Unexpected visitor

3.5K 162 9
                                    

„Der Termin ist also in zwei Tagen, hm?" Fragt Jennifer mich nachdem sie einen Schluck von ihrem Pfefferminztee getrunken hat. Ich lehne mich in den gemütlichen Sessel zurück und nicke. „Sollen wir dich begleiten?" Fragt Zoé neben mir. Seufzend schaue ich auf den Tisch vor mir. Jennifer und ich haben beschlossen uns bei Sorbos zu treffen um uns endlich auszusprechen. Auf eine merkwürdige Art und weise beruhigt uns dieser Ort. „Nein, braucht ihr nicht. Jake wird mitkommen." Ich habe den beiden erzählt, was am Abend des Schulballes noch passiert ist. Genau so wie die beiden mir. Anscheinend hat es die Hexe nicht so gut getroffen, denn Jennifer ist für ganze zwei Wochen suspendiert. „Wegen Jake-" Beginnt Jennifer doch ich unterbreche sie gleich. „Jenn, es tut mir leid aber an meiner Meinung hat sich nichts geändert. Jake ist mir wichtig. Ich vertraue ihm und ich werde ihm nicht den Rücken kehren. Nicht nachdem er nach all dem zu mir hält." Ich sehe meine beste Freundin an. Sie hebt skeptisch eine Augenbraue „Du verheimlichst uns was. Irgendwas ist diesen Abend noch passiert. Rück raus mit der Sprache, Thompson." Ich beginne unwillkürlich an zu lächeln und verdrehe die Augen. „Na schön, wenn ihr es genau wissen wollt." Ich hole tief Luft. „Jake hat mir gesagt, dass er mich liebt." In meinem Bauch fängt wieder dieses merkwürdige kribbeln an und das erfreute aufquieken von Zoé macht es nicht besser. „Oh mein Gott. Wie war es? Hast du es erwidert?" Ich zucke mit den Schultern. „Es war irgendwie nicht nötig. Jake weiß genau was ich für ihn fühle aber es hat mir nochmal gezeigt wie sehr ich ihm eigentlich vertraue." Mein Blick wandert zu Jennifer. „Ich brauche ihn. Wir alle brauchen ihn." Zoé räuspert sich laut. „Taylor vermisst Jake auch irgendwie. Er sagt nichts aber ich merke wie traurig er ist wenn er Mark absagen muss weil Jake da ist. Die Jungs kann man einfach nicht lange voneinander trennen." Ich seufze. „Genau so wenig wie Leute uns trennen können. Jennifer, denk bitte nochmal drüber nach. Nicht nur, dass Jake dir immer ein guter Freund war, er ist dazu noch der beste Freund von deinem Freund. Außerdem, überleg' doch mal was für Möglichkeiten uns offen stehen. Wir haben das erste mal die Chance uns wirklich für Eddie zu rächen." Ich sehe sie abwartend an. Augen verdrehend seufzt sie. „Ist in Ordnung aber du musst es Lucas sagen. Wenn er von jemand anderem erfährt, dass du was mit einem Hell rider hast dann-" Ich fasse mir an den Bauch weil ein merkwürdiges ziehen sich bemerkbar macht. „Alles okay?" Fragt Jennifer mich. Ich nicke. „Alles bestens. Ich weiß, ich muss mit Lucas reden aber ich kann mich nicht alleine mit ihm treffen. Ich habe es Jake versprochen." Zoé trinkt ihren Kaffee aus. „Dann sollten wir dich begleiten. Vielleicht wird er nicht so wütend wenn wir dabei sind." Schlägt sie vor. „Und ich muss erstmal mit Jake darüber reden. Ich weiß gar nicht ob er bereit ist für uns alles aufs Spiel zu setzen." Mein Handy vibriert und ich schaue schnell drauf.

Jake
Bin da baby
14:32

„Wenn man vom Teufel spricht." Murmle ich und trinke meinen Tee aus. „Jake ist schon da. Ich melde mich später bei euch." Ich lege etwas Geld auf den Tisch und winke dann beiden zu. „Viel Glück." Ruft Zoé mir noch hinterher.

