Nicht aus der Reserve locken lassen!

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Kapitel 155.1

Der Diener und Mrs. Wallace standen noch im Raum und ich bat sie, kurz hierzubleiben, da ich jetzt mit Shay besprechen wollte, ob er auch dabei sein wollte.

Aber ich hörte nur lautstarke Diskussionen aus Haythams Schlafzimmer. Doch ich wollte nicht mit dem Amulett dort hinein, wer weiß, was dieses Wesen sich noch alles ausgedacht hat! Kurzerhand drückte ich es Sybill in die Hand und ging hinüber. Vorsichtig trat ich ein und sofort flog mir diese Präsenz dieser Kreatur entgegen. Sie fühlte sich unangenehm an und ich bekam eine Gänsehaut.

Die Augen meines Templers funkelten immer noch und auch dieses leichte Leuchten war noch darin. Die beiden hatten eine Auseinandersetzung, in der Shay dem Wesen vorwarf, alles ins Ungleichgewicht zu stürzen mit solch einer Vorgehensweise. Umgekehrt agierte dieses Ding wie eine Furie und erklärte erst einmal, dass wir Menschen es seien, die die Welt aus den Angeln heben wollten und wir über kurz oder lang daran scheitern würden.

In meiner Zeit war diese Aussage geradezu brandheiß und aktuell. Aber hier? „Shay, wie weit seid ihr hier? Soll ich fortfahren oder wollt ihr mir helfen?" fragte ich jetzt einfach in dieses Stimmengewirr. Ich bemühte mich, nicht in Richtung des Bettes zu schauen, denn ich wollte Haytham nicht so sehen! Es ging einfach nicht!

„Ihr habt das Artefakt unrechtmäßig an euch genommen, ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Wir haben einen Wächter dafür auserkoren und der seid nicht IHR!" erstaunt sah ich jetzt doch hinüber.

„Und wer ist es dann? Master Kenway war auch nicht wirklich derjenige, der es beschützen sollte. Das ist euch doch wohl klar, oder nicht?" ich fühlte mich jetzt ein wenig überlegener und nutzte meine wiedergewonnene innere Stärke aus! Ich baute mich über ihm auf und sah triumphierend in diese unangenehmen Augen. Plötzlich veränderten sie sich und wurden kalt und grau und der Adlerblick huschte darüber hinweg! Wie konnte Haytham in einem so kostbaren seltenen Moment nur DAS tun?

Ich ging ein paar Schritte vom Bett weg, denn es war mir unheimlich. Aber ich tat es ihm gleich und sah eine wechselnde Aura... rot, ein sehr kräftiges sogar und dann ging es immer wieder in dieses goldene über. Aber immer nur kurz, sodass ich kaum eine Chance hätte mit meinem Templer vernünftig zu reden! Auch Shay stand konzentriert daneben, ich konnte seine Aura ebenfalls sehen und auch sie war golden.

So kamen wir hier aber nicht weiter. „Wir sollten endlich eine Lösung für dieses... Problem finden. Sagt uns einfach, was ihr wollt und wir können alles weitere klären. Aber ohne eine konkrete Aussage, können wir nicht wissen, WAS ihr wollt!" Absurder Weise hatte ich plötzlich die Geschichte mit Rumpelstilzchen und dem Königskind im Kopf. Denn, so dumm wie es klingt, diese Zivilisation hatte sich genau DAS in der anderen Welt bereits geholt. Eine Art Königskind! Und dass dieser Geist mit mir und Marie hierüber kam, war vermutlich nicht geplant, sondern ein Unfall.

„Wie schön, ihr seid selber darauf gekommen! Dann wisst ihr, was zu tun ist!" mehr kam nicht von der Kreatur. Jetzt konnte es auch noch die Gedanken lesen, großartig. Wobei, das war nicht verwunderlich. Sie war nicht körperlich, das heißt, sie konnte sich überall einschleichen! Mir stellte sich jetzt aber die Frage, wieso blieb sie jetzt in Haythams Kopf?

„Ja, ich bin darauf gekommen. Aber das kann doch nicht alles gewesen sein! Ihr könntet euch JEDES Kind nehmen, wenn ihr wolltet. Warum gerade Mrs. de Scudéry? Was ist so besonderes an ihr?" Wenn wir schon einmal bei einer Aussprache sind, konnte ich das auch gleich mit klären! Trotzig stand ich da und wartete auf eine Antwort.

„Oh, hat sie euch nicht davon berichtet? Sie ist auserwählt worden, weil sie Zugang zu zwei mächtigen Gruppierungen hatte. Das mussten wir uns zunutze machen und haben so beide Seiten infiltriert! Nur leider war uns erst einmal nur eine Auserwählte vergönnt! Was glaubt ihr, warum im anderen New York solch prächtige Bauten stehen? DAS ist unter anderem auch unser Werk gewesen. Wir haben beim Aufbau geholfen und es wirkt! Wie ihr selber gesehen habt. Wir wollen, dass alles so bestehen bleibt, wie wir es geplant haben. Ihr werdet uns gehorchen und dieses Kind wird über euch und eure Rasse wachen!" Dieser selbstzufriedene Ton brachte mich mal wieder in Rage.

„Aber es hat sich nichts an der dortigen Situation geändert. Die Bürger werden weiterhin ausgebeutet, jetzt aber von König Ludwig! Und ich bezweifle, dass das die bessere Wahl ist. Das ist ja wie Pest und Cholera! Das Kind wird über uns wachen?" gab ich lautstark zu bedenken.

„DAS glaubt ihr, weil ihr nicht das große Ganze dahinter sehen könnt. Dafür reicht mal wieder euer Verstand nicht aus! Was hatte ich auch hier erwartet?" konnte es sein, dass man mich gerade provozierte bis aufs Blut? Gleichzeitig mit diesem Gedanken zogen mich Shays Arme langsam vom Bett weg, denn ich war gefährlich nahe herangetreten. Ob der Ire Angst um Haytham oder mich hatte, kann ich nicht sagen. Ich aber hätte gerade gerne meine Hände um die Kehle von ... MEINEM Templer gelegt. Ich erschrak mal wieder!

Ich drehte mich abrupt zu Shay und sagte nur knapp: „Ich werde jetzt Marie helfen! Wenn alles erledigt ist, komme ich wieder zu euch und dann sehen wir weiter!" Mit diesen Worten verließ ich wütend und bestürzt das Schlafzimmer des Großmeisters.

Even when your kind appears to triumph... Still we rise again. ...Where stories live. Discover now