Don't tell her anything

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Jake POV

Es ist gleich Zehn Uhr abends und ich kriege die Sache mit Rheena einfach nicht aus dem Kopf. Irgendwas hat sie bedrückt. Ohne lange zu überlegen nehme ich mein Handy in die Hand.

Jake

Bist du zuhause?

21:59

Es vergeht lange Zeit bis sie mir antwortet.

Rheena

Lass mich doch einfach mal in Ruhe.

22:36

Jake

Kann ich nicht und jetzt sag mir wo du bist

22:38

Rheena

Bei Carol

22:43

Ich ziehe mir einen Hoodie über mein T-Shirt und schlendere die Treppe runter. "Ich geh' noch weg, Mom." Rufe ich bevor sie sich sorgen macht und werfe die Tür hinter mir zu.

Angekommen klopfe ich nervös gegen die Tür. Ich will nicht wieder von der Seite angemacht werden, aber wenn Rheena nicht mit der Sprache rausrücken will muss ich da halt nochmal durch.
Ein dumpfes Husten ist von innen zu hören und sofort wird mir die Tür aufgemacht. Carol steht krumm vor mir in ein Taschentuch hustend. Sie winkt mich rein. Ich tue was sie sagt und sehe ihr besorgt dabei zu wie sie die Küche betritt. Zögernd folge ich ihr. Sie steht von mir weggedreht und hustet immer noch. "Geht es Ihnen gut Carol? Wollen sie ein Glas Wasser?" Sie nickt und zeigt auf ein Glas was bereits auf dem Küchentisch liegt. Ich nehme es und fülle es mit Leitungswasser. "Gib mir die-" Sie hustet ein weiteres Mal. "Tabletten, dort im oberen Regal." Sie zeigt ganz nach oben. Auf dem ersten Blick sieht man sie gar nicht. Hinter mir höre ich wie sie die Tür schließt. Als ich die Verpackung lese gefriert mein Blut zu Eis.
Carol trinkt was. "Wehe du erzählst jemandem davon. Vor allem Rheena darf das nicht wissen." Sie nimmt mir die Tabletten aus der Hand. Ich sehe sie schockiert an. "Was, also wie-" Ich bin sprachlos. Langsam beruhigt sie sich wieder und nimmt die Tabletten. "Magenkrebs." Ich weite meine Augen. "Aber-" ich schüttel den Kopf. "Es ist inoperabel. Diese Tabletten sind nur zur Schmerzlinderung." Ich keuche auf. "Sie müssen es den anderen sagen. Ihr Mann. Wenigstens Ihr Mann sollte es wissen." Carol setzt sich auf den Stuhl. "Ich weiß, ich weiß aber es ist nicht so einfach, verstehst du?" Sie schließt erschöpft die Augen und versteckt ihrer Gesicht in ihren Händen. "Bitte, versprich mir es nicht Rheena zu erzählen." Ich schlucke. "Wenn Sie mir versprechen es Ihrem Mann zu erzählen. Carol, das ist eine wichtige Sache. Er muss es unbedingt wissen. Vor allem wenn der Krebs inoperabel ist." Sie seufzt "Ich versuche es." Ich nicke. "Rheena sitzt draußen auf der Terrasse falls du sie suchst." Dankend sehe ich sie an und öffne die Tür zum gehen. "Brauchen Sie noch was?" Carol schüttelt den Kopf. "Danke."
Im Wohnzimmer läuft der Fernseher und der Leutnant sitzt auf dem Sofa. Ich schlucke nervös. Nicht nur, dass er und ich noch nicht ganz warm geworden sind miteinander, - jetzt trage ich auch noch ein verdammtes Geheimnis mit mir rum. "Guten Abend, Leutnant." Ich bleibe im Wohnzimmer stehen. "Falls du Rheena suchst, sie ist vor fünfzehn Minuten hoch gegangen." Ich nicke. "Dankeschön." Er murmelt nur etwas unverständliches und richtet seinen Blick dann wieder auf den Fernseher. Ich folge seiner Aussage und gehe die Treppe hoch.