Erschöpft lasse ich mich im Auto nieder und schnalle mich an. „Ich hab dich vermisst." Seufzt Jake als ich mich danach zu ihm rüber beuge um ihn zu küssen. „Wir haben uns gestern erst gesehen." Er zuckt mit den Schultern und grinst mich an bevor er den Motor startet. Wie üblich hört er eine Playlist die wir irgendwann gemeinsam erstellt haben. Zufrieden lasse ich mich wieder in den Sitz sinken. „Wir müssen noch kurz bei der Bäckerei, bei uns um die Ecke anhalten. Meine Mutter hat Kuchen bestellt." Ich runzle die Stirn. „Aber sie backt doch so gerne selbst?" Jake fährt sich mit einer Hand durch die Haare. „Wir kriegen Besuch." Ich sehe ihn verwirrt an. „Jake, ich dachte wir essen heute Abend ganz gemütlich mit deiner Mutter." Er hebt die Schultern. „Na ja, ich hab meiner Mom erzählt, dass wir zusammen sind. Offiziell." Ich schnaube und verschränke meine Arme ineinander. „Warte, was ist das für ein Essen?" Jake legt seine Hand auf mein Knie. „Meine Mutter möchte dich Kennenlernen, als meine Freundin." Ich schüttle den Kopf. „Ich kann sowas nicht, Jake. Ich werde irgendwas sagen oder tun was sie nicht mag und dann werden wir uns bis an unser Lebensende hassen." Jake schmunzelt. „Babe, meine Mutter liebt dich. Das hat sie schon bevor irgendwas zwischen uns lief getan und das wird sie jetzt erst recht tun." Ich schüttle wieder nur den Kopf. „Und wer kommt zu Besuch? Deine Verwandten leben doch alle in Cleveland. Für ein Abendessen sechs Stunden fahren? Ich weiß ja nicht." Wir halten vor der Bäckerei an. „Ich habe auch Verwandte in der Nähe, Rheena. Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut laufen." Ich sehe ihn warnend an. „Wehe wenn nicht." Wir steigen aus und automatisch greift Jake nach meiner Hand als er um das Auto gelaufen kommt. „Ich kann übrigens nicht bei dir bleiben heute, aber keine Sorge du musst mich nicht fahren. Jennifer holt mich ab." Jake wirft mir einen genervten Blick zu. „Könnt ihr euch nicht morgen treffen?" Ich muss grinsen als ich ihn von der Seite beobachte. „Morgen kommst du einfach zu mir, okay? Direkt nach der Schule. Romeo hat Geburtstag und wir bereiten eine kleine Überraschungsparty bei Carol vor." Beleidigt dreht er sich etwas weg und liest sich das Tagesangebot auf der Tafel vor uns durch. „Jetzt sei nicht so. Wir machen fast jeden Tag etwas zusammen. Haben wir nicht gesagt, wir werden keins von diesem komischen Pärchen?" Ich schubse ihn leicht zu Seite. Augen verdrehend dreht er sich zu mir um und legt mir den Arm um die Schulter um mich an sich zu ziehen. „Schon gut." Er gibt mir einen Kuss auf den Mund. „Dann werde ich Mark mal fragen was er später noch vorhat." Ich muss schmunzeln, werde kurz darauf aber wieder ernst. Wie kann ich es ihm an schonendsten beibringen?
„Ich muss Lucas von uns erzählen." Jakes Gesichtsausdruck wird düster. „Du weißt wie du mir den Tag ruinieren kannst, wirklich." Schmollend verziehe ich das Gesicht. „Ich hab dir gesagt was ich davon halte. Ihr sollt euch nicht alleine treffen." Ich lehne mich an ihn und schaue die Schlange vor uns an. Gleich sind wir dran. „Deswegen sind die anderen ja auch dabei." Jake seufzt. „Das ist unüberlegt. Was wollt ihr ihm sagen?" Ich schaue zu ihm hoch. „Ich muss wissen ob du bereit bist auszusteigen oder die anderen zu bespitzeln." Jake knirscht angespannt mit den Zähnen. „Und wenn ich keins von beiden tun möchte?" Wir unterbrechen unser Gespräch kurz als wir an der Reihe sind. „Ich soll was abholen auf den Namen Nicole Parker." Die Frau hinter dem Tresen schnauft nur genervt und geht nach hinten. „Ich brauche das Geld, Rheena. Wir haben doch schon über alles geredet." Ich seufze. „Jake, wenn du aussteigst brauchst du dir keine Sorgen machen. Lucas wird dir helfen. Wir finden schon was." Er schnaubt und legt der Frau das Geld hin. „Der Rest ist für sie." Ich nehme, - weil sich Jake einfach umdreht, die Torte und beeile mich ihn einzuholen. „Als ob ich jemals Geld von ihm annehmen würde. Rheena, vergiss es." Ich verkneife mir ein