Bereit zum Ablegen? Nein... eigentlich nicht!

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Kapitel 196



Also ging ich in die Küche zu meiner Küchenfee und sie sah mich traurig an. „Alex, es ist schade, dass ihr abreist. Wir werden euch alle vermissen, Master Kenway wird euch vermissen." Und dann fiel sie mir um den Hals und drückte mich an sich und ich tat es ihr gleich und wir heulten einfach gemeinsam. Dann ließ sie mich los und ging zu dem kleinen Schrank in der Ecke, in dem die guten alkoholischen Getränke standen und fischte den leckeren Rum heraus!


Verschwörerisch zwinkernd goss sie uns zwei Gläser ein. Nicht diese kleinen, sondern schon ordentlich große Gefäße. „Auf das ihr uns nicht vergesst und bald zurückkehrt!" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und spürte, wie mir der Rum im Hals brannte. Doch er war wirklich gut und lecker. Nach dem zweiten Glas erschien mein Templer in der Küche mit einem Räuspern. Erschrocken stand Sybill auf, doch ich hielt sie am Arm fest und hieß sie so, sich wieder zu setzen. Ich stand auf und ging zu Haytham hinüber und schlang meine Arme um seinen Nacken. „Sei nicht so streng, es war ein Abschiedstrunk!" Meine Zunge war etwas schwerer seit dem Rum und ich musste dümmlich grinsen bei dem Gedanken, dass ich wirklich angetrunken war.


„Bin ich nicht, Alex. Aber ich glaube, du hattest genug für heute!" sagte er grinsend. Und damit nahm er meine Hand und wir gingen nach oben.


Etwas unbeholfen stand ich jetzt vor ihm und wusste nicht, was ich tun sollte. Denn es war die letzte gemeinsame Nacht für eine lange Zeit und ich wollte weder mit ihr beginnen noch wollte ich sie enden lassen. Auch mein Templer war unschlüssig und sah nur auf mich herunter.


Er nahm meine Hand, ging zum Bett und ließ sich auf der Bettkante nieder. Dann zog er mich zu sich und ich stand vor ihm und sein Kopf ruhte auf meinem Bauch. Meine Hände fuhren durch seine Haare und ich löste das Band, sodass ich ungehindert fortfahren konnte. Und so begann ich, den Abschied vorzubereiten. Langsam, Stück für Stück, entledigten wir uns unserer Kleidung, schweigsam aber immer mit diesem Augenkontakt. Ich wollte nichts verpassen, keinen Ausdruck auf seinem Gesicht vergessen.


Irgendwann saß ich auf seinem Schoss und klammerte mich an Haytham. Seine Hände fuhren langsam über meinen Rücken und ich fühlte seinen warmen Atem auf meiner Haut. Es war wieder wie Balsam! „Bleib bei mir!" kam es rau aus seiner Kehle. „Ich komme wieder zu dir zurück!" gab ich mit erstickter Stimme zurück. Und dann lag ich unter ihm und wir hatten uns wieder, er brauchte mir nicht sagen, dass ich ihn ansehen sollte. Es reichte, dass seine Bewegungen mich wieder führten und das langsam, aber bestimmt. Seine Hände hielten mich fest und ließen keine Widerrede zu, also ließ ich mich weiter fallen und als ich meine Beherrschung verlor, konnte auch er endlich loslassen.


Er lag an meiner Brust schwer atmend und versuchte sich wieder zu beruhigen. Vorsichtig richtete er sich auf und sah mich an. „Versprich mir nur, dass ich nicht lange warten muss."


„Ich verspreche es, Haytham." und küsste ihn wieder. Diese Nacht war völlig anders, wir hatten eine ganz eigene Verbindung plötzlich. Es fühlte sich ehrlicher und tiefer an, so, als wäre es schon immer so gewesen!


Doch der nächste Morgen kam schneller, als mir lieb war und mit ihm der endgültige Abschied. 


Ich wurde von einem „Guten morgen" geweckt und einem vorsichtigen Kuss auf meine Stirn. Meine Arme schlangen sich wie von alleine um seinen Körper. Doch uns blieb keine Zeit mehr, denn schon hörte ich von unten Stimmengewirr und das freudige „Endlich wieder nach Hause" von meinem Sohn. Es versetzte mir einen Stich, ich hatte ihn hier vernachlässigt, auch wenn er in Henry einen neuen Freund gefunden hatte.


