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Julian Pov.

Achtlos warf ich den übrigen Stummel meiner Zigarette aus dem Fenster meines Wagens, welches ich gerade heruntergefahren hatte. Hastig hatte ich sie leergeraucht. Wieso hatte Ben solche Angst? Was sollte die Panik? Wieso war von Louis' Geschwistern die Rede? Nervös nagte ich auf meiner Lippe herum. Es sollte mich eigentlich nicht interessieren, denn es ging mich nichts an. Oder doch? Louis war auch mein Freund und ich wollte sicherlich nicht, dass ihm etwas zustieß. Das deutete die Nachricht doch an, oder nicht? Wieso sollte eine fremde Nummer denn sonst so etwas schreiben? Aber dennoch wirkte sie bekannt. Als würde der Fremde Ben kennen und andersherum. Was lag wohl dahinter?

Ein plötzliches Hupen riss mich aus meinen Gedanken. Und schnell realisierte ich auch warum: Beinahe hätte ich einen Unfall gebaut. Eine rote Ampel hatte ich übersehen. Heftig tritt ich in die Eisen und war mehr als nur froh, dass der von rechts kommende Wagen rechtzeitig reagiert und angehalten war. Zwar durfte ich mir eine durchs offene Fenster gebrüllte Beleidigung anhören, doch hatte ich sie verdient.

Verdammt, konzentrier dich lieber aufs Fahren, als auf Dinge, die dich rein gar nichts angehen!

Tief atmete ich ein, bevor ich erneut losfuhr. Es war mir egal, dass ich für einen Moment den Verkehr aufhalten würde, denn es war mir um einiges wichtiger mich selbst im Griff zu haben und mich tatsächlich auf die Autos und Straßenschilder vor mir fokussieren zu können.

Dir passiert sowas in letzter Zeit viel zu oft. Bleib mal bei der Sache, Ian!

Bedacht folgte ich dem Straßenverlauf, bis ich schlussendlich an einer Einmündung links abbog, um zu meinem Ziel zu gelangen. Rick wohnte glücklicherweise nahe der Schule, weshalb es nie lange dauerte zu ihm zu kommen. Erst recht mit dem Wagen meines Dads war der Weg schnell überstanden.

Nachdem das Auto abgestellt und ich abgeschnallt war, stieg ich aus und lief auf die Tür meines besten Freundes zu. Dabei vergaß ich selbstverständlich nicht mir eine weitere Zigarette anzuzünden, um mich zu beruhigen. Nervös war ich so oder so schon seit heute Morgen. Vielleicht lag es an dem Kaffee den ich getrunken hatte, der Schlaf, der mir wieder einmal fehlte oder vielleicht sogar an der Ritalintablette, welche ich nach dem schwarzen Gesöff zu mir genommen hatte. Im Sport hatte sie dafür gewaltig geholfen, niemand hatte bemerkt wie müde ich war und dafür war ich dankbar. So ein Zusammenbruch wie im Theaterunterricht durfte mir nie wieder zustoßen, sonst wäre es das wirklich. Im Zweifelsfall würde Dad mich ins Krankenhaus schicken und dort unnötig Geld ausgeben. Das durfte nicht passieren! Mal ganz zu schweigen davon, wie sehr er mich anbrüllen würde..

Ein Seufzen entflüchtete meinen Lippen, die meine halbgerauchte Zigarette festklemmten.

Jedenfalls musste ich etwas erledigen. Zeit bis meine Schicht begann, hatte ich auf jeden Fall genüge, Probleme dementsprechend aber auch. Über die Situation mit Rick gestern musste ich unbedingt mit ihm sprechen, da ich dies bislang noch nicht getan hatte. Am vorherigen Abend hatte ich die Sache schlichtweg abgetan, indem ich den Kuss erwidert hatte, ihm durch die Haare gefahren und dann zu meiner Kundin verschwunden war. Geklärt war daher noch rein gar nichts.

Mein Blick hob sich gegen die große, starke Holztür, welche die unseres Hauses mikrig, gar zerbrechlich wirken ließ. Sachte klopfte ich an und hoffte nur der Junge allein würde daheim sein und mir die Tür aufmachen. Denn mit seiner Mum eine Etage tiefer konnte unser Gespräch nur schwer stattfinden. Ich war mir sicher sie würde sonst etwas mitbekommen, was ich sicherlich nicht wollte.

Tatsächlich wurde ich positiv überrascht, als mein bester Kumpel mir wie immer etwas verwirrt und verblüfft die Tür öffnete, ich aber keine Frauenstimme im Hintergrund wahrnahm. Ricks Mum verpflegte stets fragend durch die Wohnung zu rufen, wer denn an der Tür war, wenn sie sie schon nicht selbst öffnete.

Romeo und.. - Julian?!Where stories live. Discover now