genervtes aufstöhnen und setze mich zurück in den Wagen. „Du machst mir das echt nicht leicht. Jake, du musst aussteigen." Er wirft mir einen provozierenden Blick zu. „Sonst was?" Nachdenklich schaue ich vor mich. „Sonst-" Ich verschränke die Arme eingeschnappt ineinander. „Sonst mache ich Schluss." Jake startet das Auto und grinst Kopf schüttelnd. „Wirst du nicht und hör auf mir damit zu drohen." Ich atme tief durch. „Okay, ich weiß nicht was dann ist aber mit Lucas ist nicht zu spaßen. Wenn ihm etwas nicht passt wird er aufbrausend und wenn das passiert dann kann er nicht mehr klar denken und tut keine guten Dinge." Ich sehe unruhig zu ihm hinüber. „Es geht mir doch nur um deine Sicherheit." Wieder muss er schmunzeln. „Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen." Ich zucke hilflos mit den Schultern. „Ich tu es aber." Jake seufzt. „Über was reden wir hier wenn es heißt ‚er kann mir helfen' ?" Ich denke kurz nach. „Es gibt immer was zu tun. Hör zu, nach der Sache mit Eddie ist der größte Teil abgehauen. Sie haben Angst bekommen. Ich kann es ihnen nicht verübeln. Keiner von uns hat damit gerechnet. Wir leben in einer Kleinstadt, das konnte niemand voraussehen." Ich schweige einige Sekunden und hole mich selber wieder aus den Gedanken zurück. „Wie auch immer. Lucas kann immer Hilfe gebrauchen. Wir werden was finden, ich verspreche es dir."
Erschrocken sehe ich nach vorne als Jake ruckartig bremst. „Was soll der scheiß?" Brumme ich und versuche irgendetwas zu erkennen. „Jake, wieso halten wir hier hinten? Park auf eurer Einfahrt." Verwirrt beobachte ich ihn dabei wie er unverständliches Zeug murmelt und dann meiner Bitte nachgeht.
Doch kaum haben wir geparkt springt er wie von der Tarantel gestochen aus dem Auto und rennt zur Tür.
So schnell ich kann, schnalle ich mich ab und nehme den Kuchen der auf meinem Schoß liegt um ihm zu folgen.
Als ich Gebrüll aus der Küche höre, ziehe ich meine Schuhe aus und gehe der Sache auf den Grund.
„Mom, was macht er hier? Rede mit mir!" Ich schreite zögernd auf Jake und seine Mutter zu. „Jaky, jetzt beruhig dich erstmal wieder. Hallo, Rheena. Es ist schön, dass du es heute geschafft hast. Du kannst den Kuchen in den Kühlschrank stellen." Ich tu was sie sagt. „Mom!" Nicole seufzt genervt. „Ich habe dich angelogen was deine Tanten angeht. Dein Vater wollte uns besuchen und da dachte ich wir verbinden es mit einem schönen Abendessen um Rheena in der Familie Willkommen zu heißen. Ich freue mich ja so für euch beide." Ich lächle zaghaft und schaue dann zu Jake. „Warum ist er hier? Dad kommt uns nicht einfach besuchen. Was will er?" Nicole zuckt mit den Schultern und wendet sich wieder dem Essen. „Hat er nicht gesagt. Jake, bitte. Anders hätte ich dich nie dazu bekommen hier zu bleiben." Jake wirft die Arme in die Luft. „Aus gutem Grund! Mom, was hat er dir wieder versprochen? Du glaubst doch nicht den Schwachsinn den er von sich gibt?" Ich verschränke unwohl die Arme ineinander. „Wenn er mitisst dann werden Rheena und ich gehen." Ich räuspere mich kurz. „Jake, Schatz. Du bist neunzehn Jahre alt. Verhalte dich auch so. Tu mir den Gefallen und bleib zum Essen. Wir wissen ja gar nicht was er möchte." Jake haut wütend gegen den Kühlschrank was Nicole und mich zusammen Zucken lässt.  „Jake, vielleicht sollten wir einfach-" Wütend unterbricht er mich. „Rheena, halt dich da raus." Ich beiße mir auf die Unterlippe und nicke vorsichtig. „Wo ist er überhaupt?" Fragt Jake. Seine Mutter zeigt mit dem Kochlöffel nach oben. „Er duscht. Die Fahrt war lang." Jake lacht empört auf. „Er duscht? In diesem Haus?" Seufzend dreht sich Nicole zu ihm und zuckt mit den Schultern. „Es ist sein Haus, Jake." Gerade möchte er zur Antwort ansetzen als es an der geöffneten Tür klopft. Ein unglaublich gut aussehender Mann, mittleren Alters betritt in Hemd und Anzugshose den Raum. Seine Haare sind stilvoll nach hinten gegellt und an den Seiten sind die ersten grauen Haare erkennbar. Er scheint südlicher Abstammung zu sein.
