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Julian Pov.

"Alter, Dude, du miefst!", beschwerte sich mein bester Freund, welcher mir gerade die Tür geöffnet hatte. Ich zuckte darauf bloß mit den Schultern und drückte mich an ihm vorbei. Kaum hatte ich meine Schuhe ausgezogen, war ich hoch in sein Zimmer geeilt und hatte mich auf sein Bett geworfen. Rick kam schnell hinter mir hergehetzt und warf die Tür seines Zimmers zu. Ich musterte den Jungen, der mich missbilligend anschaute und grinste wissend, dass er es nicht leiden konnte, wenn ich mich nach Gras riechend auf seinem Bett platzierte.

"Zocken wir Mario Kart?", fragte ich, seinen Blick ignorierend, und war bereits dabei mir einen seiner beiden Kontroller zu schnappen, die auf seinem Bett lagen. Rick hatte eine alte NES bei sich zu Hause, mit der wir fast immer spielten, wenn ich bei ihm war, da ich zu Hause nur eine PS3 besaß. Er und ich fanden jedoch viel mehr Freude an der alten Nintendo Konsole.

Doch erstaunlicherweise schüttelte mein bester Freund den Kopf.

"Ich würde lieber mit dir etwas ein für alle mal klären..", begann er ernst und setzte sich an die Bettkante. Irritiert legte ich den Kontroller beiseite und rückte vor zu dem Jungen.

"Was denn?", hinterfragte ich ihn von der Seite anschauend. Rick seufzte darauf und erwiderte für einen Moment nichts. Er schloss seine Augen und schien nachzudenken, da er seine Augenbrauen konzentriert zusammenzog, so wie er es immer tat, wenn ihm etwas wichtig erschien oder er schlichtweg mit einer Entscheidung zu kämpfen hatte. Geduldig wartete ich daher auf seine Antwort, da ich wusste wie wichtig ihm dies hier war. Zwar fiel es mir nicht minder schwer, stillzusitzen oder ihn zu drängen, doch gab ich mein Bestes hierbei. Ich setzte mich auf meine Hände und konzentrierte mich auf ein Shirt, welches auf dem Zimmerboden meines besten Freundes lag. Schlussendlich räusperte sich der Junge und erlangte so erneut meine Aufmerksamkeit, die dabei war, sich auf jegliche andere Gegenstände oder Dinge zu manifestieren, nur um mich ablenken zu können. Ich hob meinen Kopf an, um Rick in die Augen schauen zu können. Die Seriösität in diesen ließ keinen einzigen Spaß zu, was für den scherzhaften Jungen vor mir, den ich schon seit vielen Jahren kannte, eher ungewöhnlich schien.

"Es geht darum, dass meine Mum noch immer denkt, dass wir zusammen wären und dein Dad und sie letztens ein Gespräch über uns geführt haben. Er meinte du hättest einen Freund und meine Mum hat ihm daraufhin erklärt, dass ich das wäre..ich weiß nicht. Verheimlichst du mir was? Du hast einen festen Freund? Woher kennst du ihn?", stellte er mich zur Rede und erklärte seine Sachlage dabei. Es fiel mir schwer ein plötzliches Prusten zu unterdrücken, da diese Situation für mich schlichtweg lächerlich irrsinnig wirkte. Jedoch schluckte ich den aufkommenden Lacher hinunter und legte eine Hand auf die Schulter des Älteren.

"Rick. Ich bin immer noch völlig Single, immer noch der einsame Pringle, wie du ihn kennst. Ich verheimliche dir nichts und das werde ich nicht", behauptete ich und konnte mir dabei einfach nicht die leichte Prise von Humor unterdrücken. Ihm sollte klar werden, dass er sich unnötig Sorgen machte und ich ihm auf jeden Fall als erstes einweihen würde, falls ich meine wundersame, große Liebe finden würde. Erneut fiel es mir schwer ein Grunsen zu vermeiden. Große Liebe. Na, sagt das mal meiner Mutter.

"Du hast mir nicht gesagt, dass du kiffen warst", erwiderte er vorwurfsvoll und stellte so meine Aussage in Frage. Nervös biss ich mir auf der Innenseite meiner Wange herum. Da hatte er wohl einen wunden Punkt erwischt. Gestern hatte ich mit Nelton noch ziemlich viel Gras geraucht, sodass ich mich nicht einmal mehr in der Lage befand heimzufahren. Der 20-jährige hatte ihm und mir darauf ein Ruftaxi bestellt, dass uns teuer Geld gekostet hatte. Geld, welches ich eigentlich für etwas anderes gebrauchen könnte.

