weshalb mich sein Anruf doch etwas verwirrte.

Der Rest der Fahrt verlief recht gut, auf den Straßen war kein Stau, was bedeutete, dass ich ziemlich zügig bei der Arbeit eingetroffen war und nun aus dem Auto ausstieg.

17:20 Uhr.

Ich sollte echt nach mehr Geld für Überstunden verlangen. Warum komme ich auch immer so früh? Ist ja schon fast gruselig!

Ich öffnete die Tür der Bar und schon stieg mir der altbekannte Geruch von einer Mischung aus Alkohol, Holz und etwas Schweiß in die Nase. Kat hatte sich beim Ertönen der Klingel zur Tür gewandt und lächelte mich nun breit an.

"Du schon wieder so früh?", fragte sie rhetorisch. Bei ihrer Frage rutschte sowohl mir als auch ihr ein Lachen über die Lippen.

"Ja, ich weiß auch nicht warum ich immer so früh dran bin", gab ich ehrlich zu. Na ja, halbwegs ehrlich. Irgendwie bekam ich immer Stress kurz vor meiner Schicht und da war der Drang nunmal wesentlich größer mich durch Arbeiten abzulenken.

"Ich muss noch kurz wen anrufen, dann komm ich wieder vor", erklärte ich ihr und ging auf den Nebenraum zu. Dort angekommen entschied ich mich dazu nur Rick zurückzurufen und Jess lediglich eine Nachricht zu hinterlassen. Denn erstens stimmte die Atmosphäre im Moment absolut nicht für einen Anruf mit ihr, denn sie würde sonst hinterfragen warum es denn so laut bei mir war und würde dann zu mir kommen wollen und zweitens musste es bei Rick wohl doch dringender gewesen sein, wenn ich von ihm die Ehre erhalte angerufen zu werden. So nahm ich also mein Handy zur Hand und öffnete den Chat mit Jess.

Romeo und.. - Julian?!Where stories live. Discover now