„Wir sollten uns auch fertig machen." kam es vorsichtig von Haytham. „Du hast ja Recht, aber ... ich will einfach nicht!" maulte ich ihn an! Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht „Natürlich willst du das nicht. Ich auch nicht, aber behalte immer im Auge, dass ich auf dich warten werde." und dann bekam ich einen langen, sehr langen leidenschaftlichen Kuss in den mein Templer alles an Gefühlen legte, die er gerade in sich hatte.


Mein Stichwort kam dann auch prompt von Sybill, die zögerlich klopfte und mitteilte, dass mein Kaffee warten würde! Ich konnte mir ein albernes Kichern nicht verkneifen und nahm Haytham noch einmal in den Arm, dann stand ich auf. Auch er kroch aus dem Bett, mehr widerwillig, doch es musste sein. Wir machten uns fertig und als ich in meinem Ornat wieder vor ihm stand, sagte mein Templer nur. „Das sollten wir beizeiten vielleicht noch ändern, aber nur wenn du willst und bereit dazu bist!" erstaunt sah ich ihn an.


„Darüber muss ich nachdenken, denn du weißt, dass ich immer noch der Meinung bin, es gibt einen Mittelweg. Doch das ist ein Thema für eine andere Zeit!" sagte ich nur. Dann fing ich an, mein Hab und Gut in meinen Truhen zu verstauen. Viel war es ja nicht, aber es waren mittlerweile zwei Truhen plus mein Seesack. Geschultert mit diesem gingen wir hinunter und wurden schon erwartet. Rafael und Gregor waren gekommen, um meine Sachen abzuholen und Yannick stand mit leuchtenden Augen vor mir.


Sybill reichte mir ohne Worte den Becher mit Kaffee und Haytham führte mich noch kurz zum Esszimmer. Denn mein Sohn hatte auch noch Hunger und er war dankbar für die süßen Brötchen.


Meine Sachen waren verstaut und mein Kaffee war alle, langsam erhoben wir uns und ich drehte mich noch einmal zu Mrs. Wallace um. „Ich wünsche euch alles erdenklich Gute, Sybill und passt auf meinen ..." doch mehr brauchte ich nicht sagen, auch wenn ich überhaupt nicht wusste, als WAS ich Haytham bezeichnen sollte. „Ich werde Master Kenway im Auge behalten und dafür sorgen, dass er keine Dummheiten anstellt, versprochen!" Ihr Blick hatte diesen schelmischen Ausdruck, den ich so an ihr mochte.


Dann gingen wir hinaus zur Kutsche und als sie sich in Bewegung setzte, sah ich mich noch einmal um. Es war, als würde ich langsam aus einem Traum erwachen. Teilweise einem Albtraum aber auch aus einem wunderschönen Traum.


Je näher wir dem Hafen kamen, desto mehr sank mir mein Herz und wurde schwer. Plötzlich brach in mir Panik aus und ich wäre fast aus der fahrenden Kutsche gesprungen, nur um zu verhindern, dass man mich zum Hafen bringt. Es fühlte sich wie eine Fahrt zur Hinrichtung an, ich konnte das nicht zulassen! Doch mein Templer packte meine Hände und zog sie an seine Brust und ich hatte keine andere Wahl, als ihn anzusehen.


Ich nahm ein vorsichtiges Schütteln seines Kopfes wahr, er gebot mir Einhalt und zog mich an sich. Es dauerte einen Moment, bis ich wieder ruhiger wurde. Doch die Angst blieb!


Die Kutsche hielt an meinem Anlegeplatz und ich sah schon die komplette Mannschaft in freudiger Erwartung an Deck stehen. Als ich ausstieg hörte ich sie jubeln und rufen. Sie waren alle froh, wieder in ihre alten Leben zu können und wieder Normalität zu erfahren.


Haytham führte mich langsam Richtung meiner Brig, er zögerte immer wieder, doch auch er musste sich jetzt eingestehen, dass es nicht anders ging. Vor meinem Schiff blieb er stehen und hielt mich wieder fest. Niemand unterbrach uns, alle um uns herum waren auf einmal still. Mein Templer gab mir einen letzten Kuss und löste sich dann von mir. Langsam ging ich an Deck und stand dort völlig hilflos und sah auf ihn herab. Der Großmeister sah nur zu mir hoch und in seinem Blick lagen wieder diese Trauer und diese Hoffnung zugleich.


Dann setzte die Jackdaw Segel und nahm langsam Fahrt auf! Ich klammerte mich am Heck an die Reling und sah in Richtung des Kais, der allmählich kleiner wurde.


Es tat einfach nur weh, doch ich musste nur Geduld haben, oder?



*** To be continued ***

Even when your kind appears to triumph... Still we rise again. ...Where stories live. Discover now