Zu Hause hätte ich mich dann fast übergeben. Das erste Mal, weil ich es einfach nicht gewohnt war so viel zu kiffen und das zweite Mal, weil Isa Besuch hatte. Dad war glücklicherweise nicht daheim gewesen, da ich mir sonst eine Standpauke von ihm hätte anhören müssen. Demnach genauso meine kleine Schwester, die meiner Bitte, sich mit ihren verdammten tausend Freunden zu treffen, nachgekommen war. Sie und ich hatten seit Freitag kein Wort mehr miteinander gewechselt, da wir beide zu trotzig waren, nachzugeben und uns zu entschuldigen.

Meine Hand glitt vom Arm meines Kumpels hinunter und landete auf der Bettdecke von ihm.

"Das war ja auch erst gestern! Und spontan! Wirklich. Über die Sache mit meinem festen Freund, brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich erzähl dir, falls sich was ergeben sollte", beteuerte ich ihm und lehnte mich ein Stück weit zu ihm hervor. Das tat ich immer, wenn ich verzweifelt versuchte, meinen Gegenüber von mir zu überzeugen und das wusste Rick auch. Er konnte erkennen, wenn mir was ernst war, so gut kannten wir uns. Noch immer zweifelnd murrte der Junge vor mir. Oder war es der Zweifel? Er schien nicht sprechen zu wollen. Verwirrt begutachtete ich seine Gesichtszüge. Er wirkte irgendwie..traurig?

"Hey, ist alles okay, Dude?", wollte ich daher wissen und erhoffte mir eine Antwort von ihm. Ich mochte es nicht, den Älteren so zu sehen, denn das war nicht, wie ich ihn kannte. Er war stehts glücklich und kaum seriös, doch seit geraumer Zeit, schien eben diese kaum vorhandene Seriösität sein glückliches Grinsen zuzumauern und mir fast kein Ausblick auf dieses mehr zu gewähren. Was ist bloß los mit ihm?

Doch da lachte Rick auf, seine Trauer in den Augen war verschwunden, genauso wie die zusammengezogenen Augenbrauen, die seinen Zweifel unterstrichen hatten.

"Klar, es ist wirklich alles gut. Tut mir Leid, dass ich dich in Frage gestellt hab'", erwiderte er schmunzelnd und boxte mir sachte gegen die Schulter. Meine Sorgen um ihn waren wie weggeweht, sodass ich ihn breit angrinsen konnte, so wie er es bei mir tat.

"Aber, wie kommt's, dass dein Alter denkt, du hättest 'nen Freund?"

Mein Lächeln fiel ein wenig bei dieser Erinnerung. Vielmehr glitten meine Gedanken zurück zu Isa, die mich leicht säuerlich werden ließ.

"Ne kleine Zicke, meinte das als Notlüge zu nehmen, um mich aus'm Schlamassel zu holen", brummte ich wenig begeistert und schaute an Rick vorbei. Ich wusste selbst am besten, dass ich ohne diese Lüge aufgeflogen wäre, doch vermieste mir momentan alles im Zusammenhang mit meiner Schwester die Laune, da ich mich stetig an den Streit erinnern musste. Hierbei fiel es mir selbstverständlich leichter den Zorn auf andere zu schieben, als auf mich selbst, dem es eigentlich zustand.

"Nadann ist doch gut, schätze ich", versuchte mir Rick einzureden und strich mir dabei mit einer Hand durchs Haar. Ich richtete mein Augenpaar wieder auf seines, welches gerade voll und ganz auf meine Haare fokussiert war.

"Gut wohl eher weniger. Ich soll ihn Dad vorstellen, also mein Freund versteht sich", seufzte ich verstimmt, doch nicht länger wütend. Ricks Handbewegung stockte.

"Oh."

Für einen Moment blieb es still, ehe der Junge sein Kraulen fortsetzte und meinen Blick endlich erwiderte.

"Und meine Mum hat deinem Dad gesagt, dass wir ein Paar sind.", grinste der Blondhaarige wissend, "Find ich gar nichtmal so 'ne schlechte Idee."

Verblüfft riss ich die Augen auf, völligst überfordert von seiner Aussage, geschweigedenn dem Leuchten in seinen Iriden, das meine anzustecken versuchte. Seine Hand glitt von meinem Haarschopf hinunter zu meinem Kinn, an welchem sie Halt machte. Er klemmte dieses zwischen seinen Daumen und Zeigefinger und hob es ein klein wenig an. Schon vorab verhindernd, dass ich seinem auffordernden und anziehenden Glänzen entfliehen konnte.

"Was meinst du damit?", quiekte ich hysterisch, so wie ich es von mir selbst nicht kannte.

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Done~

Romeo und.. - Julian?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt