Jetzt wird es ernst!

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Ich traute mich nicht, hoch zuschauen. Ich sah vor mir die Füße von Shay und mehr nicht.

„Sir, ich ... ich weiß es nicht!" Mit Mühe hielt ich meine Tränen zurück, nicht weil ich traurig war, sondern wütend. Wütend auf mich und vor allem auf Haytham.

„DAS ist keine akkurate Antwort auf meine Frage!" bellte er zurück. „Ihr solltet euch für euer Verhalten entschuldigen und lasst euch gesagt sein, euer Lohn für die nächste Woche ist ebenfalls damit gestrichen!"

„Master Cormac, es..." stammelte ich und zu mehr kam ich nicht.

„Mrs. Masterson, wenn ihr euch außerstande seht, euren Pflichten hundertprozentig nachzukommen, dann solltet ihr über eine Kündigung nachdenken!" Es war Haytham, der gesprochen hatte und zwar mit einem lauernden kalten Unterton in der Stimme.

„Also, wir warten. Wir haben durchaus Zeit!" meldete sich Charles hinter mir, der mir unangenehm nahe war. Ich konnte ihn im Rücken fühlen.

Mir wurde klar, dass ich nur mit Freundlichkeit weiterkommen würde und um eine Entschuldigung nicht herum kommen würde. Es sei denn, ich wollte meine Identität auffliegen lassen. Wobei ich mir immer noch nicht sicher war, ob die Herren nicht schon alles wussten und nur mit mir spielten. Zutrauen würde ich ihnen das auf jeden Fall.

Diese Gedanken beruhigten mich zwar nicht sonderlich, aber ich wappnete mich und hob den Kopf. Drehte mich aber bewusst in Haythams Richtung. Dieser saß immer noch mit dem Rücken angelehnt am Kopfende des Bettes mit verschränkten Armen vor der Brust und einem vernichtenden Blick!

„Master Kenway, es..." meine Zähne knirschten schon wieder! „... es tut mir leid. Ich hätte nicht so mit euch reden dürfen! Aber..." Er fiel mir ins Wort, wie überaus freundlich!

„Ihr setzt ernsthaft ein ABER dahinter? Womit habe ich eine solch unverschämte Art eigentlich verdient?" Immer noch lauernd wie eine Schlange, die ihre Beute hypnotisieren will, schaute er mich an.

„Sir, es ist mir nur herausgerutscht. Ich kann nur sagen, dass es mir aufrichtig leid tut. Es wird nicht wieder vorkommen." Ich sah ihn jetzt direkt an und bereute es, denn diese kalten grauen Augen hätten jeden zu Stein erstarren lassen.

„Aufrichtig sagt ihr! Das klingt, als wolltet ihr mich auf die Probe stellen. Aufrichtig ist an dieser Entschuldigung NICHTS. Das kann ich euch versichern!"

„Master Kenway, was soll ich denn sonst sagen, als das es mir leid tut? Was wollt ihr denn noch hören?" verzweifelt sah ich wieder auf den Boden, damit ich meine Wut einigermaßen im Zaum halten konnte.

„Wie wäre es, wenn ihr endlich einmal ehrlich wärt?" Das kam von Shay!

Überrascht sah ich ihn an und auch das bereute ich sofort, denn er musterte mich! Oh bitte, lasst das sein! „Master Cormac, ich war ehrlich! Was habe ich getan, dass ihr mich der Lüge bezichtigt? Ich sage die Wahrheit!"

„Das werden wir ja bald sehen. Bis dahin werdet ihr das Haus nicht mehr verlassen! Und euer Sohn wird mich auf der Morrigan begleiten, vielleicht kommt ihr dann zur Vernunft!"

Shay wollte abreisen? Wohin? Warum? Und... er konnte doch nicht einfach Yannick mitnehmen!

„Das könnt ihr nicht machen!" völlig aufgelöst sah ich von einem zum anderen!

Aus einem Kurzschluss hinaus, schwang ich mich herum und stieß den überraschten Charles zur Seite, der prompt das Gleichgewicht verlor. Aber ich hatte nicht mit Cormacs blitzschnellen Bewegungen gerechnet. Er war schneller bei mir, als ich an der Tür!

Even when your kind appears to triumph... Still we rise again. ...Where stories live. Discover now