Nächtlicher Männertratsch!

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Die Stiefel und Strümpfe waren mal wieder nicht das Problem. Ich ließ aber erstmal alles so liegen und stehen, damit ich schneller voran kam. Dann machte mich daran, Haytham die Weste aufzuknöpfen. Im Sitzen ist das umständlicher als man denkt. Denn die Knöpfe wie wir sie heute kennen, gab es dort ja noch nicht. Hier hieß es, Fingerspitzengefühl beweisen. Und er schwankte immer noch gefährlich, was nicht gerade förderlich war.

Ich kniete immer noch vor dem Großmeister und ... irgendwie kippte die Stimmung plötzlich, als ich kurz zu ihm aufsah! Es lag auf einmal eine seltsame Anspannung im Raum.

Doch ich konnte und wollte ihm nur aus seinen Kleidern helfen und setzte alles daran, dass auch zu zeigen! Die letzte Nacht konnte ich nicht einfach so vergessen. Ich schob ihm seine Weste über die Schultern und stand dann auf, um diese über den Hocker neben dem Bett zu legen. Als ich mich wieder umdrehte, stand Haytham auf und kam auf mich zu ohne ein Wort zu sagen.

Seine Hand legte sich unter mein Kinn und hob es an, sodass ich ihm direkt in die Augen sehen konnte. Es war kein Verlange darin, er sah mich mit Alkoholvernebeltem Blick an.

Er kam näher und ich konnte den Wein an ihm riechen, die Seife vom Rasieren ... Ich hätte mich gerne meinen Gefühlen hingegeben, aber die Ereignisse hielten mich davon ab. Mein Gehirn schaltete plötzlich auf Automatik um und ich half ihm, sich bettfertig zu machen. Mehr nicht! Es ging einfach nicht.

Ich konnte sein resigniertes Seufzen hören und mir kam nur „Es tut mir leid, Master Kenway." über meine Lippen! Warum sollte es mir leid tun? Ich hatte schließlich keine Anstalten gemacht ihn verführen zu wollen!

Als er fertig war und in den Kissen lag, konnte ich ihm eines nicht verwehren, denn sonst wäre ich geplatzt vor Anspannung. Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und gab ihm einen Kuss auf die Wange und murmelte ein schnelles „Ich wünsche euch eine gute Nacht!" und verschwand nach nebenan. Ich konnte spüren, wie sich meine Emotionen verknoteten und überschlugen!

Die Nacht war, verzeiht die Ausdrucksweise, einfach Scheiße! Ich hatte wirre Träume von Haytham, in denen ich die wildesten Sachen mit ihm veranstalte und er mit mir. Ich träumte aber auch von Charles, welchen ich mal wieder abstach oder auch erwürgte und dieser Moment war so unglaublich befreiend! Es war einfach zu viel für meine Nerven. Irgendwann stand ich auf, weil ich einfach nicht schlafen konnte.

Leise schlich ich durch das Schlafzimmer von Haytham, aber er war gar nicht in seinem Bett! Vorsichtig ging ich auf den Flur und die Treppe hinunter. Auf halben Wege hörte ich von unten aus dem Arbeitszimmer Stimmen. Es waren Shay und Haytham, die sich über irgend eine Belanglosigkeit unterhielten, ich konnte sie nicht verstehen und lauschen... Nein, das macht man nicht! Auch wenn ich von Natur aus sehr neugierig bin!

Sollte ich anklopfen und fragen, ob sie noch etwas benötigten? Nein, dachte ich mir. Ich habe auch irgendwann einmal frei.

Und so ging ich in die Küche und schürte das Feuer, um mir Wasser zu kochen! Ich brauchte etwas warmes zum Trinken. Ich dachte an Zuhause, an meine Küche daheim... Es erstaunte mich immer wieder, wie sehr man etwas vermissen kann, wenn es plötzlich nicht mehr unmittelbar greifbar ist! Und mir wurde wieder schwer ums Herz!

Mein Nervenkostüm bröckelte allmählich! Lange würde ich es jetzt nicht mehr aushalten, kam es mir in den Sinn. Das Wasser im Kessel fing an zu blubbern und gerade als ich ihn vom Feuer ziehen wollte, hörte ich hinter mir Shays irischen Singsang.

„Mrs. Masterson, so spät noch auf? Könnt ihr nicht schlafen?" Nein du Witzbold, ich stand aus lauter Langeweile hier und bewundere die Bauweise dieses Herdes!

Aber ich hatte mich dermaßen erschrocken und den Kessel blöd angestoßen, dass mir etwas kochendes Wasser über die Finger lief... Ich ließ den Kessel auf das Rost plumpsen und steckte meine Hand in den Eimer mit kaltem Wasser. Das war eine Wohltat, auch wenn man das nicht machen sollte, aber egal... es tat einfach gut. Ich stöhnte auf, denn der Schmerz ließ nach.

„Meine Frau würde euch jetzt erklären, dass man das nicht macht..." zu mehr ließ ich ihn nicht kommen, denn ich hatte eigentlich gar keine Lust mich noch lange zu unterhalten!

„Master Cormac, ihr habt mich erschreckt! Kann ich euch behilflich sein? Braucht ihr etwas?" meine Stimme klang dann doch so gelangweilt und genervt, wie ich war!

Er grinste mich nur an... und es kam nur ein „MIR könnt ihr sicher auch behilflich sein, nur wäre meine Frau nicht sonderlich begeistert darüber. Aber Master Kenway wäre über eure Gesellschaft sicher überaus erfreut!" Bitte WAS? Die beiden hatten sich tatsächlich über die ... Vorkommnisse vorhin unterhalten?

Mir schoss das Blut in die Wangen und ich wäre am liebsten wieder einmal im Boden versunken. Warum war mir das hier alles so unangenehme? In meiner Zeit hätte ich jetzt einen Spruch hinterlassen und wäre einfach gegangen...

WARUM ging das auf einmal nicht mehr???


Even when your kind appears to triumph... Still we rise again. ...Where stories live. Discover now