Kapitel 51

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P.o.V. Santiago:

„Was hab ich, denn jetzt schon wieder falsch gemacht?", frage ich an meine Clique gewandt. Savage hatte ich noch kurz hinterhergesehen, bis sie endgültig von der hektisch drängenden Menschenmasse verschlungen worden war. „Und so was bezeichnet man als gefährlich... da bin ja selbst ich noch intelligenter gegensätzlich des Teufels!", nuschelte Aiden in seinen unvorhandenen Bart. Er erntete einen missbilligen Blick von mir. „Satan! Denk doch einmal nach, bevor du was sagst!", forderte mich Louis auf. Zulko hingegen war sichtlicher Weise genauso irritiert, wie ich. „Lauf ihr doch einfach hinterher.", mischte sich jetzt auch Pimen ein. Bevor ich etwas erwidern konnte, fand Zulko seine Stimme wieder. „Wieso sollte er? Nur Weicheier laufen den Weibern nach."

Für diese Satz bekam er eine Schelle von Alban, der es hasste, wenn unser Herzensbrecher frauenfeindliche Begriffe fallen ließ. Im Generellen war Alban wohl der politisch korrekteste aus unserer Gruppe, er nahm oftmals an Streiks gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und vieles mehr teil. Es war nicht so, dass einer meiner Freunde für irgendeine dieser Sache war, jedoch setzte sich auch keiner, außer ihm, so wirklich gezielt dagegen ein. Alban stammte selbst aus einer ursprünglich afrikanischen Familie und seine Schwester, hatte sich aufgrund ihrer Hautfarbe und ihres Geschlechts schon viele untragbare Dinge anhören müssen, was wohl der Auslöser für seine Initiative war.

Ein paar Mal hatte ich ihn auf solche Boykottierungen begleitet, allerdings war das nicht so meine Welt. Auch ich fand nicht in Ordnung, was manche Menschen ertragen müssen, jedoch verstehe ich nicht, was es helfen soll, wenn ich mich sonntags morgens um halb neun auf die Straße stelle und ein doofes Plakat hochhalte. Wenn ich sehe, wie einem anderen Menschen Unrecht getan wird, kann ich doch auch dann akut einschreiten und ihm helfen oder? Alban hatte verstanden, warum ich nicht nochmal mitkommen wollte und es akzeptiert.

Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, so war er ein verdammt gut-argumentierender Diskuteur und eigentlich auch ziemlich clever. Irgendwann würde er ganz oben in der Karriereleiter der Politik stehen, da war ich mir sicher.

In meinen Gedankengängen verlaufen, bemerkte ich gar nicht, dass die Jungen, um mich herum, ein aufbrausendes Wortgefecht gestartet hatten. „Fresse! Alle!", rief ich dazwischen und ziemlich schnell, war auch alles ruhig. Die Schülermenge, die sich vorhin noch, um uns herum geschoben hatte, war wohl nun aufgrund des Schulbeginns, im Gebäude verschwunden.

„Und gehst du ihr jetzt nach oder was?", brach Louis, die von mir erzwungene Stille. Wie ein kleiner Junge, der etwas verbrochen hatte, es aber niemals zugeben würde, schüttele ich den Kopf. Pimen drehte sich, mit enttäuschtem Blick auf mich gerichtet, hastig um und verschwand, dann mit schnellen Schritten, im Gebäude.

Die erste Schulstunde war sowieso bald beendet, also konnten wir sie genauso gut auch schwänzen. Die Jungs waren wieder in unwichtigen Gesprächen versunken oder rauchten eine, während ich schweigend zum Horizont sah. Lange für in mir verschollen erklärten Gefühle machten sich breit. Sorgen. Vielleicht sollte ich doch nach ihr schauen? Etwas untaktvoll hatte ich mich schließlich verhalten. Moment mal, was wenn sie sich wieder so sehr aufregt, dass sie eine Panikattacke bekommt?! Damit könnte ich nicht noch einmal umgehen. Savage so geschwächt und willenslos, das geht nicht! Als hätte mich eine Biene gestochen, sprang ich auf und rannte Richtung Mädchenklo.

Love is a flirty hell!Where stories live. Discover now