Wenn ich dachte, dass Jake seiner Mutter ähnlich sieht dann nehme ich es hiermit zurück. Er ist das Ebenbild seines Vaters. Nur in einer jüngeren, moderneren Version.
„Habe ich was verpasst?" Weiterhin bleibt es still als er skeptisch eine Augenbraue hebt und erst seinen Sohn und dann mich von oben bis unten mustert. Ich schlucke schwer. „Seid ihr alle auf den Mund gefallen? Jake, so begrüßt man seinen Vater nicht." Ich schaue zu Jake der ihn nur wütend anfunkelt. „Jake, bleib zum Essen." Flüstert seine Mutter ihm zu und legt behutsam ihre Hand auf seinen Arm. „Sag mir Bescheid wenn das Essen fertig ist." Knurrt dieser und geht, natürlich nicht ohne mit voller Wucht gegen seinen Vater zu laufen, durch die Tür und verschwindet die Treppen hoch. „Diesem Jungen ziehe ich noch irgendwann die Ohren lang." Zischt der Vater wieder und sieht dann zu mir. „Ich gehe nach ihm schauen." Murmle ich und laufe ebenfalls an ihm vorbei. So schnell ich kann renne ich die Treppe hoch. Unsicher klopfe ich an der Tür und öffne sie dann.
„Jake." Hauche ich so sanft ich kann und gehe auf ihn zu. „Mach die Tür zu." Brummt er mit dem Rücken zu mir gedreht und ich könnte schwören dass seine Stimme gerade gebrochen ist.
Genau so wie mein Herz als ich um das Bett gehe und ihn mit den Ellbogen auf die Beinen gestützt, auf den Boden schauen sehe. Tränen laufen ihm über die Wangen. „Komm her." Flüstere ich und nehme ihn ohne zu zögern in den Arm. „Du musst nicht reden, okay? Wir können, wenn du willst gehen. Wo immer du hin willst." Jake reagiert nicht weshalb ich ihn seufzend über die Haare streiche. „Na schön, dann bleiben wir hier." Ich setze mich neben ihn, lasse seine Hand dabei aber nicht los. „Ich bin so wütend." Langsam fahre ich mit meinen Fingern seinen Arm auf und ab. „Und das ist völlig in Ordnung. Du hast alles recht der Welt wütend zu sein." Jake schnaubt und wirft den Kopf in den Nacken als er seinen Kopf schüttelt. „Seid wir hier sind hat er sich nicht mehr blicken lassen. Gut für ihn, sonst-" Jake bricht ab und beißt die Zähne zusammen. „Ich verstehe einfach nicht was er hier will. Und erst recht verstehe ich nicht wieso meine Mom so blauäugig ist und ihn nicht endlich rauswirft." Er lehnt sich wieder nach vorne und beruhigend streiche ich mit meiner Hand über seinen Rücken. „Was ist zwischen euch vorgefallen?"
