You too?!

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Es ist Freitag und der erste Block beginnt gleich.
Ich bin etwas aufgeregt weil Jake und ich im selben Kurs sind. Ich sitze zwar neben Jennifer und Jake mehrere Plätze weiter links aber seinen Blick spüre ich trotzdem auf mir.
Gestern verlief der Tag ähnlich schlecht wie der erste. Ich habe Jake zwar kaum zu Gesicht bekommen aber der Gedanke allein, dass er sich im selben Gebäude befindet macht mich fertig.

„Kann er mal aufhören so dumm zu gucken?" regt Jennifer sich auf doch ich zucke nur mit den Schultern. Obwohl ich Jake dafür verabscheue mit solchen Menschen Geschäfte zu machen kann ich nicht bestreiten ihn zu vermissen. Es ist merkwürdig wie nah wir uns in so wenigen Monaten gekommen sind.
Im nächsten Block haben Biologie aber da gehe ich nicht hin. Ich könnte keine fünf Minuten neben ihm aushalten.
Nachdenklich kritzele ich auf meinem Block rum. Ich könnte nachhause gehen.
Wir haben heute nicht lange Schule und die letzten zwei Stunden fallen aus da unser Lehrer Krank ist. Jennifer hat mich überzeugt hier zu bleiben. Es ist kalt draußen und zu Fuß bis zu mir nachhause dauert es seine Zeit. Ich bin auf sie angewiesen, da sie mich heute morgen mitgenommen hat.

Als es auch nach diesen zwei äußerst langweiligen Stunden klingelt erheben wir uns um den Raum zu verlassen. „Wo wartest du?" Ich überlege kurz. „Ich glaube ich gehe raus. Wenn wir Schluss haben, treffen wir uns am Auto." Nickend gehen wir den Flur entlang. „Warum kann der Tag nicht schneller vorbei gehen?" Jammere ich leise und schlucke schwer als Jake an mir vorbei geht. Nur einen Hauch von einer Sekunde habe ich seinen Geruch, eine Mischung auf Weichspüler und Männerduschgel,- in der Nase. Es reicht allerdings schon aus um mich völlig fertig zu machen. „Komm, wir gehen was essen." Sie schnappt sich meinen Arm und zieht mich Richtung Cafeteria. Ich lasse mich mitziehen auch wenn Essen das letzte ist was mir gerade durch den Kopf geht.

Nach der Pause sage ich auch Zoé Bescheid und mache mich dann auf den Weg zu meinem Ort. Da ich gesehen habe wie Jake zum Unterricht geht, kann ich beruhigt ausatmen. Ich warte bis keine Schüler mehr im Flur sind und öffne dann die Tür zum Hinterausgang. Schnell schlüpfe ich hindurch und atme die frische Luft ein. Es ist eisig kalt, für den Dezember nicht unüblich und trotzdem überrascht es mich kurz mit einer Gänsehaut.
Aus Gewohnheit setze ich mich auf die Treppe ans Geländer. Das ich aufgehört habe zu rauchen, stört mich nicht mehr. Das Bedürfnis ist wie weggeblasen. Mir wird schon schlecht wenn ich nur daran denke. Wem mache ich was vor? Ich bin schwanger. Verdammt und ich wollte es nie soweit kommen lassen. Erst recht jetzt nicht, nachdem Jake sich als Verräter entpuppt hat. Vielleicht, ganz entfernt in einem parallel Universum, mit einer normalen Familie, einen normalen Freund und einem einfacheren Leben, könnte ich mir nur ein kleines bisschen vorstellen es zu behalten. Aber in dieser Welt? Das kann ich dem Ding da drin nicht antun und mir genau so wenig. Ich fahre mir aufgebracht durch die Haare. „Verdammt." Nuschle ich vor mich hin und wühle in meiner Tasche nach etwas bestimmten.
Als ich den kleinen Karton in meinen Händen halte und die Beschriftung lese, wird mir schlecht. Ich muss es tun. Um es loszuwerden muss ich wissen, dass es stimmt.
Entschlossen packe ich den Schwangerschaftstest wieder zurück in die Tasche und erhebe mich.

„Verzieh dich" Befehle ich einer jüngeren Schülerin und warte bis sie die Toiletten verlassen hat. Unruhig gehe ich alle Toiletten ab und als ich feststelle dass niemand mehr hier ist, schließe ich mich in der letzten Kabine ein. Nachdem ich mir die Anleitung durchgelesen habe pinkle ich wie beschrieben auf den Stab. Als das erledigt ist stelle ich mir einen timer auf genau sieben Minuten.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich halte meine Augen fest geschlossen. Ich weiß, dass er positiv ist. Warum mache ich mit so einen Stress?
Erschrocken zucke ich zusammen bevor ich mein Handy stoppe. „Jetzt gibts kein zurück mehr." flüstere ich mir selber zu und atme einmal tief durch. Ganz langsam öffne ich meine Augen um einen Blick zu erhaschen. Zwei Streifen. Schwanger. „Fuck." Wütend stopfe ich alles in meine Tasche und begebe mich wieder zurück zu meinem Platz.
Sollte ich es Jake erzählen?
Er hat ein Recht darauf es zu erfahren, auch wenn ich es nicht behalte. Ich lehne meinen Kopf ans Geländer. Ich und Mutter? Nie im Leben.

Tell Me All Your SecretsWhere stories live. Discover now