Es wäre so einfach... das Messer in der Hand!

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Kapitel 51

Es dauerte einige Stunden, bis ich mich wieder aus meiner Komfortzone wagte. Nie hatte ich es für möglich gehalten, so ein Gefühl zu entwickeln zu können. Ich war nicht SCHULD, aber ich fühlte mich so. Ich fühlte mich beschämt, obwohl ich nichts falsch gemacht hatte. Das war einfach nicht fair.

Vorsichtig wagte ich einen Blick in das Schlafzimmer des Großmeisters, aber er war bereits aufgestanden und ... vermutlich auch schon wieder beschäftigt. Wollte ich ihn wirklich sehen? Wollte ich überhaupt irgend jemanden sehen?

Mechanisch machte ich mich für den Tag fertig, wie programmiert, zog ich mich an und verließ die Gemächer von Haytham.

Oben an der Treppe stehend konnte ich unten Charles sehen, wie er mit Master Kenway diskutierte. Er versuchte sich ernsthaft zu rechtfertigen? Was war falsch mit ihm? Langsam schritt ich die Treppe herunter, ich hatte ihn immer im Blick. Und ich hatte mein altbewährtes Stiefelmesser gezogen! Warum oder WANN ich das getan habe, weiß ich nicht, aber ich spürte es als eine Art Schutz und Sicherheit in meiner rechten Hand. Versteckt ...

Plötzlich schwenkte sein Blick auf mich, die Treppe hinauf! Und Panik breitete sich auf seinem Gesicht aus! Ja, genauso wollte ich das!! Ich wollte, dass er Angst bekam!! Ich wollte ihn am liebsten genau das spüren lassen, was ich fühlte! Ich ging immer langsamer auf ihn zu... Niemand hielt mich auf. Warum auch, jeder dachte, ich sei harmlos! Aber das ich auch anders konnte, ahnte ja niemand. Und jetzt war der Zeitpunkt, das zu demonstrieren! Lee war das erste Opfer! Mit einem kleinen Sprint sprang ich ihn an und warf ihn zu Boden! Sein überraschter Aufschrei und dieser Blick dazu waren einfach unbezahlbar.

Mein Messer war an seiner Kehle... ich musste nur einmal daran entlang fahren und ein ganz kleines bisschen Druck ausüben! Dann wäre alles vorbei... Mein Gehirn malte Bilder, in denen ich Charles unter mir verbluten sah!

Zwei Hände rissen mich heftig hoch und eine Stimme gebot mir Einhalt! Ein kleiner Schnitt am Hals ließ eine seichte Blutlinie an Master Lees Hals herunterlaufen.

Wie in Trance wurde ich irgendwie in die Küche gebracht. Aber ich war doch noch gar nicht fertig mit diesem Mann? Er hatte noch nicht seine verdiente Strafe bekommen!

Erst als ich Mrs. Wallace Stimme hörte, erwachte ich wieder. „Alex, es tut mir so leid. Was hat euch dieser Mann nur angetan? Ich habe erst heute morgen davon erfahren. Wir können Gott danken, dass euch nichts Schlimmeres widerfahren ist!"

„Gott hat damit nichts zu tun! Es war Haytham, der mich beschützt hat! Sonst war ja niemand da...!!" Ich schlug mit meinen flachen Händen auf den Tisch! Diese Mischung aus allen Gefühlen, war einfach überwältigend und ich hoffte und wünschte mir, dass NIEMAND so etwas erleben muss!!!

„Sybill, ich brauche etwas stärkeres als Tee! Und... ich nehme mir einen Tag frei... ist mir egal ob Master Kenway einverstanden ist oder nicht!"

„Mrs. Masterson, ich weiß immer noch nicht was ich sagen soll!"... klang Haythams Stimme hinter mir. „Was kann ich tun..."

„Ihr könnt gar nichts tun. Es ist schlicht und ergreifend, MEIN Problem. Und ich werde bei nächster Gelegenheit abreisen! Ich will niemanden mehr sehen! Ich hätte nie hierher kommen sollen! Und..."

Seine Hand legte sich auf meine Schulter: „Mrs. Masterson, ich bitte euch. Trefft keine übereilten Entscheidungen. Wir werden eine Lösung finden! Charles allerdings angreifen, war auch nicht unbedingt eine gute Idee von euch."

Jetzt kochte es in mir über! Er ermahnte MICH? Er nahm dieses Schwein wirklich in Schutz? „Was zur Hölle soll ich denn machen? Ich will nach Hause! IHR haltet mich hier fest! Und das nur aufgrund eines Verdachtes!!! WAS WOLLT IHR???" schrie ich ihn jetzt an.

Ich wusste ja, was Haytham wollte, er wollte Gewissheit... und ich log, das sich die Balken bogen. Aber kümmerte mich das? Gerade JETZT nicht wirklich!

Es war mir einerlei... Nein, war es nicht um ehrlich zu sein. Haytham machte sich ernste Sorgen. Es war kein oberflächliches Dahingerede... Die Vorwürfe die er sich machte, gingen tiefer. Er überdachte seine Entscheidungen bezüglich der Mitglieder im Orden. Ich hatte davon in seinen Tagebücher gelesen! Aber ich wusste ja nicht, WARUM Haytham so zweifelte. Aber der Vorfall bestärkte ihn anscheinend weiter in seinen Zweifeln.

Mir wurde mehr und mehr bewusst, dass er immer und immer wieder belogen und betrogen wurde. Ihm wurde oft vorgegaukelt, dass man seine Person schätzte. Nein, man schätzte seinen Einfluss, sein Geld und ... einfach sein Charisma, sein Können ... welches es auch immer sein mochte. Reginald nutzte genau DAS aus. HATTE es ausgenutzt. Er war nicht mehr. Dafür hatte Haytham mit Jenny und seinem leider verstorbenen Kammerdiener Holden gesorgt.

Tat mir gerade wirklich ein Templer leid? Genau der Mensch, der mich immer wieder in Rage gebracht hatte? Aber wenn ich ehrlich bin, schon damals wurde er unterschätzt, ihm wurde einfach alles, was wichtig war, nicht erzählt. Er hatte somit keine Ahnung. Und nur Reginald war derjenige, der ihn unterrichtete. Was für eine einseitige Erziehung. Aber genau diese zeigte Wirkung.

Aber Edward hatte ihn nie belogen! Und ich wusste, dass Haytham das auch später noch in guter Erinnerung haben wird.


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Meine Lieben!

Für heute war es das! Wir sehen uns bei den nächsten Kapiteln! :-)

LG Chaoshexe

Even when your kind appears to triumph... Still we rise again. ...Where stories live. Discover now