Es ist lange still und fast habe ich die Hoffnung schon aufgegeben, dass Jake mir antwortet, als er sich laut räuspert und meine Hand los lässt um mit seinen Fingern zu spielen. „Wie du wahrscheinlich schon bemerkt hast, ist meine Mutter noch relativ jung. Das liegt daran, dass sie mich schon früh bekommen hat. Die beiden haben damals nicht aus liebe oder so geheiratet. Eher aus finanziellen Gründen und für das Image meines Vaters. Ich sage nicht, dass meine Eltern keine Gefühle für einander hatten. Das wäre gelogen aber nie genug um auf einer natürlichen ‚Art und Weise' diesen Schritt zu wagen." Er holt tief Luft. „Meine Mutter ist ein sehr liebenswerter Mensch." Ich nicke zustimmend. „Sie versucht es einem immer recht zu machen und wehe man streitet sich mit ihr. Drei Tage lang hat sie geweint als wir mal einen kleinen harmlosen Streit hatten." Ich muss bei dem Gedanken schmunzeln. „Sie und Dad haben noch nie wirklich gut zusammengepasst, dass ist mir schon als kleines Kind aufgefallen. Er hat sie immer rumkommandiert und ihr verboten wegzugehen. Er hatte die komplette Kontrolle über sie erhalten." Jake verzieht angewidert das Gesicht und sieht mich an. „So behandelt man keine Frau." Ich schenke ich ihm sachtes Lächeln. „Vor etwas mehr als zwei Jahren, bevor wir hergezogen sind, ist sie schwanger geworden. Natürlich war das für uns alle eine große Überraschung aber Mom und ich haben uns wirklich gefreut. Ich hätte gern noch eine Schwester oder einen Bruder." Er schüttelt kaum sichtbar den Kopf. „Dad hat sich nicht gefreut. Er war sauer, dass meine Mom es behalten wollte, weil er keine Lust hatte alles nochmal durchzumachen. Uns hat es nie an Geld gefehlt aber da wir, vor allem mein Dad an einen gewissen Lebensstil gewöhnt waren, hat es ihm überhaupt nicht gepasst, dass wir Zuwachs bekommen. Er hat natürlich wie ein Idiot versucht seine Sorgen mit Alkohol zu beseitigen. Fast jeden Abend kam er betrunken aus irgendwelchen Bars nachhause und hat sich mit meiner Mutter darüber gestritten. Zu dem Zeitpunkt stand schon fest dass wir umziehen. Er hat auf mehr Geld gehofft. Irgendwann, ich war in meinem Zimmer. Da haben sie sich wieder gestritten, oben im Flur. Meine Mutter hat geweint weil sie herausbekommen hat mit wem er seine Überstunden verbracht hat. Er stritt es nichtmal ab sondern machte ihr Vorwürfe dass es ihre Schuld sei. Sie hätte ihn doch praktisch in die Arme einer anderen Frau getrieben mit der Schwangerschaft. Es ging eine ganze Weile so weiter. Bis ich ein lautes Poltern und einen Schrei hörte." Ich schluckte schwer und traute mich nichtmal mehr zu atmen. Jake viel das sprechen immer schwerer. „Ich bin rausgerannt. Mein Zimmer lag im Erdgeschoss und da sah ich sie dann. Bewusstlos auf dem Boden. Mein Dad hat sie vielleicht nicht mit Absicht geschubst aber er hat sie angerührt und deswegen ist sie gefallen." Schluchzend halte ich mir die Hand vor den Mund. „Nein." krächze ich heiser und schüttle immer wieder den Kopf. „Sie hat das Kind verloren." Ich drehe Jake in meine Richtung und schlinge meine Arme so fest ich kann um ihn. „Es tut mir so leid, Jake. Es tut mir so wahnsinnig leid." Jake erwidert meine Umarmung genau so stark und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren. Durch seiner unregelmäßigen Atmung gehe ich davon aus, dass es ihn auch nicht kalt lässt. „Ab diesen Zeitpunkt habe ich mir geschworen, diesen Mann nie wieder in unser Leben zu lassen. Von einem Tag auf den anderen musste ich erwachsen werden. Ich habe ihn rausgeschmissen und ihm gedroht ihn umzubringen wenn er es wagt nochmal in unsere Nähe zu kommen. Er hat ein schlechtes Gewissen bekommen. Es hat nicht lange angehalten aber er hat uns hier das Haus überlassen. Gesagt, er unterstützt uns finanziell und hofft darauf, dass wir irgendwann wieder eine Familie sein können. Den Rest kennst du. Wir nehmen nur das nötigste an aber das erklärt alles nicht warum er heute hier ist." Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht atme tief durch. „Mein Angebot steht noch. Wenn du gehen möchtest dann tun wir es." Er schüttelt den Kopf. „Ich kann meine Mutter nicht alleine lassen. Aber ich habe vollstes Verständnis dafür wenn du gehen möchtest." Irritiert sehe ich ihn an. „Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich dich jetzt noch alleine lasse?" Unsicher sieht er mich einen Augenblick an. „Danke."

***
Das erste mal das Jake offen von seinem Vater erzählt.
Wie glaubt wir wird der Abend ausgehen?

Tell Me All Your SecretsWhere stories live. Discover now