I deserve it

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Jake PoV

Ich öffne leise die Tür und schließe sie hinter mir wieder. Der Raum ist abgedunkelt. Nur die kleine Lampe an ihrem Bett brennt. Sie liegt mit dem Rücken zur Tür gedreht. Auch wenn ich ihr Gesicht nicht sehen kann, weiß ich, dass sie weint.
Ganz langsam gehe ich auf sie zu.
Das Gefühl was in mir aufkommt habe ich noch nie gespürt. Es ist als würde mir jemand das Herz aus der Brust reißen. Ich fühle mich machtlos.
Ohne lange darüber nachzudenken, ziehe ich mir meine Schuhe aus und lege mich hinter sie. Ich schlinge meinen Arm um sie und ziehe sie an mich ran. Rheena zittert am ganzen Körper.
Tief atme ich ihren vertrauten Duft ein. Wie jedes Mal wenn ich das tu, entspannt sich mein Körper etwas mehr.
Rheena bewegt sich keinen Zentimeter. „Ich wollte alleine sein." Gibt sie kaum hörbar von sich. „Ich würde es mir nie verzeihen wenn ich nachhause gefahren wäre." Antworte ich ihr ehrlich. „Es tut mir so leid." Bricht sie auf einmal zusammen und schluchzt auf. „Rheena, hey. Dir braucht gar nichts leid tun." Ich ziehe sie dichter an mich, unsicher ob es ihr weh tun könnte. „Es ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld." Ich schüttle den Kopf. „Nichts ist deine Schuld. Rheena es kann passieren, okay? Vielen ist das schon passiert." Ich spüre wie sie sich immer mehr anspannt. „Ich habe alles dafür getan die Schwangerschaft zu gefährden. Ich, - ich habe getrunken und geraucht. Ich hab das alles getan." Verärgert drehe ich sie zu mir um. „Du warst da noch nicht Schwanger. Du hast davor mit allem aufgehört, weil du ein guter Mensch bist. Du hast nichts falsch gemacht." Ihr Gesicht ist ganz aufgequollen vom weinen und ihr Blick der meinen gekonnt aus dem Weg geht, ist so schmerzerfüllt wie noch nie. „Das war meine Strafe, Jake. Das ist alles Karma. Ich bin kein guter Mensch. Ich habe es verdient." Sie vergräbt weinend ihr Gesicht in meinen Pullover. Ich streiche ihr über den Rücken. „Das ist nicht wahr. Du bist der beste Mensch den ich je kennenlernen durfte, Rheena. Du hast mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Ich bin ein ganz anderer Mensch seitdem ich dich kenne. Ich liebe dich. Wir schaffen das." Langsam legt auch sie ihre Arme um meine Mitte und drückt mich fest. „Versprich mir, dass wir das zusammen durchstehen. Ich schaffe es nicht ohne dich. Ich brauche dich jetzt genau so wie du mich." Nuschle ich ihr ins Haar. Wohlbewusst, dass sie mitbekommen hat, wie meine Stimme am Ende gebrochen ist. Der Klos in meinem Hals ist groß. Und irgendwann passiert es dann einfach.
Ich fange an zu weinen.
Mein Kopf kann es nicht richtig verarbeiten aber mein Herz fühlt sich dafür um so gebrochener an. Als Rheena mich bemerkt, nimmt sie mein Gesicht in die Hände und schaut mir direkt in die Augen. „Ich weiß nicht wie ich das überleben soll, Jake. Ich schäme mich so sehr-" wieder möchte ich sie unterbrechen als sie ihre Finger auf meine Lippen legt. „Und egal was du sagst, es wird es nicht besser machen. Die Vorstellung morgen hier rauszukommen,-" Sie schnappt nach Luft während mir immer mehr der Atem stockt. Tränen laufen über ihre geröteten Wangen. „-macht mir Angst. In die mitleidigen Gesichter zu sehen. Wie das Opfer behandelt zu werden, obwohl ich das Gegenteil bin." Ich schüttelte den Kopf. „Bist du nicht."  flüstere ich heiser. Sie schließt kurz die Augen um sich zu sammeln. „Ich kann nicht auf die anderen treffen. Die Jungs werden sich nicht trauen mir ins Gesicht zu sehen und Zoé wird mich mit ihrem Mitleid überfluten. Noch schlimmer, was wird Romeo denken wenn er morgen erfährt, dass seine große Schwester im Krankenhaus war weil sie schwanger ist." Das letzte Wort lässt uns beide erstarren. Ich schaue ihr in die Augen und entdecke einmal mehr den Schmerz und die Reue. „War." Verbessert sie sich, was mir wohl oder übel noch mehr Tränen ins Gesicht treibt. „Er war hier." Beichte ich ihr und ihr schockierter Blick lässt mich nichts gutes ahnen. „Er war hier?" Fragt sie mich mit einer zitternden Stimme. „Du hast meinen verdammten Bruder angerufen?" Sie zieht