Aha, sie können also doch reden!

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Resigniert seufzte ich und machte mich daran, den Iren aufzuklären. Meine Reisen kannte er ja schon, die konnte ich also weglassen. Ich erzählte von meiner Verlobung, meinem Sohn und wie wir hierher kamen. Den Rest kannte er ja ebenfalls schon von meiner Erzählung von vorhin an Louis-Josephs Krankenbett.

„Mr. O'Brian, es ist komplizierter als ich vermutet habe. Und ihr habt es mir nicht leichter gemacht, danke dafür!" Ich konnte mir diesen schnippischen Satz einfach nicht verkneifen.

Ich richtete mein Wort an den Großmeister. „Master Kenway, es wäre jetzt wirklich sehr reizend, wenn ihr auch einfach mal den Mund aufmachen könntet. Ihr seid ja sonst nicht auf den selbigen gefallen!"

„Euer loses Mundwerk ..." oh bitte, ich ließ ihn gar nicht erst weiter reden.

„Ja ja ... mein loses Mundwerk blabla... Lektionen ... ja, kenne ich schon! Also, ich warte auf eine Erklärung, die uns hier jetzt endlich weiterbringt!" Plötzlich tobte wieder dieser Orkan in meinem Bauch und ich kippte nach vorne direkt in Haytham hinein. Geistesgegenwärtig fing er mich auf und lenkte mich gen Sofa, welches am Kamin stand.

„Seht ihr? Das passiert, wenn ihr euch nicht unter Kontrolle habt!" Triumphierend blickte er auf mich herunter! „Aber wie ihr wünscht, ich kann euch gerne etwas erzählen. Wenigstens tische ich hier niemandem Märchen auf!" Auch er konnte sich diese bissigen Bemerkungen nicht verkneifen.

Haytham fing an mit seiner Geschichte und ich traute meinen Ohren nicht. Diese Mrs. de Scudéry arbeitete tatsächlich für die Templer und war von keinem geringeren als Mr. Church instruiert worden, sich um den Chevalier zu kümmern. Sprich, sie sollte ihn wenn möglich ehelichen, um so Informationen über die Assassinen Zellen zu bekommen. Der Großmeister persönlich ließ es sich nicht nehmen, regelmäßig den aktuellsten Bericht einzuholen. Daher auch die heimlichen Treffen, welche Liam ja bereits erwähnte. Bei dieser Bemerkung hatte er einen sehr ... nunja ... eindeutigen Blick in meine Richtung geworfen. Und ich lief schon wieder knallrot an, obwohl ja nicht ICH es selber war, die mit ihm anscheinend im Bett gelandet ist.

Der erste Überfall fand eigentlich nur statt, weil es Seitens von Marie eine Fehlinformation gab. Anscheinend hatte sie die Abreise des Chevaliers falsch gedeutet und angenommen, dass beides schon im Besitz der Bruderschaft war. Was allerdings die Tat von Lee und Hickey anging, darüber ließ er sich nur kurz und knapp aus. Aber wenigstens ließ er eine Entschuldigung hören, welche jedoch eher halbherzig bei mir ankam.

Und als die hiesigen Assassinen endlich im Besitz von BEIDEN Artefakten waren, wollte man zügig zuschlagen, denn es war an der Zeit, dem ganzen ein Ende zu setzen. In der Zwischenzeit hatte man Benjamin Church ins Haus eingeschleust und als netten Arzt hingestellt. Dieser hatte im Zusammenhang mit seiner Behandlung angeordnet, dass ich oder besser Marie ein paar Beruhigungsmittel bekommen sollte. So sollte ihr Gedächtnisverlust wie von alleine verschwinden. Doch, und das gab Haytham nur zögerlich zu, es waren völlig unerprobte Kräuter, von denen man nur wusste, dass sie Bewusstseinsverändernd wirken sollten. Mehr nicht. Ich war ein Versuchskaninchen der Templer? Das wurde ja immer besser!

Deswegen ging man auch davon aus, dass meine seltsame Art vor ein paar Tagen genau daher rührte und machte sich keine Gedanken. Und genau da hatte man sich für den zweiten Überfall entschieden, denn anscheinend hatte Marie genau dann eine Nachricht abgegeben, als ich in ihren Körper fuhr. Das klingt, als müsste man einen Exorzisten rufen!

Dieses mal war es der Großmeister persönlich, der den Chevalier außer Gefecht setzen wollte, nicht ermorden, nein. Nur für ein paar Tage aus dem Verkehr ziehen. Mich hatte man mit den Medikamenten so ruhig gestellt, dass ich einfach schlief. Und mich überkam eine Gänsehaut, wer so tief schläft, der bekommt NICHTS mit und ich hoffte, dass niemand sonst noch in dem Schlafzimmer anwesend war!!!

Nur hatte keiner mit der Zähigkeit des Kanadiers gerechnet. Dieser hatte sich nämlich gewehrt, konnte aber alleine nichts ausrichten. Nicht mit der Stichwunde im Oberbauch. Und das wusste Haytham für sich zu nutzen! Er schnappte sich, dank meiner oder besser Maries Informationen, Buch und Schatulle und konnte den Chevalier dann abschütteln und fliehen.

„Aber warum habt ihr dann MICH gerade noch beschuldigt, ich hätte die Artefakte an mich genommen?" Denn das waren ja seine Worte gewesen!

„DAS meine liebe Marie war unser eigentlicher Plan, so hätten wir von uns abgelenkt und wie ich diese Bande von Meuchelmördern kenne, hätten sie den Köder ohne großes Nachfragen geschluckt!" Diese Worte spuckte er Liam förmlich ins Gesicht und sah ihn finster an.

Dieser hatte sich bis jetzt alles in völliger Ruhe angehört, aber diese Worte waren auch für ihn zu viel!

Even when your kind appears to triumph... Still we rise again. ...Donde viven las historias. Descúbrelo ahora