Das Licht im Gästezimmer ist aus aber dafür sehe ich rechts den Flur entlang auf einem kleinen Balkon eine Kerze brennen. Ich gehe langsam auf den Balkon zu und sehe wie Rheena in einem großen Gartenstuhl unter einer Decke gekauert ins Leere schaut. Ihr Handy und die Kerze sind auf einem kleinen Beistelltisch neben ihr abgestellt und leise läuft Musik. Ich schiebe die Glastür auf. Rheena sieht mich kurz an und schaut dann zurück nach vorne. "Ich hab dir gesagt, ich will dich heute nicht sehen." Seufzend schließe ich hinter mir wieder die Tür. "Ich war noch nie gut in Regeln befolgen." Antworte ich und mustere sie von der Seite. Sie  ist ungeschminkt. Eines der schönsten Dinge die ich je gesehen habe. Aber ihr Gesicht das was gequollenes, so als hätte sie bis eben noch geweint. "Mach Platz." Bitte ich sie leise. Sie erhebt sich kurz damit ich mich hinter sie setzten kann. Meine Füße hochgelegt, kauert sich Rheena auf meinem Schoß zusammen sodass ihr Kopf auf meiner Brust liegt. Ich lege die Decke über uns beide und umklammere ihren Körper mit meinen Armen. "Tut mir leid, dass ich dich heute so behandelt habe." Ich gebe ihr einen Kuss auf die Schläfe. "Dass ich miterlebe, dass du dich mal entschuldigst." Ich schmunzel doch sie bleibt ernst. "Bin ich wirklich so schlimm?" Fragt sie mit so einer Unsicherheit, dass kenne ich gar nicht von ihr. Ich drücke sie dichter an mich. "Nein, du bist toll so wie du bist. Das war doch nur Spaß." Sie atmet tief durch als würde sie es nur schwer glauben können was ich ihr sage. "Ich will dir nicht zu nahe treten, Rheena." Fange ich vorsichtig an und rechne schon mit allen möglichen Reaktionen.
"-Aber ich würde gerne wissen was heute los war." Anstatt dass sie mich anschreit greift sie allerdings nur nach meiner Hand um ihre Finger mit meinen zu verschlingen. "Sagen wir so-" beginnt sie und macht eine kleine Pause. "Heute vor acht Jahren ist was sehr, sehr tragisches passiert." Ich ziehe die Augenbrauen fragend zusammen. "Jemand ist gestorben?" Sie nickt. "Waren es deine Eltern?" Sie hebt sekundenschnell den Kopf. "Woher weißt du das?" Faucht sie mich an. Ich drücke sie wieder an mich damit sie sich beruhigt. "Zuallererst, hast du das Wort tragisch benutzt. Das klingt für mich nach Tod." Ich senke meine Stimme. "Und du hast gesagt es ist vor acht Jahren passiert, heißt du warst erst zehn." Sie schluckt schwer und krallt sich in mein T-Shirt. "Zu dieser Zeit, hast du erzählt, bist du nach Dover gezogen. Wie ich letztens mitbekommen habe zu deiner Tante. Ich habe nur geraten, tut mir leid." Ich spüre wie sich ihr Körper bewegt und sie leise schluchzt. "Hey, hör auf zu weinen." Ich lehne meine Wange auf ihren Kopf und streiche ihr im langsamen Rhythmus über den Rücken. "Ich habe alles in meinem Leben versaut, Jake." Ich schüttel den Kopf. "Das stimmt nicht, Rheena." Sie schluchzt erneut. "Doch und ob das stimmt. Ich bin ein grausamer Mensch. Ich hab alles kaputt gemacht. Alles ist meine Schuld." Ich schlucke schwer, halte sie so fest sie kann und versuche ihr zu zeigen, dass ich für sie da bin. "Du bist kein grausamer Mensch. Du machst Fehler, so wie wir alle. Egal was es ist, es wird wieder. Du kriegst das hin. Wir kriegen das hin. Ich bin für dich da, okay?" Ich streiche ihr über die Haare. Sie nimmt unsere Hände und haucht einen Kuss auf meinen Handrücken. "Danke das du hier bist." Flüstert sie mit brüchiger Stimme. Ein wohliger Schauer überfährt mich. "Ich bin immer für dich da, Rheeni." Ich spüre wie sie leicht anfängt zu lächeln. Seufzend streiche ich weiter über ihren Rücken und ihren Arm.
Ich schaue zu wie sie langsam aber sicher in meinen Armen einschläft.