ihre Arme zurück und geht langsam auf Abstand. „Jennifer hat sie angerufen." Rheena runzelt die Stirn. „Sie?" Ich nicke unsicher. „Carol und Romeo. Sie sind zusammen gekommen. Alle waren da. Nur Taylor und Daniel nicht aber sie haben alle paar Sekunden angerufen um sich nach dir zu erkundigen. Rheena, wir stehen das durch. Niemand von denen da draußen gibt dir die Schuld. Sie kennen dich ihre ganze Jugend lang. Sie wissen wie sie mit dir umgehen müssen. Du bist kein Mensch der gerne verhätschelt wird und jeder ist sich dessen bewusst. Aber wir sind deine Freunde." Ich korrigiere mich mit einem kleinen räuspern. „Wir sind deine Familie." Rheena starrt mich mit einem fast schon leeren Blick an. „Wie hat Romeo reagiert. Was ist mit Thamia? Sind die noch alle da draußen?" Ich schüttle den Kopf. „Thamia ist bei Lily und ihrer Babysitterin und nein alle bis auf ich sind gefahren." Vorsichtig nähre ich mich mit einer Hand, ihrem Gesicht. Ich streiche ihr nach vorne gefallenes Haar hinters Ohr. „Warum hast du nicht alles beantwortet?" Ich denke kurz darüber nach. „Weil ich finde, dass mir das nicht zusteht. Es ist dein Bruder und das was er zusagen hat, sollte von ihm kommen, findest du nicht?" Sie nickt zögernd. „Kannst du mir wenigstens verraten ob er sauer war?" Ich schenke ihr mein sanftestes Lächeln. „Er war nicht sauer. Romeo war nur ein bisschen überrumpelt mit so viel Informationen auf einmal."
Ich ziehe sie an mich und vergrabe mein Gesicht in ihren Haaren. „Wir schaffen das." flüstere ich ihr zu und fange an ihren Rücken zu streicheln.
Lange liegen wir so da und sagen nichts. Alles wichtige ist gesagt. Was wir jetzt brauchen, ist die Nähe des jeweils anderen. Als Rheenas Atem sich immer mehr normalisiert und irgendwann in einem ruhigen, gleichmäßigen Atmen übergeht werde auch ich immer müder. Ich schließe meine Augen und kurz bevor ich selbst einschlafe merke ich wie sie sich in meinem Arm bewegt. „Du musst morgen weg sein bevor die Krankenschwestern kommen. Die Besucherzeit ist vorbei." Höre ich ihre leise Stimme murmeln. Ich nicke nur und atme tief durch. Egal wie sehr ich Rheena jetzt gerade beruhigen konnte.- Sobald wir dieses Zimmer verlassen werden, wird Rheena alles dafür tun in Ruhe gelassen zu werden. Dieser Gedanke macht mir Angst.
Die Möglichkeit besteht, dass Rheena mich aus ihrem Leben verbannt. Es verpasst mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Am Morgen stehe ich schon um fünf auf. Rheena wälzt sich im Schlaf und dreht sich dann auf den Rücken. „Hey, Baby." flüstere ich ihr zu. Ich gehe einmal ums Bett um an die Lampe zu gelangen die wir angelassen haben. „Warum gehst du?" Fragt sie nuschelnd. „Ich muss weg bevor die Schwestern kommen, schon vergessen?" Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. „Eine frage noch, Baby. Danach kannst du weiter schlafen." Sie gähnt einmal und dreht sich wieder auf die Seite um mich besser ansehen zu können. „Wer soll dich heute abholen? Wenn du willst dann mach ich das. Ich wäre eh nur kurz zum duschen nachhause gefahren. Oder soll ich Carol anrufen?" Meine Hand ergreift automatisch ihre. „Ich möchte einfach nur nachhause. Romeo hat Priorität. Er verdient eine Erklärung." Ich nicke. „Ich komme direkt nach dem duschen wieder her." Sie zieht mich an meiner Hand etwas an sich und legt sie sich auf die Wange. Ich muss lächeln und spüre wie mein Herz mal wieder gefährlich schnell zu schlagen beginnt. „Geh nachhause und schlaf noch ein bisschen. Ich komme hier vor heute Nachmittag nicht raus. Das wäre unnötig, Jake. Ich melde mich bevor ich die letzte Untersuchung habe, okay?" An liebsten würde ich ihr widersprechen aber an ihrem Blick merke ich, dass sie Zeit für sich braucht. „Na schön. Aber nicht weil ich es will. Das verstößt gegen alle meine Vorsätze." Ich beuge mich zu ihr runter. „Ich werd' dich vermissen, Rheeni." Verabschiede ich mich von ihr und drücke ihr einen federleichten Kuss auf die Lippen. „Wir sehen uns später." grummelt sie und vergräbt ihr Gesicht mehr im Kissen...

***
Frohe Ostern wünsche ich euch allen!🐣

Tell Me All Your SecretsWhere stories live. Discover now