Ich muss meinen Geist freibekommen!

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Kapitel 139.1

Immer noch entsetzt und verwirrt sah Hope zu Liam. „Ich kann es nicht glauben! Wie kann das sein? Wir haben doch mit eigenen Augen gesehen, dass er die Klippen hinunter gestürzt ist."

„Der Chevalier ist vermutlich doch nicht so ein guter Schütze, wie er immer gerne behauptet!" rutschte es mir dann doch wieder raus!

Ich erntete dabei böse Blicke der drei Assassinen, was mir aber ehrlich gesagt, egal war. Denn es entsprach halt den Tatsachen! „Ihr scheint euch über den Zustand, dass dieser Verräter noch am Leben ist zu freuen, Mrs. de Scudéry? Woher solch eine Zuneigung zu diesem Abschaum?" kam es langsam und verächtlich von Achilles!

„Ihr mögt es als Zuneigung wahrnehmen, ich sage einfach, es ist eine Tatsache! Ihr solltet damit jetzt zurecht kommen und eure weiteren Schritte entsprechend planen." Plötzlich hatte ich wieder dieses Gefühl, als würde nicht ICH sprechen, sondern mir lege jemand diese Worte in den Mund.

„Ich frage mich mittlerweile, warum ihr eigentlich Louis-Joseph geehelicht habt, wenn ihr doch eine solch schlechte Meinung über ihn habt. Ihr solltet euch schämen." kam es in einem angewiderten Ton von Hope und ihr abfälliger Blick machte es nicht besser.

„Das kann ich euch sagen, es war ein Mittel zum Zweck! Oder glaubt ihr, ich habe ihn aus lauter Zuneigung geheiratet? Was hatte er mir denn bitte zu bieten? NICHTS! Darüber hinaus ist er ein nervtötender Mensch..." weiter ausholen konnte ich nicht, besser gesagt, meine wie ferngesteuerten Worte wurden vehement unterbrochen, in Form des plötzlich in der Tür stehenden Chevaliers!

Er schwankte und sah von einem zum anderen hilfesuchend, aber mich bedachte er mit einem Blick, der JEDEN auf der Stelle zum Schweigen gebracht hätte. Aber nicht diese Marie, die sich aus mir unerfindlichen Gründen immer weiter ihren Weg nach außen bahnte und es fiel mir immer schwerer, sie im Zaum zu halten!

„Du verlogene kleine Hure! Ich hätte auf meine Brüder hören sollen! Aber ich hatte einen guten Moment und war der Ansicht, eine gute Tat zu vollbringen! Stattdessen habe ich mir den Teufel persönlich ins Haus geholt, der auch noch mit den Templern gemeinsame Sache macht und dazu IHRE Hure ist! Ich hätte dich zum Sterben den anderen Kerlen überlassen sollen!" Der Kanadier spuckte mir die Worte regelrecht vor die Füße und kam bei jedem Wort näher und ich sah zu spät, dass er einen Dolch in seiner rechten Hand hielt!

Doch ob es nun MEIN Glück oder Maries Verderben war, ist schwer zu beurteilen. Aber Achilles hatte eine enorme Reaktion und hatte diese Attacke irgendwie erahnt. Er kannte Louis-Joseph schon länger und hatte ihm einige Tricks und Kniffe beigebracht! Der Großmeister der Assassinen griff mit Leichtigkeit in den Schwung des Stichs und riss den Arm Gaultiers herum, so dass der Dolch aus der schmerzenden Hand fiel.

„Louis, ich bitte euch! DAS geht zu weit! Wir müssen erst wissen, was hier gespielt wird um..." aber eben dieser Assassine war außer sich, aber überhaupt nicht fähig etwas zu unternehmen, so geschwächt wie er war. Er konnte nur verbal auf mich losgehen!

„Dieses Weibsstück gehört auf den Scheiterhaufen und verbrannt! Ich schwöre, bei meiner Ehre, dass ich nicht eher Ruhe geben werde, bis diese Hexe ihr verdientes Ende bekommen hat!" brüllte er plötzlich los. Der Schweiß rann ihm übers Gesicht und er keuchte nur noch! Liam reagierte als erster, als Gaultier plötzlich auf die Knie fiel, leichenblass und mit blutgetränkten Verbänden!

„Jetzt seht euch an, was ihr angerichtet habt!" Kam es wutentbrannt von Hope!

Aber ich konnte nur dastehen, denn ich spürte diese Marie regelrecht. Ich konnte fühlen, wie ihre Gedanken langsam anfingen, meine eigenen zu beeinflussen! Einem Impuls folgend, ging ich zum Kamin und musste jeden Schritt BEWUSST machen, denn diese Trickbetrügerin in mir, übernahm immer mehr die Kontrolle. Angekommen an der Feuerstelle, griff ich in mein Dekolleté und fischte die Seiten heraus, die ich zuvor noch für SIE geschrieben hatte und warf sie in hohem Bogen ins Feuer! Sie sollte sie nicht bekommen, denn sie wusste sehr wohl, WAS genau hier passierte. Denn sie musste ebenfalls mit allen Templern, auch meinem Ex, unter einer Decke stecken. DAS konnte ich nicht zulassen.

Diese Erkenntnis kam mir aber erst JETZT. Und es war mal wieder so eine Art Ohnmachts Gefühl, weil ich es nicht auf Anhieb gesehen hatte!

Der Gedanke, dass ich noch vor ein paar Minuten Mitleid mit dieser niederträchtigen Person hatte, war unerträglich. Ich kämpfte jetzt regelrecht gegen Marie, SIE wollte mich nicht wirklich gehen lassen, denn sie profitierte noch von mir. Aber je länger ich sie in mir trug, oder sie mich in ihrem Körper, je mehr erfuhr sie über mich. DAS konnte ich nicht zulassen. Und das war etwas, was ich überhaupt nicht bedacht hatte.

Mit einem letzten Versuch, meinen Geist in den Vordergrund zu reißen, schrie ich die anwesenden Assassinen an, mich SOFORT zu Master Kenway zu bringen! Der einzige Mensch, der reagierte war Liam. Aber nicht so, wie ich gehofft hatte!

Even when your kind appears to triumph... Still we rise again. ...Where stories live. Discover now