Nur der Mond und die Kerze erhellen uns noch. Ich beobachte sie. Wie sich ihre Brust beim Atmen regelmäßig auf und ab bewegt. Ich analysiere jeden cm ihres Gesichtes. Verkneife es mir über ihre weichen Lippen zu streichen, aus Angst ich könnte sie wecken. Sie sehen so angeschwollen aus wegen dem weinen, genau so wie ihre Nase.
Ihr Gesicht ist so perfekt. Ich atme tief durch. Sie ist so perfekt. Sie ist vielleicht emotional nicht ganz bei der Sache aber diese mysteriöse Art macht sie nur noch anziehender. Sie gibt einem das Gefühl gebraucht zu werden. Auch wenn sie sich dagegen sträubt.
Ich hauche ihr einen Kuss auf die Stirn und kann meinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie ist so schön, innerlich als auch äußerlich. Ich fühle mich wie eine hilflose Motte die vom Licht angezogen wird. Auch wenn ich abhauen wollen würde, hätte ich keine Chance gegen sie.

Um so länger ich sie beobachte, um so klarer wird mir, dass da was ist. Ich fühle etwas. Etwas was ein warmes Gefühl in mir ausbreitet.
Ich halte nichts von Beziehung,
nicht mehr, aber bei ihr?
Gott, ich habe das Gefühl ich könnte mein ganzes Leben mir ihr verbringen ohne sie satt zu haben.
Wie kann man einen Menschen in nur vier Monaten so sehr mögen?

Ich denke einige Zeit nach. Morgen ist es tatsächlich vier Monate her, dass wir uns kennen. Da hat die Schule wieder begonnen gehabt und sie hat mir eine verpasst.
Und wo stehen wir jetzt?

Ich spiele wahrhaftig mit dem Gedanken sie ausführen zu wollen. Sie fragen ob sie auf ein Date mit mir geht. Ein richtiges Date, nur wir zwei. Mit dem Hintergrund vielleicht irgendwann etwas Festes mit ihr zu haben.  Allerdings verwerfe ich den Gedanke gleich wieder weil ich weiß wie Rheena reagieren würde. Dates führen zu Beziehungen und Rheena will keine Beziehung.
Zu erst muss man sagen, ist sie kein Mensch der gerne Gefühle zeigt. Manchmal Zweifel ich daran ob sie überhaupt welche hat.
Der zweite Punkt ist das sie keine Zeit für eine Beziehung hat. Sie ist so gestresst, dass schafft sie nicht.
Und der letzte Punkt ist, dass ich glaube, ihre Trennung damals war nicht so einvernehmlich wie sie es mir erzählt hat. Irgendwas hat der Typ damals getan, was sie zerstört hat.

Aber was rede ich da schon?
Ich sollte zufrieden sein mit dem was ich habe. Rheena ist meine beste Freundin und schläft gleichzeitig mit mir. Dazu schläft sie nur mit mir. Ich sollte mich nicht so viel beschweren und mehr den Moment genießen. 

Ich erwache aus meinen Gedanken als ich merke wie Rheena zittert. Draußen ist es wirklich kalt. Sie kriegt bestimmt eine Erkältung wenn wir noch länger hier draußen bleiben.
Ich hebe sie vorsichtig hoch, die Decke immer noch auf ihr. Puste das Licht aus und schiebe mit meiner Schulter die Tür auf. Ich trete in den Flur und versuche die Tür auf die selbe weise zu schließen. Dabei lasse ich nicht einmal den Engel in meinen Armen aus den Augen. Zufrieden will ich ins Gästezimmer, als ich sehe wie Carol die Treppe hochkommt. Sie bleibt oben stehen und sieht auf Rheena hinab. Ein leichtes Lächeln ziert ihr Gesicht. "Endlich ist sie eingeschlafen. Sie hat heute den ganzen Tag geweint." Mein Herz bricht als sie das sagt. Ich kann es nicht leiden wenn weibliche Wesen weinen. Vor allem nicht bei denen die mir wichtig sind. "Sorg dafür, dass sie morgen viel isst. Heute hat sie nicht einen Bissen zu sich genommen, die Arme." Ich nicke. "Ich glaube es fällt nicht auf wenn ihr morgen mal nicht zur Schule geht." Carol zwinkert mir zu und steuert auf ihre Tür zu. "Gute Nacht, Jake." Ich Lächel zurück. "Schlafen sie gut, Carol."
Ich mag diese Frau. Sie gibt Rheena halt. Nur was ist wenn sie nicht mehr da ist? Ich will mir gar nicht vorstellen, wie Rheena leiden wird...

Ich lege sie auf dem Bett ab und decke sie zu. Ohne zu zögern ziehe ich meine Hose aus und lege mich neben sie. Mit einem kaum bemerkbaren schnaufen, dreht sie sich zu mir um und vergräbt ihr Gesicht in meinem Pullover. Ich lege meine Arme um sie und schließe ebenfalls meine Augen. Es war ein langer Tag...

***
Sooo jetzt habt ihr ein wenig mehr Übersicht darüber, warum es ihr so schlecht geht!

Was sagt ihr zu Carol?😳

Und was haltet ihr von Jake?

Sollte er sich einfach mal zusammenreißen und Rheena fragen oder hat er eh keine Chance auf etwas Festes mit ihr?

Und was denkt ihr überhaupt über den großen Schritt den Jake, wenn auch nur in seinem Kopf gemacht hat?

Schönen Mittwoch! 💗

S N A P C H A T : @ vicky_vas

I N S T A G R A M : @ vicky_vas

Tell Me All Your SecretsWhere stories live. Discover now