Beleidigungen und Handgreiflichkeiten!

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Laute Rufe kamen über den Flur und die Galerie aus Yannicks Zimmer. In Windeseile war ich auf der anderen Seite und stand in der Tür und traute meinen Augen nicht.

Mein Sohn musste aufgewacht sein und hatte versucht aufzustehen. Jetzt lag er wie ein zusammengesackter Mehlsack auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerzen und hielt sein kaputtes Bein.

„Yannick, was in Odins Namen hast du hier gemacht? Du sollst nicht aufstehen!" Ich kniete neben ihm und hielt seinen Kopf auf meinem Schoss, ich versuchte die Angst und Panik irgendwie zu unterdrücken!

„Wenn mich aber niemand hört, dann muss ich ja alleine aus dem Bett!" fauchte er mich mit zusammen gebissenen Zähnen an. „Du schienst ja wieder BESCHÄFTIGT zu sein mit diesem Templerabschaum!" Sein Blick wanderte völlig fahrig von mir zu Haytham und plötzlich erschlaffte sein Körper auf meinem Schoss und mein Sohn war wieder ohnmächtig. Woher...? Das Fieber... mehr nicht!

Entschuldigend sah ich zum Großmeister auf, der jedoch stand mit offenem Mund in der Tür. Plötzlich drehte er sich nur noch um und ging mit polternden Schritten hinunter. Verdammt, ich konnte seine Wut förmlich spüren! Was hatte sich Yannick bei dieser Bemerkung nur gedacht?

Kurz darauf kam Haythams Kammerdiener und half mir, den Patienten wieder ins Bett zu hieven. Die Wunde blutete wieder und durchtränkte schon die Verbände. Wir ließen Miss Cormac rufen, denn ich wollte kein Risiko eingehen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie hier erschien. Aber wie beim letzten Mal schon, schob sie alle hinaus.

Ich stand vor der Tür und war wütend. Wütend auf Yannick, wütend auf Haytham und auf mich selber, dass ich die Situation nicht gleich klären konnte! Aber ich schob diesen Ausbruch auf das Fieber und ... auf die Teenagerlaunen, welche ich ja mittlerweile schon kannte. Eine Entschuldigung war es aber einfach nicht. Irgendwie konnte ich Yannick ja verstehen, dennoch war es nicht an ihm, so zu urteilen. Unschlüssig trat ich von einem Bein aufs andere und wartete darauf, dass man wenigstens mich wieder hinein bat.

In meinem Kopf spielten sich unglaubliche Szenen ab. Yannicks Bein musste amputiert werden, er bekam hohes Fieber und... nein, über das Schlimmste wollte mein Gehirn keinen Film verfassen und ich sicher auch nicht. Ich spürte wie mir mal wieder die Tränen über die Wangen liefen, vor Wut, vor Trauer, vor Verlegenheit und vor allem wegen dieser aufgezwungenen Untätigkeit. Ich hasste es!

Mit einem Mal nahm ich den Geruch von ungewaschener Kleidung und Hund wahr. Mein Gehirn stellte direkt auf Alarm und mein ganzer Körper spannte sich an. Als ich meine Augen aufschlug, sah ich direkt in diese kalten hellgrünen Augen von Charles! WAS in drei Teufels Namen...??? Mein Körper wollte ausweichen, es ging nicht. Mein Kopf schrie nur: LAUF! Aber ich stand wie festgenagelt an der Wand vor dem Krankenzimmer.

Eine Lage die Charles für sich nutzte! „Ich glaube, wir haben noch eine Rechnung offen, Mrs. Frederickson, oder wie auch immer ihr euch nennen wollt! Ihr konntet euch bei Master Kenway einschleimen, aber ich werde nicht so leicht aufgeben! Denn ihr seid die Lüge in Person! Euer Ziel habe ich schon längst durchschaut!" Diese Worte raunte er dicht an mein Ohr gedrängt.

Mein ganzer Körper zitterte und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war unbewaffnet, ich hatte mal wieder nur meine Hände... meine Füße....

Und auf einmal, so als würde man aus einem Traum erwachen, reagierte ich instinktiv. Mein Gehirn fing plötzlich an, die Techniken abzurufen, die man in einem Selbstverteidungskurs lernt.

Es war doch so einfach, warum konnte ich nicht schon früher so reagieren?

Charles war so von sich und seiner Meinung und Erscheinung überzeugt, dass er MEINE Reaktionen jetzt falsch deutete. Als ich mich rührte, nahm er es als Zeichen, ich würde mich fügen wollen. Weit gefehlt, du kleines... (nein... denkt euch einfach meine Ausdrücke)...

Mit einer zackigen Bewegung riss ich mein Knie hoch und traf ihn mitten in seine Kronjuwelen. DAMIT hatte er wirklich nicht gerechnet... und somit konnte ich mich ein Stück von ihm lösen...

Fürs Erste!

Even when your kind appears to triumph... Still we rise again. ...Where stories live. Discover now